DZSM-MITTEILUNG

11.11.2023

11. Laufmedizinisches Symposium in Dresden fand breites Interesse

11. Laufmedizinisches Symposium in Dresden fand breites Interesse
© pavel1964 / Adobe Stock

Erstmals seit drei Jahren fand am 21. Oktober 2023 wieder das Laufmedizinische Symposium im Rahmen der Marathon-Messe zum Dresden Marathon statt. „Die rund 100 Besucherinnen und Besucher sowie die lebhaften Diskussionen zeigten deutlich, dass die Leute nach der langen coronabedingten Pause wieder sehr an laufmedizinischen Themen interessiert sind”, sagt Dr. Axel Klein, Vorsitzender des Sächsischen Sportärztebundes und wissenschaftlicher Leiter des Symposiums. Freizeit- und Leistungssportler waren ebenso ins Internationale Congress Center Dresden gekommen wie sportmedizinisch interessierte Orthopäden und Allgemeinmediziner.

Rege diskutiert wurde der Vortrag von Dr. Freddy Sichting von der Technischen Universität Chemnitz zum Thema „Der Mensch als Läufer. Eine evolutionsbiologische Betrachtung”. Es ging um die Entwicklung des Körpers und die Frage, ob die in hochtechnisierten Ländern weit verbreitete Plantarfasziitis evolutionsbiologisch begründbar ist. Hiermit verbunden stellt sich auch die Frage, ob Sportler aus afrikanischen Ländern beim Laufen genetische Vorteile haben. Beides konnte Dr. Sichting verneinen. Vielmehr seien es Umwelteinflüsse wie ständiges Laufen auf Asphalt und in (Lauf-)Schuhen, welche die Fußmuskulatur schwächen und der Plantarfasziitis Vorschub leisten. Häufiges Barfußgehen von Kindheit an kann demnach zur Vermeidung von Überlastungsbeschwerden beitragen.

In seinem Vortrag „Laufen trotz Gelenkverschleiß“ stellte Dr. Axel Klein, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, fest, dass nicht jeder Schmerz in Knie oder Hüfte auf eine Arthrose hinweist. Außerdem begünstige Laufen nicht das Entstehen von Arthrose, sofern keine Sekundärfaktoren wie Unfallfolgen oder eine Beinfehlstellung vorliegen. „Wer regelmäßig bis zu 40 Kilometer pro Woche läuft, kann mit deutlichen gesundheitsfördernden Effekten rechnen. Dagegen steigt bei Leistungssport mit hoher Wettkampffrequenz und wenig Regeneration das Risiko für Gelenkverschleiß“, so Klein. Wer bereits eine Arthrose entwickelt hat, müsse auf weniger Wettkämpfe, ausreichende Regeneration, Verzicht auf steiles Gelände sowie adäquates Schuhwerk mit guter Dämpfung setzen. „Für Menschen mit Knie- oder Hüftprothese ist Laufen allerdings nicht die ideale Sportart“, betonte Klein.

Dr. David Stather, Medical Director der Fidia Pharma GmbH, unterstrich im Vortrag „Spritze ins Knie und es läuft wieder wie geschmiert?“, dass bei der Entstehung von Arthrose nicht nur mechanische Faktoren, sondern auch Entzündungsprozesse im Körper eine wesentliche Rolle spielen. Neben unterschiedlichen Formen der Hyaluronsäuretherapie stellte er die Behandlung mit PRP (Platelet Rich Plasma) vor: Durch Injektion von thrombozytenreichem Plasma aus Eigenblut können entzündungsbedingte Arthrosebeschwerden reduziert werden.

In der „Bewegten Mittagspause“ brachte der Physiotherapeut und Lauftrainer Marcus Trocha die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wieder in Schwung, gefolgt von seinem Vortrag „Optimierung der individuellen Lauftechnik. Einfache Übungen zur Reduzierung der Stoßkräfte und Erhöhung der Effizienz“. Auf die Frage „Watt ist die neue Pace!? Leistungsmessung beim Läufer – Sinn oder Unsinn?“ hatte Prof. Olaf Ueberschär vom Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT) in Leipzig eine klare Antwort: „Wattmessung, wie sie viele moderne Sportuhren bieten, ist aus biomechanischer Sicht für Läufer nicht sinnvoll, da beim Laufen viele Einflussfaktoren wirken, die über solche Uhren noch nicht valide messbar sind.“ Als Quintessenz aus dem Symposium zitiert Dr. Klein den ehemaligen DDR-Radrennfahrer Gustav Adolf „Täve“ Schur: „Man bewegt sich nicht weniger, weil man alt wird, sondern man wird alt, weil man sich weniger bewegt – also bewege dich!“

Dr. David Stather, Medical Director der Fidia Pharma GmbH
Dr. David Stather, Medical Director der Fidia Pharma GmbH © Klein

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