Risikofaktoren für Schulterverletzungen im Handball

Risikofaktoren für Schulterverletzungen im Handball
© carmeta / Adobe Stock

Handball ist eine der verletzungsträchtigsten Teamsportarten. Bei durchschnittlich 135 km/h Überkopf-Wurfgeschwindigkeit und den vielen Körperkontakten während Training und Spiel wundert es nicht, dass auch der Schulterbereich mit 17 bis 51 Prozent aller Fälle sehr häufig betroffen ist. Welche Risikofaktoren zu den Schulterverletzungen  beitragen, haben griechische Forscher in einer systematischen Übersicht zusammengefasst (1). Sie wollen damit einen Beitrag zur besseren Prävention in dem beliebten Mannsvhaftssport beitragen.

Acht prospektive Kohortenstudien mit einer Gesamtzahl von 2536 jungen Teilnehmern (etwas mehr Männer als Frauen, Alter zwischen 18 und 24 Jahre) erwiesen sich als geeignet und wurden in die Analyse inkludiert. Voraussetzung war eine wöchentliche Traingszeit der Athletinnen und Athleten von mindestens 8 Stunden unabhängig von der Wettkampfklasse bzw. Liga. Die Erhebung folgte teils per Fragebogen des Oslo Sports Trauma Research Center (OSRTC), teils per Sports Injury Surveillance (SPEx)-System, per Online-Fragebögen, Western Ontario Shoulder Index (WOSI) oder ärztlicher Befragung und Bericht.

Die untersuchten Arbeiten kamen zwar nicht zu einem vollständigen Konsens, aber doch sehr ähnlichen Ergebnissen bezüglich einzelner Risikofaktoren für Schulterverletzungen:

■ Schwache isometrische Außenrotatorenkraft im Verhältnis zur Innenrotation

■ Glenohumerales ROM-Ungleichgewicht

■ Skapuläre Dyskiniesie

■ Übermäßige Steigerung der Trainingsbelastung

■ Vorangegangene Verletzungen

■ Weibliches Geschlecht

■ Spielposition im Rückraum

■ Verändertes Empfinden der Skapula-Stellung

Die größte Evidenz ergab sich für schwache Außenrotatorenmuskulatur und weibliches Geschlecht. Für die anderen Faktoren zeigten sich zwar Hinweise, diese waren jedoch von eher moderater Belegkraft.

Bedeutung für die Prävention von Schulterverletzungen

Die Autoren der Metaanalyse leiten aus ihren Erkenntnisse einige Vorschläge für die Prävention von Schulterverletzungen im Handball ab:

■ Bewertung der Athletinnen und Athleten während der Vorsaison mittels geeigneter Messinstrumente (z. B. Dynamometer) zur Identifizierung und gezielten Adressierung eventueller Kraftungleichgewichte im Training

■ Moderate, angepasste Steigerung der Trainingsintensität und -häufigkeit (< 60 Prozent/Woche). Bei Spielerinnen und Spieler mit Skapuladyskinesien oder schwacher Außenrotatorenmuskulatur keine Steigerungsraten von mehr als 20 Prozent!

■ Vollständige Rehabilitation von Verletzungen vor Wiederaufnahme des gesamten Trainingsumfangs

■ Besonderes Augenmerk bezüglich präventiver Maßnahmen für Mannschaftsmitglieder auf Rückraumpositionen und weiblichen Spielerinnen

Nicht in allen inkludierten Arbeiten war der Verletzungs- und Kraftbegriff gleich klar definiert. Spezifischere Forschung mit unmissverständlichen Kriterien sollte das Thema „Schulterverletzungen im Handball“ aufgreifen und im Hinblick auf die Entwicklung von Präventionsprogrammen untersuchen. Dabei sollte ein Fokus auf weiblichen Handballspielerinnen liegen, die ganz offensichtlich vulnerabler sind als ihre männlichen Sportskollegen.

Das OSTRC Shoulder Injury Prevention Programme  adressiert gleich mehrere der identifizierten Risikofaktoren und kann die Gefahr handballbedingter Schulterverletzungen signifikant verringern.

■ Kura L

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Quellen:

  1. Hadjisavvas S, Efstathiou MA, Malliou V, Giannaki CD, Stefanakis M. Risk factors for shoulder injuries in handball: systematic review. BMC Sports Sci Med Rehabil. 2022; 14: 204. doi:10.1186/s13102-022-00588-x