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Fortsetzung Sonnenbrillen: Das Auge im Blick

Die Helligkeit mit Sonnenbrille regulieren

Das gesunde Auge kann Leuchtdichte-Unterschiede von 1:1012 verkraften. Das heißt, dem Menschen ist es möglich, sowohl in mondloser Nacht als auch bei gleißendem Sonnenlicht zu agieren. Bewerkstelligt wird diese Adaptation durch

• das reflektorische Pupillenspiel (1:16),
• die Anpassung des Lichtfarbstoffes in den jeweiligen lichtaufnehmenden Zellen,
• einen Zusammenschluss mehrerer Stäbchen zu einem Empfindungselement,
• die Änderung der Fixationsdauer sowie
• die Änderung der Lidspaltenweite.

Dennoch gibt es einen Helligkeitsbereich (Leuchtdichte-Bereich), in dem Handlungen leichter vorgenommen und Sportarten besser ausgeübt werden können. Diese Leuchtdichte liegt zwischen 103 und 106 Candela/Quadratmeter (cd/qm) (Abb. 3). Mit Hilfe einer Sonnenbrille sollte man versuchen, den Lichteinfall ins Auge in diesen Bereich zu regulieren. Eine Schirmmütze ist für die meisten Sportarten als Sonnenschutz ungeeignet, weil beim Heben des Kopfes die Sonnenstrahlen ins Auge fallen können und die von Gegenständen und vom Boden reflektierten Strahlen ungehindert in die Augen eintreten.

Diagramm Optimaler Helligkeitsbereich
Abb. 3: Optimaler Helligkeitsbereich

Die auf dem deutschen Markt angebotenen Sonnenbrillen haben im Allgemeinen einen hundertprozentigen UV-Schutz: Alle Wellenlängen unter 400 nm werden blockiert und intensives langwelligeres Licht je nach Tönung der Gläser absorbiert. Es gibt 4 Kategorien an getönten Gläsern:
• Kategorie 1: 20–57 % Tönung für bedeckte Tage
• Kategorie 2: 57–82 % Tönung; normaler Blendschutz für Sommer­tage in Mitteleuropa
• Kategorie 3: 82–92 % Tönung für Wasserflächen, Strand und Berge sowie südeuropäische Länder; ab 90 % Absorption für den Straßenverkehr nicht geeignet
• Kategorie 4: 92–97 % Tönung für Hochgebirge und Gletscher

Welche Brille für wen?

Der Rahmen

Für Sonnenbrillen gilt, wie für alle anderen Brillen auch, dass sie gut passen müssen. Der Rahmen muss der Kopfgröße, der Gesichtsform und anderen individuellen Gegebenheiten (breite Nase, hohe Wangenknochen usw.) angepasst werden. Zusätzlich muss die Brille dem jeweiligen Anwendungszweck angemessen sein. Finden Tätigkeiten oder Sport auf reflektierendem Untergrund (Schnee, Eis, Wasser etc.) statt, sollte auch das seitliche Eindringen von Streulicht durch gebogene Gläser oder einen Rundum-Schutz vermindert oder vermieden werden (Gletscherbrille). Dies gilt vor allem bei Gletschertouren oder Hochgebirgs-Skiabfahrten. Die meisten Skibrillen bieten guten UV-Schutz und können daher an Stelle von Sonnenbrillen getragen werden.

Für Arbeiten oder Sportarten auf spiegelnden Flächen (Eis, Gletscher, Wasser) sind mitunter polarisierende Gläser zu empfehlen. Die Polfilterebene muss vom Optiker in der für die Tätigkeit optimalen Richtung eingesetzt werden. Zur Verringerung der Blendung durch Lichtreflexe sind Entspiegelungen sinnvoll. Mehrfach-Entspiegelungen haben sich im Sport jedoch nicht bewährt, weil oft die oberen Schichten verkratzen bzw. abblättern.

Die Gläser

Für gefährdende Sportarten, bei denen man eines Augenschutzes bedarf (Rad- oder Motorradsport, Mannschafts-, Kontakt- oder Schlägersport), sollten unzerbrechliche Sonnenschutz-Sportbrillen aus Kunststoff verwendet werden. Die Glas- oder Scheibenfarbe der Sonnenbrille sollte entweder braun, grün oder grau sein. Diese Farben beeinträchtigen das Farbsehen nicht oder nicht wesentlich und sind so auch für den Straßenverkehr geeignet. Rote, blaue und gelbe Gläser verändern das Farbsehen sehr stark und sind im Straßenverkehr verboten. Gelbe oder gelborange Scheiben werden auf Skipisten oft zur Kontrasterhöhung benutzt (G. Jendrusch).

Selbsttönende (phototrope) Gläser haben sich im Sport weniger bewährt als gleichbleibende Tönungen, weil sowohl die Einfärbung als auch die Entfärbung der Scheiben je nach Temperatur zu langsam verläuft. Viel eher bevorzugen Sportler hochklappbare Sonnenschutzgläser an einer Brille mit normalen, ungetönten Gläsern oder ähnliche Konstruktionen. Hinter Glasscheiben, auch im Auto, tönen sich phototrope Gläser gar nicht, weil dazu UV-Licht erforderlich ist, das von den Scheiben abgehalten wird.

Fehlsichtige können ihre Sonnenbrille mit getönten, optisch korrigierenden Gläsern ausstatten lassen. Statt zu großer oder seitlich zu stark gebogener Sonnenschutzscheiben bewähren sich korrigierbare Innenclips. Auch abnehmbare Sonnenclips auf der üblichen Brille haben sich bewährt. Sonnenschutz-Überbrillen, die über die vorhandene Korrekturbrille gezogen werden, finden ebenfalls oft Verwendung, weil sie schnell abgezogen werden können, wenn es die Lichtverhältnisse erfordern, z. B. bei Einfahrt in einen Tunnel. Sonnenbrillen besitzen kein Verfallsdatum und können bei optimaler Behandlung über Jahrzehnte getragen werden. Beschädigte Gläser bieten jedoch weniger Schutz und sollten ausgetauscht werden.

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