Psychogene Nebenwirkungen von Anabolika

Psychogene Nebenwirkungen von Anabolika
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Dass anabole Steroide, die vor allem im Bodybuilding-Umfeld zur Erhöhung des Muskelmassezuwachses verwendet werden, eine Vielzahl an körperlichen Nebenwirkungen mit sich bringen können, ist bekannt. Zusammenhänge mit erhöhter Reizbarkeit, Vergesslichkeit, Stimmungsschwankungen und anderen psychischen Befindlichkeiten werden ebenfalls schon lange beobachtet. Bisher wenig beachtet ist hingegen das Potenzial dieser Substanzgruppe, ernste psychische Störungen auszulösen bzw. zu begünstigen. Türkische Wissenschaftler haben das Thema in einer Querschnittstudie aufgegriffen und dabei die psychiatrische Morbidität männlicher Bodybuilder in den Fokus genommen, die Anabolika zu Dopingzwecken konsumieren (1).

Zur Gruppe der anabolen Steroide (AAS) gehören z. B. Clenbuterol, Trenbolon, Boldenon, Testosteron-Propionat, Testosteron-Enanthat und Testosteronacetat. Für die Studie wurden 25 männliche Bodybuilder (Alter: 31,2 ± 8,9 Jahre), die über mindestens ein Jahr hinweg regelmäßig mehrere der genannten Substanzen konsumierten, mit ebenso vielen „cleanen“ Probanden verglichen. Keine der Personen hatte in der Vergangenheit psychiatrische Diagnosen erhalten. In beiden Gruppen wurden jeweils Symptome einer Angststörung mittels Beck Anxiety Score (BAI) und depressive Tendenzen mittels Beck Depression Inventory (BDI) erhoben. Dabei stellte sich heraus, dass beide Werte signifikant (jeweils p<0,001) mit der Anwendung von Steroidderivaten korrelierten, wobei Depressionen stärker ausgeprägt waren als Angstsymptome:

Angst-Werte laut BAI: AAS-Gruppe (5,8 ± 3,7) | Kontrollgruppe (1,2 ± 1,2)
Depressions-Werte laut BDI: AAS-Gruppe (6,4 ± 6,7) | Kontrollgruppe (0,8 ± 1,4)

Gleichzeitig fanden die Forscher in der Labordiagnostik neben niedrigen Serotononin- und Dopaminspiegeln auch erhöhte Kreatinin-, Laktatdehydrogenase-(LDH)- und Östradiolspiegel bei Anabolika-Nutzern mit erhöhten Depressions- und Angstwerten. Die Korrelation mit abnormalen Gonadotropin- und Testosteronwerten führen sie darauf zurück, dass anabole Steroide die Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse stören und zu Hypogonadismus führen können, was wiederum mit Depression und Angst in Verbindung steht. Der Zusammenhang mit Kreatinin und LDH mit psychischen Problemen ist bekannt und zeigte sich auch hier, muss aber erst noch vollständig verstanden werden.

Kura L

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Quellen:

  1. Karagun B, Altug S. Anabolic-androgenic steroids are linked to depression and anxiety in male bodybuilders: the hidden psychogenic side of anabolic androgenic steroids. Ann Med. 2024; 56: 2337717. doi:10.1080/07853890.2024.2337717