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Fortsetzung Pro und Contra Kinesiotaping: Was können die bunten Pflaster?

Contra Kinesiotaping

Prof. Dr. med. Holger Schmitt, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie spezielle orthopädische Chirurgie und Rheumatologie im Deutschen Gelenkzentrum Heidelberg, ATOS Klinik

Ich kann eigentlich nicht grundsätzlich gegen Kinesiotaping sprechen. Nicht umsonst schwören viele Kollegen geradezu darauf. Allerdings macht mir als Mediziner die noch immer dünne Studienlage zu schaffen. Für keine der empfohlenen Indikationen sind mir kontrollierte Studien bekannt, die die Evidenz greifbar untermauern könnten – was natürlich an der enormen Empfindungssubjektivität im Heilungsprozess liegt. Der Placeboeffekt ist ebenfalls nicht zu unterschätzen und es fällt mir ehrlich gesagt schwer, an verschiedene Wirkungen verschieden gefärbter Tapes zu glauben. Die größte Schwierigkeit sehe ich jedoch darin, dass die Methode so extrem einfach erscheint. Kinesiotapes aus dem Supermarkt, von Laien ohne jegliches anatomisches Vorwissen aufgeklebt, können in eine gefährliche Spirale aus Falsch- und Nichtbehandlung münden, in der man wichtige Zeit verliert. Fast noch kritischer sehe ich aber die Anwendung durch Therapeuten mit fehlender entsprechender Ausbildung: Bei ihnen fühlt sich der Patient sicher, ohne es vielleicht zu sein. Ein zweischneidiges Schwert!

Prof. Dr. med. Holger Schmitt, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie
Prof. Dr. med. Holger Schmitt, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie spezielle orthopädische Chirurgie und Rheumatologie im Deutschen Gelenkzentrum Heidelberg, ATOS Klinik © Schmitt
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