Bei Verdacht auf ACL-Ruptur: Wie genau ist der Hebelzeichen-Test?
Rupturen des vorderen Kreuzbandes sind bekanntermaßen unter den häufigsten Ligamentverletzungen und stellen mit ihrer schmerzhaften und aktivitätseinschränkenden Symptomatik ein übliches Beschwerdebild in der Sportmedizin dar. Neben einer ausführlichen Anamnese dienten in der Vergangenheit die bewährten Lachman-, Pivot-Shift- und Schubladen-Tests zur Diagnosesicherung bei einem Verdacht auf ACL-Ruptur. Der 2014 eingeführte Hebelzeichen-Test (Lever-Sign-Test) hingegen war bisher umstritten und zeigte in verschiedenen Reviews eine große Spannbreite diagnostischer Sicherheit.
Für die auch Lelli-Test genannte Untersuchung liegt der Patient mit gestreckten Beinen in Rückenlage. Der Untersucher platziert die Faust der einen Hand unter dem proximalen Unterschenkel und übt mit der anderen Hand Druck auf den distalen Quadrizeps aus. Bei intaktem vorderem Kreuzband führt die nach unten gerichtete Kraft zur Streckung des Knies und somit zum Abheben der Ferse von der Unterlage. Bei teilweise oder vollständig rupturiertem ACL hingegen verbleibt die Ferse in ihrer Ausgangsposition.
Eine systematische Metaanalyse liefert nun eine aktuellere und vollständigere Übersicht über die Aussagekraft der Studien zum Hebelzeichen-Test.
Zur Beurteilung von Spezifität und Sensitivität des Tests wurden in die Analyse 23 Studien mit einer Gesamtzahl von 3299 Untersuchungen an 2516 Patientinnen und Patienten einbezogen. Wenn auch die vom Entwickler des Tests geschätzten 100 Prozent Sensitivität und Spezifität zu optimistisch waren, liefert er doch mit 79 Prozent Sensitivität und 92 Prozent Spezifität eindeutig ausreichend diagnostische Sicherheit. Bei Durchführung unter Anästhesie verbesserten sich die Werte sogar noch um einige Prozentpunkte auf über 86 Prozent Sensitivität und 93 Prozent Spezifität, vermutlich aufgrund zusätzlicher Muskelrelaxation.
Doch bereits ohne Anästhesie ist der Lever-Sign-Test im Hinblick auf die Sensitivität vergleichbar mit dem Schubladen- und dem Lachman-Test, in puncto Spezifität sogar mit dem Spitzenreiter Pivot-Shift-Test. Der Lever-Sign-Test sollte nach Beurteilung der Autoren dennoch nicht alleine angewendet werden, kann die Diagnosestellung bei Verdacht auf eine ACL-Ruptur in Kombination mit den bekannten Testverfahren aber gut ergänzen.
■ Taylan Y, Hutterer C
Ähnliche Beiträge zum Thema finden Sie weiter unten!
Quellen:
Hesmerg MK, Oostenbroek MHW, van der List JP. Lever sign test shows high diagnostic accuracy for anterior cruciate ligament injuries: A systematic review and meta-analysis of 3299 observations. Knee. 2024; 47. doi:10.1016/j.knee.2024.01.003