Hochintensives Intervalltraining (HIIT) im Betriebssport: Pilotstudie zeigt Potenzial
Hochintensives Intervalltraining (HIIT) begeistert nicht nur Leistungssportler, auch im Freizeitsport und in der Rehabilitation bewähren sich HIIT-Angebote. Eine Pilotstudie mit Büroangestellten legt nun nahe, dass sich hochintensives Intervalltraining auch für den Betriebssport eignet. Das konnten Wissenschaftler aus Großbritannien in einer nicht-randomisierten kontrollierten Pilotstudie zeigen, bei der die Teilnehmer acht Wochen lang dreimal pro Woche HIIT-Übungen absolvierten (1).
Wie passt hochintensives Intervalltraining ins Unternehmen?
Das Autorenteam definiert HIIT als ein Training, das „durch kurze, intermittierende intensive Trainingseinheiten gekennzeichnet ist, in der Regel bei ≥85 % der maximalen Herzfrequenz (HRmax) (…), die sich mit Ruhephasen oder Erholungsphasen mit niedriger Intensität abwechseln“. Der Name des in der Pilotstudie getesteten Programms lautet „Brief Exercise at Work“, kurz BE@Work.
Interventions- und Kontrollgruppe bestanden jeweils aus gesunden Erwachsenen mit Büroarbeitsplätzen. 20 Frauen und zehn Männer bildeten die Interventionsgruppe, 14 Frauen und zehn Männer die Kontrollgruppe. Das Durchschnittsalter lag in beiden Gruppen bei 46 Jahren. Nur die Interventionsgruppe bekam ein flexibles Sportangebot mit supervidiertem HIIT. Die Trainings gab es zu unterschiedlichen Uhrzeiten und mit diversen Übungen wie Treppensteigen, Pendellauf, Boxen und Hampelmann. Im Einklang mit früheren Untersuchungen, die eine positive Wirkung von HIIT gezeigt hatten, wurde die angestrebte Herzfrequenz auf ≥85% HRmax festgelegt (6).
Das HIIT-Protokoll bestand aus vier bis sieben hochintensiven 60-Sekunden-Einheiten, unterbrochen von 75-Sekunden-Pausen. Jede Sitzung begann mit einer 5-minütigen Aufwärmphase und endete mit einer 2-minütigen Abkühlphase. Die Dauer der Sitzungen verlängerte sich über den Acht-Wochen-Zeitraum von durchschnittlich 15 zu durchschnittlich 22 Minuten pro Sitzung. Jeder Teilnehmer trug eine Smartwatch, die die Herzfrequenz durchgehend maß und übermittelte. Die voraussichtliche maximale Sauerstoffaufnahme (VO2max) wurde anhand des Chester Step Tests bestimmt (3). Initial und nach Abschluss der Intervention analysierten die Wissenschaftler bei jedem unter anderem die Muskelkraft der Beinstrecker, den Blutdruck und die Blutfettwerte.
Auch subjektives Wohlbefinden, Stressempfinden und die gesundheitsbezogene Lebensqualität wurden abgefragt. Die gesundheitsbezogene Lebensqualität (Health-Related Quality of Life, kurz HR-QoL) wurde mithilfe des Fragebogens Medical Outcomes 36-Item Short Form Health Survey 1.0 (SF-36) bewertet (5), das psychischen Wohlbefinden mit der Warwick Edinburgh Mental Well-being Scale (WEMWS) (4) und das Stressempfinden mit der Perceived Stress Scale (PSS) (2).
Ergebnisse: geringe bis moderate positive Effekte, wenig unerwünschte Nebenwirkungen
Ein Teilnehmer erlitt nach einem Sturz beim Pendellauf eine Ellbogenfraktur und brach die Studie ab. Ansonsten blieben unerwünschte Effekte der Intervention weitgehend aus. 25 Teilnehmer absolvierten das Gros der geforderten oder alle HIIT-Einheiten. Die Kernergebnisse lauteten wie folgt: Bei der allgemeinen Gesundheitswahrnehmung und in Bezug auf das psychische Wohlbefinden konnten nur geringe Effekte festgestellt werden. Moderate Effekte zeigten sich aber in Bezug auf VO2max und in den Bereichen ‚Schmerzen‘ und ‚Vitalität‘ sowie beim Stressempfinden. Auch bezüglich der Muskelkraft der nicht-dominanten Beinstrecker und beim HDL-Cholesterin hatte die Interventionsgruppe geringfügige Vorteile.
Eine Fokusgruppe aus drei Männern und sechs Frauen stellte sich nach Abschluss der Studie einem Interview und bewertete BE@Work insgesamt als positiv. Die Niederschwelligkeit des Angebots, die Kürze, die Art der Instruktionen und das Gruppensetting förderten die Adhärenz. Ob und in welcher Form Programme wie BE@Work für unterschiedliche Arbeitssettings infragekommen, soll nun eine größere, randomisiert-kontrollierte Studie herausarbeiten.
■ Plaum P
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Quellen:
Burn NL, Weston M, Atkinson G, Graham M, Weston KL. Brief Exercise at Work (BE@Work): A Mixed-Methods Pilot Trial of a Workplace High-Intensity Interval Training Intervention. Front Sports Act Living. 2021; 3: 699608. doi:10.3389/fspor.2021.699608
Cohen S, Kessler R, Gordon L. Measuring Stress: A Guide for Health and Social Scientists. Cary: Oxford University Press Incorporated 1995.
Sykes K, Roberts A. The chester step test – a simple yet effective tool for the prediction of aerobic capacity. Physiotherapy. 2004; 90: 183 – 188. doi:10.1016/j.physio.2004.03.008
Tennant R, Hiller L, Fishwick R, Platt S, Joseph S, Weich S, Parkinson J, Secker J, Stewart-Brown S. The Warwick-Edinburgh Mental Well-being Scale (WEMWBS): development and UK validation. Health Qual Life Outcomes. 2007; 5: 63. doi:10.1186/1477-7525-5-63
Ware JE. SF-36 Health Survey. In: Maruish ME, ed. The use of psychological testing for treatment planning and outcomes assessment. Lawrence Erlbaum Associates Publishers; 1999: 1227–1246.
Weston M, Taylor KL, Batterham AM, Hopkins WG. Effects of low-volume high-intensity interval training (HIT) on fitness in adults: a meta-analysis of controlled and non-controlled trials. Sports Med. 2014; 44:1005-1017. doi:10.1007/s40279-014-0180-z