Zu lange Bildschirmzeit verzögert neurologische Entwicklung im Kleinkindalter

Zu lange Bildschirmzeit verzögert neurologische Entwicklung im Kleinkindalter
© Synthex / Adobe Stock

Nicht erst seit die Corona-Pandemie Eltern weltweit dazu zwang, die Aktivitäten ihrer Kinder weitgehend von draußen in den häuslichen Bereich zu verlagern und dadurch Bildschirmzeiten auch schon bei den Jüngsten regelrecht in die Höhe schossen, stellt sich die Frage nach den Langzeitfolgen von Mediennutzung. Exzessiver Bildschirmkontakt im Kindesalter steht im Verdacht, besonders die neurologische Entwicklung zu verzögern. Eine neue Studie untersuchte deshalb die Auswirkungen von aktiver und passiver Bildschirmzeit auf spätere Kommunikations- und Sozialfertigkeiten sowie Skills der alltäglichen Lebensführung (1). Auch der Zusammenhang mit möglichen Mediationsfaktoren wie der täglich verbrachten Zeit im Freien wurde dabei bedacht.

Für die Studie wurden die Eltern von 885 Probanden einer Geburtskohorte im Alter von 1,5 sowie 2 und 2,7 Jahren zu den Aspekten »tägliche Bildschirmzeit« und »Spielzeit im Freien« ihrer Kinder befragt. Im Alter von 4 Jahren erfolgte dann eine standardisierte Untersuchung der neurokommunikativen Fähigkeiten der Teilnehmer. Dabei zeigte sich tatsächlich, dass Kinder, die im Alter von 2 Jahren mehr als eine Stunde pro Tag vor Bildschirmen verbrachten, mit 4 Jahren geringere Kommunikationsfähigkeiten und geringere Fertigkeiten in der Bewältigung ihres täglichen Lebens aufwiesen. Allerdings könnte dieser negative Effekt auch zum Teil auf die bei höheren Bildschirmzeiten häufig gegebene Abnahme der Zeit zurückzuführen sein, die die Kinder mit aktivem Spiel im Freien verbrachten. Tatsächlich war gerade die Sozialfähigkeit stärker mit der effektiven Spielzeit im Freien assoziiert als mit der Bildschirmzeit. Die negativen Effekte auf die Alltagsfähigkeiten wurden bei vermehrter Zeit im Freien um 18 Prozent abgemildert. Die Autoren vermuten, dass freies Spielen bei Kindern, die in jungem Alter bereits intensiv Medien nutzen und Neuroentwicklungsstörungen aufweisen, eine effektive und wichtige Interventionsmöglichkeit sein könnte.

■ Taylan Y, Hutterer C

Quellen:

  1. Sugiyama M, Tsuchiya KJ, Okubo Y, Rahman MS, Uchiyama S, Harada T, Iwabuchi T, Okumura A, Nakayasu C, Amma Y, Suzuki H, Takahashi, Kinsella-Kammerer B, Nomura Y, Itoh H, Nishimura T. Outdoor Play as a Mitigating Factor in the Association Between Screen Time for Young Children and Neurodevelopmental Outcomes. JAMA Pediatr. 2023; 177: 303–310. doi:10.1001/jamapediatrics.2022.5356