Neue Aktivitätsempfehlungen der WHO für Kinder, Erwachsene und Erkrankte

Neue Aktivitätsempfehlungen der WHO für Kinder, Erwachsene und Erkrankte
© Kzenon / AdobeStock

Um bis 2030 das Ziel von 15 Prozent weniger Inaktivität von Erwachsenen und Jugendlichen weltweit zu erreichen, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) neben einem Aktionsplan auch überarbeitete Richtlinien für Aktivität und Bewegungsmangel herausgegeben (1). Neu in den Aktivitätsempfehlungen ist, dass neben Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Senioren auch Schwangere, chronisch Kranke sowie Menschen mit Behinderung gesondert aufgegriffen werden.

Kinder und Jugendliche (5-17 Jahre) sollten sich täglich 60 Minuten moderat bis intensiv bewegen. An mindestens drei Tagen pro Woche sollte der Sport intensiv sein und zur Stärkung von Muskulatur und Knochen beitragen. Die WHO weist explizit darauf hin, dass Zeiten die sitzend, insbesondere vor einem Bildschirm, verbracht werden, minimiert werden sollten, und dass für Kinder und Jugendliche eine Auswahl verschiedener, dem Alter und Können angepasster Betätigungsmöglichkeiten, wichtig sind.

Erwachsenen und Senioren empfiehlt die WHO mindestens 150 bis 300 Minuten Bewegung mit moderater Intensität oder alternativ 75 bis 150 Minuten intensiven Sports pro Woche. Einen zusätzlichen Nutzen können Erwachsene aus längeren aeroben Trainings (> 300 bzw. >150 min) sowie aus mindestens zwei Tagen pro Woche Krafttraining für alle Haupt-Muskelgruppen ziehen. Für Senioren sieht die WHO zusätzlichen Benefit in Krafttrainings an mindestens zwei Tagen die Woche sowie in Koordinations- und Gleichgewichtstraining an mindestens drei Tagen die Woche.

Schwangeren und Frauen nach der Entbindung ohne medizinische Kontraindikationen rät die WHO zu 150 Minuten Sport mit moderater Intensität – Frauen, die vor der Schwangerschaft viel Sport getrieben haben, dürfen meist ihr Aktivitätsniveau auch während der Schwangerschaft und nach der Entbindung beibehalten. Um das Risiko für Urininkontinenz zu reduzieren, empfiehlt die WHO Frauen ein tägliches Training der Beckenbodenmuskulatur.

Die Richtlinien der WHO für chronisch Kranke und Menschen mit Behinderung sind vergleichbar mit den Empfehlungen für Gesunde der jeweiligen Altersgruppe. In beiden Fällen kann der Rat eines Spezialisten hinzugezogen werden, um mögliche Risiken zu minimieren und die bestmöglichen Aktivitäten zu finden.

Obwohl die WHO klare Vorgaben für die optimale Dauer und Intensität der Aktivitäten gibt, betonen die neuen Richtlinien, dass selbst wenig Bewegung besser als keine Bewegung ist. Bei Inaktivität sollte zunächst mit wenig Aktivität begonnen werden und diese dann über die Zeit in der Frequenz, Intensität und Dauer gesteigert werden.

Die Richtlinien der WHO basieren auf wissenschaftlichen Studien, die von einem Expertengremium zusammengetragen, beurteilt und in konkrete Handlungsempfehlungen übersetzt wurden. Die ansprechend gestalteten Guidelines umfassen etwa 100 Seiten und können über die Website der WHO eingesehen bzw. heruntergeladen werden. Bei Interesse können dort auch konkrete gesundheitliche Auswirkungen von Bewegung sowie die zugrundeliegende Literatur und die entsprechenden Evidenzgrade der Empfehlungen nachgeschlagen werden.

■ Hutterer C

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Quellen:

  1. WHO guidelines on physical activity and sedentary bahaviour. Geneva: World Health Organization; 2020. Licence CC BY-NC-SA 3.0 IGO