Sekundärprävention im Schulsport – Erfüllen die Erste-Hilfe-Kenntnisse von Sportlehrern die Anforderungen bei Notfällen im Unterricht?

Zusammenfassung eines wissenschaftlichen Beitrags (Originalarbeit) aus der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin (DZSM) mit Link zum englischsprachigen Originalartikel und Downloadmöglichkeit als PDF.

Sekundärprävention im Schulsport – Erfüllen die Erste-Hilfe-Kenntnisse von Sportlehrern die Anforderungen bei Notfällen im Unterricht?
© Maria Sbytova / Adobe Stock

Design der Studie

Ziel der Studie ist eine Untersuchung, ob das aktuelle Erste Hilfe Wissen von deutschen Spotlehrerinnen – und lehrern in 2014 von den Ergebnissen der Pilotstudie aus 2008, die ein mangelhaftes Wissen von deutschen Sportlehrerinnen und -lehrern gezeigt hatte, abweicht. Hinzu kommt als zweite Fragestellung, ob das aktuelle Erste Hilfe-Wissen der Sportlehrer für die Behandlung typischer Verletzungen (Tabelle 1) im Schulsport angemessen ist.

Material und Methoden

Basierend auf dem Fragebogen der Pilotstudie von 2008 und auf aktuellen Analysen bezüglich Sportverletzungen an deutschen Schulen wurde ein Multiple-Choice Fragebogen erstellt. Dieser Fragebogen wurde von Sportlehrerinnen und -lehrern an Gymnasien in Nordrhein-Westfalen (n=92) beantwortet. Die Ergebnisse wurden mit den Ergebnissen der Pilotstudie verglichen. Hierzu wurden nicht-parametrische Methoden wie der χ2-Test und Mann-Whitney-U-Test verwendet.

Ergebnisse und Diskussion

Wie bereits in der Pilotstudie, fand sich ein genereller Mangel an Wissen in Erster Hilfe, insbesondere bezüglich grundlegender Themen wie Lagerung eines Verletzten, Frakturen an den Extremitäten, Rückenverletzungen und den Einfluss von Umweltfaktoren wie Hitze oder Kälte, auch wenn im direkten Vergleich in einzelnen Themen eine Verbesserung festzustellen ist.

Um das Erste Hilfe Wissen von Sportlehrerinnen und -lehrern zu verbessern und an die Anforderungen der Schulsportverletzungen anzupassen, ist es notwendig, dass sportspezifische Erste Hilfe Kurse fester Bestandteil von akademischer Ausbildung und regelmäßiger Fortbildung werden und entsprechende Auffrischungskurse in einem 1-2 Jahresrhythmus regelmäßig stattfinden.

Methodische Einschränkungen und Störfaktoren

Um einen möglichen selection bias zu minimieren, erfolgte die Beantwortung der Fragebögen bei regelmäßig stattfindenden Fachkonferenzen, sodass nicht nur besonders interessierte Lehrerinnen und Lehrer an der Studie teilnahmen. Dennoch kann eine Einschränkung der Ergebnisse durch unterschiedliches Interesse nicht komplett ausgeschlossen werden. Zudem wurden 2 verschieden Studienpopulationen verglichen, nämlich die Population der Pilotstudie (n=25) und der aktuellen Studie (n=92), es handelt sich also nicht um eine Längsschnittstudie.

Fazit für die Praxis

1. Es besteht Bedarf für eine Verbesserung der Bildung der Sportlehrerinnen und –lehrer in Erster Hilfe.
2. Spezifische Erste Hilfe Kurse sollten Bestandteil der akademischen Ausbildung sein und als Auffrischungskurse in einem 1-2 Jahresrhythmus regelmäßig stattfinden.
3. Wichtige Themen für die spezifische Fortbildung der Sportlehrer sind insbesondere Lagerung, Extremitäten-Frakturen, Rückenverletzungen und Umwelteinflüsse.

Anteile Verletzungsarten beim Schulsport
Tab. 1: Anteil bestimmter Verletzungsarten an den Verletzungen im Schulsport insgesamt. © DZSM 2019

■ Essers S, Schöffl V, Heggie TW, Küpper T