Kulturelle Unterschiede bei Achtsamkeitsinterventionen für Athleten
Seit den späten 1970er Jahren sind Achtsamkeitsmethoden im klinischen Bereich etabliert und werden ebenso von Sportlern benutzt, um ihr Wohlbefinden und ihre Leistung zu verbessern. Verschiedene Programme sollen die mentale Gesundheit von Athleten fördern. Tatsächlich beweisen zahlreiche Studien die positiven Effekte dieser Interventionen (1, 2). Eine aktuelle Meta-Analyse aus China untersucht nun, ob alle Sportler, unabhängig von ihrer persönlichen Einstellung und kulturellen Prägung, gleichermaßen von Achtsamkeitsinterventionen profitieren. Die Meta-Analyse vergleicht die Wirksamkeit dieser Methoden in westlichen und östlichen Kontexten (3).
Achtsamkeitsinterventionen haben ihre Wurzeln in östlichen buddhistischen Traditionen. Im Westen wurden sie graduell abgewandelt und an die kulturellen Gegebenheiten angepasst. Ein Beispiel ist das inzwischen weithin etablierte Mindfulness-Acceptance-Commitment (MAC), das Gardner und Moore in den 2000er Jahren entwickelten. Dieses Programm basiert auf emotionaler und kognitiver Akzeptanz sowie der chinesischen Disziplin des „Wu-wei“ (Nichthandeln).
Bei der Implementierung des MAC in chinesischen Sportprogrammen fand wiederum eine Adaptation an dortige Gegebenheiten statt. Das Ergebnis ist das Mindfulness-Acceptance-Insight-Commitment (MAIC), welches laut den Autoren kollektivistische Werte berücksichtige und somit kulturellen Unterschieden Rechnung trage.
Falls das von chinesischen Wissenschaftlern dezidiert für chinesische Athleten entwickelte MAIC tatsächlich eher den individuellen Werten der praktizierenden Athleten entspreche, müsste sich dies in einer erhöhten Effektivität des Programms niederschlagen. Die aktuelle Meta-Analyse (3) untersuchte 18 Studien und bestätigte die Hypothese.
MAIC erzielte nicht nur im Bereich Achtsamkeit der untersuchten Athleten größere Erfolge als das immerhin moderat wirksame MAC, sondern auch hinsichtlich der Verbesserung der sportlichen Leistung und sehr deutlich bei der psychologischen Flexibilität. Diese Überlegenheit zeigte sich vor allem bei Anfängern und nahm mit zunehmender Erfahrung der Sportler ab. Dies könnte auf das größere Verbesserungspotenzial neuer Sportler zurückzuführen sein.
Unterm Strich zeigen die Ergebnisse der Meta-Analyse, dass kulturelle Unterschiede die Effektivität von Achtsamkeitspraktiken beeinflussen. Das sollte bei der Entwicklung und Implementierung solcher Programme berücksichtigt werden.
■ Taylan Y, Hutterer C
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Quellen:
Gross M, Moore ZE, Gardner FL, Wolanin AT, Pess R, Marks DR. An empirical examination comparing the Mindfulness-Acceptance-Commitment approach and Psychological Skills Training for the mental health and sport performance of female student athletes. Int J Sport Exerc Psychol. 2016; 16: 431–451. doi:10.1080/1612197X.2016.1250802
Sabzevari F, Samadi H, Ayatizadeh F, Machado S. Effectiveness of Mindfulness-acceptance-commitment based approach for Rumination, Cognitive Flexibility and Sports Performance of Elite Players of Beach Soccer: A Randomized Controlled Trial with 2-months Follow-up. Clin Pract Epidemiol Ment Health. 2023; 12. doi:10.2174/17450179-v19-e230419-2022-33.
Du S, Ning Z. Exploring mindfulness interventions across cultures: a comparative meta-analysis of mindfulness interventions for athletes in Western and Eastern contexts. Front Psychol. 2024; 31. https://www.frontiersin.org/journals/psychology/articles/10.3389/fpsyg.2024.1449886/full.