Sport schützt Kinder vor Einsamkeit – aber Jungen anders als Mädchen

Sport schützt Kinder vor Einsamkeit – aber Jungen anders als Mädchen
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Kinder und Jugendliche, die Sport treiben, sind bekanntlich körperlich sowie psychisch gesünder und haben sogar im Durchschnitt bessere Noten als unsportliche Gleichaltrige. Aber gibt es noch weitere Effekte, zum Beispiel Schutz vor Einsamkeit, die auch bei Kindern zunimmt? Ein internationales Studienteam hat sich dieser Frage angenommen und Einsamkeitsempfindungen in Kontext zu sportlicher Aktivität, Geschlecht und verschiedenen sportartspezifischen Variablen gestellt (1).

In die Analyse flossen die Daten von 762 zehnjährigen serbischen Schülerinnen und Schülern der fünften Klasse (348 Mädchen, 414 Jungen) ein. Als abhängige Variable setzten die Forscher die Gesamtpunktzahl auf der Children’s Loneliness Scale (CLS) ein, als unabhängige Variablen das Geschlecht, die Sportbeteiligung (ja/nein), die Art des Sports (Mannschafts-/Einzeldisziplinen), das Leistungsniveau und die jeweilige Sporterfahrung des Kindes in Jahren ein. Einsamkeit wurde als subjektiv wahrgenommene soziale Isolation definiert – weil man das Gefühl nicht objektiv bewerten kann: Manche Menschen bezeichnen sich trotz vorhandener sozialer Eingebundenheit einsam, andere trotz tatsächlicher Isolation nicht. Kinder sind durch die kumulativen Effekte persistierender Einsamkeit in jeder Hinsicht besonders gefährdet.

Jungen profitieren von Mannschafts-, Mädchen von Individualsport

Die Analyse ergab, dass sich sportlich inaktive Jungen signifikant einsamer fühlten als Jungen, die regelmäßig Sport trieben. Signifikante Schutzeffekte entstanden allerdings nur, wenn es sich dabei um eine Mannschaftssportart handelte. Das Wettkampfniveau hatte keinen Einfluss, sehr wohl jedoch die Anzahl der Zugehörigkeitsjahre zum jeweiligen Sport: Je länger die befragten Buben der Mannschaft angehörten, desto weniger einsam fühlten sie sich – vermutlich weil in diesem Fall sowohl eine hohe Interaktions-Quantität (viele Spieler, mehr Kontaktoptionen) als auch eine gute gemeinschaftliche Qualität (engere, festere Beziehungen) zustande kommt. In Einzelsportarten modulierten die Parameter Niveau und Erfahrungsjahre den Einsamkeitsgrad von Jungen nicht signifikant. Bei Mädchen schien Mannschaftssport erstaunlicherweise keine bedeutenden Auswirkungen auf den Einsamkeitsgrad zu haben, egal wie lange sie schon dabei waren. Individualsportarten hingegen können bei ihnen Gefühle von Einsamkeit signifikant verringern, sofern sie länger als 3 Jahre ausgeübt wurden.

Für Mädchen ist Sport als Interaktions-Trigger gegen Einsamkeit weniger wichtig

Insgesamt hilft Sport Jungen mehr gegen Einsamkeit als Mädchen. Eine Erklärung dafür könnte laut Autoren sein, dass Letztere ihr Bedürfnis nach Verbundenheit eher auch durch alternative auf Interaktion basierende Aktivitäten befriedigen können, sodass der sportliche Kontext für sie nicht unbedingt entscheidend ist. Bei Jungen hingegen dient (Mannschafts-)Sport hauptsächlich dazu, ihren Drang nach Konkurrenz und Dominanz zu befriedigen, zumal alternative Wettbewerbssituationen wie z.B. im Beruf noch fehlen. Grundsätzlich sind Mädchen außerdem im untersuchten Alter von 10 Jahren intellektuell, sozial und emotional reifer als Jungen, weshalb weitere Untersuchungen an älteren Kindern, bei denen sich diese Unterschiede langsam nivellieren, interessante Aufschlüsse geben könnten.

Fazit: Regelmäßiger und langjähriger Sport kann Schulkinder signifikant vor Einsamkeit und ihren psychischen Folgen schützen. Er fördert die Interaktion und Bindung mit anderen, sorgt für eine bessere Selbstwahrnehmung und fördert die Sozialkompetenz. Essenziell ist dabei das Gefühl von Zugehörigkeit – speziell zu einer Mannschaft bei Jungen oder der Sportart an sich bei Mädchen.

■ Kura L

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Quellen:

  1. Tubić T, Modrić T, Sekulić D, Bianco A, Radjo I, Drid P. Loneliness in sports active and non-active school-age children: Can sport protect children against loneliness? Front Psychiatry. 2023; 13: 1063714. doi:10.3389/fpsyt.2022.1063714