Präoperatives Bewegungstraining vor Lungenresektion verbessert postoperatives Outcome
Die Lungenresektion gilt als Goldstandard für die Behandlung von Lungenkrebs in frühen Stadien. Dennoch sind die postoperative Morbidität und Mortalität signifikant. Bei schlechter kardiovaskulärer Fitness und weiteren Atemwegserkrankungen kann die Operation aufgrund der hohen postoperativen Risiken abgelehnt werden. Aus Prähabilitationsuntersuchungen, unter anderem an COPD-Patienten, weiß man, dass präoperatives Training postoperative Komplikationen verringern kann. Die Evidenz zu präoperativem Training für Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC) war bislang allerdings gering.
Die vorliegende systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse (1) wollte genau das im Hinblick auf die Verringerung postoperativer Komplikationen und der Aufenthaltsdauer im Krankenhaus bewerten. Daneben zielte die Studie darauf ab, die Auswirkungen des Bewegungstrainings auf die präoperative kardiorespiratorische Fitness (CRF), die funktionelle Kapazität, die Atmungsfunktion, die Lebensqualität (QoL), Angst und Depression sowie die Adhärenz und das Auftreten von unerwünschten Ereignissen einzuordnen. Die Analyse umfasste 14 Studien mit insgesamt 791 Teilnehmern.
Das Ergebnis: Präoperatives Bewegungstraining zwei bis vier Wochen vor dem Eingriff verringerte signifikant postoperative – einschließlich klinisch relevanter – Komplikationen. Die Dauer des Krankenhausaufenthalts verkürzte sich und die präoperative kardiorespiratorische Fitnesssowie körperliche Leistungsfähigkeit, Lungenfunktion und Lebensqualität verbesserten sich. Es ist jedoch unklar, ob diese Vorteile klinisch von Bedeutung sind, zumal die fehlende Verblindung der Studienteilnehmenden und Prüfer zu einer Verzerrung der Ergebnisse geführt haben könnte. Auf die Outcomes Angst und Depression hatte Bewegungstraining keinen statistisch signifikanten Effekt.
Fazit: Präoperatives Bewegungstraining könnte bei Patienten mit geplanter Lungenresektion bei nicht-kleinzelligem Lungenkrebs eine wirksame Intervention zur Verringerung postoperativer Komplikationen und zur Verkürzung des Klinikaufenthalts sein. Die Studienergebnisse unterstreichen den Nutzen prähabilitativer Maßnahmen und die Notwendigkeit, Patienten auch über prä- und postoperative Atemübungen und Mobilisierung aufzuklären.
■ Hutterer C
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Quellen:
Gravier FE, Smondack P, Prieur G, Medrinal C, Combret Y, Muir JF, Baste JM, Cuvelier A, Boujibar F, Bonnevie T. Effects of exercise training in people with non-small cell lung cancer before lung resection: a systematic review and meta-analysis. Thorax. 2022; 77: 486-496. doi:10.1136/thoraxjnl-2021-217242