Schädel-Hirn-Traumata vorwiegend durch Stürze und Radfahren ohne Helm

Schädel-Hirn-Traumata vorwiegend durch Stürze und Radfahren ohne Helm
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Schädel-Hirn-Traumata (SHT) sind eine der häufigsten Ursachen für Behinderung und Tod im Erwachsenenalter. Das Spektrum möglicher Verletzungen des Gehirns ist dabei groß. Eine umfassende Studie in Deutschland hat sich nun mit den Ursachen von Schädel-Hirn-Traumata und den Zusammenhang zwischen Schwere der Erkrankung, Lebensalter und Ursache beschäftigt. 3514 Patientinnen und Patienten ab 18 Jahren (Durchschnittsalter 54,5 Jahre, 59,2 Prozent Männer), die in sieben Kliniken der Berufsgenossenschaften wegen eines SHT behandelt wurden, wurden in die Studie eingeschlossen und über standardisierte Dokumentationsbögen und Telefoninterviews bis zur Rehabilitation bzw. bis zu 12 Monate nach dem SHT nachverfolgt (3).

Stürze waren mit einem Anteil von 51,6 Prozent der häufigste Auslöser eines Schädel-Hirn-Traumas, gefolgt von Verkehrsunfällen mit 21,5 Prozent. Bei den Verkehrsunfällen stellten Fahrradfahrer ohne Helm mit 32,1 Prozent die größte Gruppe dar. Radfahrer mit Helm lagen mit 11,5 Prozent der SHT hinter PKW-Insassen (28,3 Prozent) und Motorradfahrern mit Helm (13,1 Prozent). Diese Daten bestätigen Ergebnisse einer anderen Studie, die eine 54-prozentige Steigerung der mit Fahrradfahren in Zusammenhang stehenden SHT zwischen 1998 und 2012 in den Niederlanden gefunden hatte (2). Eine Helmpflicht wäre ein kosteneffektiver Weg, die SHT-bezogene Morbidität und Mortalität zu senken (1).

Schädel-Hirn-Traumata, Verteilung nach Ursachen
Abb.: (A) Ursachen für SHT (n=3514) in Prozent. (B) Verteilung der SHT-Ursachen bei Verkehrsunfällen (n=757) in Prozent. © siehe Quelle (3).

Die Untersuchung zeigte zudem, dass in Deutschland – wie auch in vielen anderen Industrieländern – ein deutlicher Trend zu beobachten ist: SHT-Patienten werden älter und Stürze sind die häufigste Ursache. Ein Viertel der Patientinnen und Patienten der aktuellen Untersuchung war 75 Jahre oder älter. Auch waren bei Älteren moderate und schwere SHT häufiger. Hier sehen die Autoren Bedarf für mehr Aufklärung und spezifische Trainingsmaßnahmen, wie Stuzprophylaxe, Training zum sicheren Gehen, dem geschulten Verwenden von Gehhilfsmitteln oder die Anpassung der Wohnung durch das Entfernen von Stolperfallen.

■ Hutterer C

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Quellen:

  1. Reuvers R, Over EAB, Suijkerbuijk AWM, Polder JJ, de Wit GA, van Gils PF. Cost-effectiveness of mandatory bicycle helmet use to prevent traumatic brain injuries and death. BMC Public Health. 2020; 20: 413. doi:10.1186/s12889-020-08544-5

  2. Scholten AC, Polinder S, Panneman MJM, van Beeck EF, Haagsma JA. Incidence and costs of bicycle-related traumatic brain injuries in the Netherlands. Accid Anal Prev 2015; 81: 51-60. doi:10.1016/j.aap.2015.04.022

  3. Schwenkreis P, Gonschorek A, Berg F, Meier U, Rogge W, Schmehl I, Kern BC, Meisel HJ, Wohlfarth K, Gross S, Sczesny-Kaiser M, Tegenthoff M, Boschert J, Bruckmoser R, Fürst A, Schaan M, Strowitzki M, Pingel A, Jägers LL, Rudolf H, Trampisch HJ, Lemcke J. Prospective observational cohort study on epidemiology, treatment and outcome of patients with traumatic brain injury (TBI) in German BG hospitals. BMJ Open. 2021; 11: e045771. doi:10.1136/bmjopen-2020-045771