Stoffwechsel und Immunität im Dialog: Die Erforschung der systemischen Schnittstelle in der Sportmedizin

Traditionelle sportmedizinische Ansätze betrachten oft einzelne Organe, während neuere Konzepte wie "Holistic Integrative Physiology" die Wechselwirkungen zwischen Körpernetzwerken betonen. Diese Erkenntnisse bieten neue Ansätze für Krankheitsprävention und Sporttraining. Beim SMHS 2025 wird dieses Thema weiter vertieft. Zusammenfassung eines wissenschaftlichen Beitrags aus der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin (DZSM) mit Link zum englischsprachigen Originalartikel und Downloadmöglichkeit als PDF.

Stoffwechsel und Immunität im Dialog: Die Erforschung der systemischen Schnittstelle in der Sportmedizin
© HISTOCK / Adobe Stock (KI generiert)

Die sportmedizinische Forschung hat über Jahrzehnte hinweg wertvolle Erkenntnisse durch die Analyse einzelner Organe und in den vergangenen Jahren in der Fokussierung auf Organachsen gewonnen. Modelle wie die Muskel-Hirn- oder Darm-Immunsystem-Achse haben wesentlich dazu beigetragen, die bi-direktionalen Kommunikationswege zwischen verschiedenen Organen zu verstehen. Trotz dieser Fortschritte bleiben solche Ansätze jedoch partiell: Sie erfassen die Komplexität physiologischer Anpassungsprozesse nur begrenzt. Holistische Modelle wie die Holistic Integrative Physiology (HIP) erweitern diese Perspektive, indem sie Gesundheit und Krankheit als emergente Eigenschaften dynamischer, hochgradig vernetzter physiologischer Systeme begreifen. Gerade in der Sportmedizin bietet dieser systemische Blick die Chance, die integrativen Effekte körperlicher Aktivität auf molekularer, zellulärer und systemischer Ebene umfassend zu erfassen.

Ein paradigmatisches Beispiel hierfür ist der Immunmetabolismus – die enge Verflechtung von Immunsystem und Stoffwechsel. Diese Systeme operieren nicht isoliert, sondern stehen über gemeinsame Signalwege und regulatorische Metaboliten in wechselseitiger Abhängigkeit. Körperliche Aktivität wirkt als starker Modulator dieser Schnittstelle: Immunzellen zeigen spezifische metabolische Anpassungen, während Zytokine zentrale Stoffwechselprozesse beeinflussen. Multi-Omics-Analysen illustrieren eindrucksvoll, dass die mitochondriale Funktion von Immunzellen in enger Beziehung zur kardiorespiratorischen Fitness steht – ein Befund mit weitreichenden Implikationen für Prävention, Therapie und Leistungsoptimierung.

Das Verständnis solcher systemischen Interaktionen eröffnet neue diagnostische und therapeutische Horizonte: Immunometabolische Profile – etwa bestehend aus mitochondrialer Kapazität, Zytokin-Balance und Metabolitenmustern – liefern integrative Marker für Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Diese Erkenntnisse sind sowohl für die Therapie chronischer Erkrankungen als auch für die individualisierte Trainingssteuerung im Hochleistungssport von Bedeutung.

Der Sports, Medicine and Health Summit 2025 wird diese Themen in den Fokus rücken, um die Diskussion von einer organ- und achsenbasierten Betrachtung hin zu einer integrativen, systemphysiologischen Perspektive zu lenken. Damit wird deutlich: Bewegung ist nicht nur ein lokaler Reiz, sondern ein systemischer Stimulus von enormer Tragweite – orchestriert über alle physiologischen Ebenen hinweg.

Prof. Dr. Karsten Krüger
Prof. Dr. Karsten Krüger Wissenschaftliche Programmkommission, SMHS 2025; Professor für Leistungsphysiologie und Sporttherapie, Justus-Liebig-Universität Gießen © Krüger
Kristina Gebhardt, M.Sc., Sportwissenschaftlerin
Kristina Gebhardt, M.Sc., Sportwissenschaftlerin, Universität Giessen ©Gebhardt

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