Situation der Sporttherapie in der Psychiatrie

Sporttherapie kann Psychiatrie-Patienten körperlich und seelisch stärken. Vor allem für die Wirksamkeit bei Depressionen, Schizophrenie, Angst- und Suchterkrankungen wächst die Evidenz stetig. Auch Deutschlands psychiatrische Kliniken bieten Sporttherapien an. Eine neue Studie (1) untersuchte nun, wie diese Angebote angenommen werden. Vier Kliniken lieferten dafür die benötigten Informationen, beteiligt waren 2693 Patienten zwischen 18 und 94 Jahren (Mittelwert: 44 Jahre).

Alle Zentren boten zwischen drei und zehn Sporttherapien an, darunter Laufgruppen, Schwimmen, Ballsportarten, Boxen, Flamenco, Krafttraining und Yoga. Dabei konnten die Patienten je nach Zentrum zwischen 53 und 780 Minuten wöchentlich Sport treiben. Das markanteste Ergebnis: das Gros der Patienten (77 Prozent) ignorierte die Sporttherapien völlig. Immerhin nahmen 46 Prozent von ihnen eine Ergotherapie in Anspruch. Besonders selten erreichte Sporttherapie Menschen mit Schizophrenie oder Psychose als Haupt- oder Nebendiagnose sowie Patienten mit mehreren Nebendiagnosen. Menschen mit affektiven Störungen nutzten sie hingegen häufiger als der Durchschnitt.

Geschlecht und Alter hatten keinen Einfluss auf die Teilnahme, die Wahl des Zentrums hingegen durchaus: Die Klinik, die 780 Minuten Sporttherapie wöchentlich im Programm hatte, erreichte mit 84,7 Prozent die höchste Teilnehmerrate. Hier trainierten die Patienten auch besonders lange (Durchschnitt: ca. 223 Minuten je Teilnehmer). Auf alle 2693 Studienteilnehmer gerechnet, lag das wöchentliche Sporttherapie-Pensum bei 36 Minuten. Unter Ausschluss der Nicht-Nutzer kamen die Teilnehmer auf durchschnittlich 161 Minuten.

Insgesamt, so schlussfolgern die Autoren, ist in Deutschland von einer noch unzureichenden Versorgung stationärer Psychia­trie-Patienten mit Sporttherapie auszu­gehen. Daher empfehlen sie, das Angebot der Zentren abwechslungs- und umfangreicher zu gestalten.

■ Plaum P

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