Gesundheitliche Probleme bei deutschen paralympischen Athleten in der Vorbereitung auf die Paralympischen Spiele 2020 in Tokio

Zusammenfassung eines wissenschaftlichen Beitrags (Originalarbeit) aus der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin (DZSM) mit Link zum englischsprachigen Originalartikel und Downloadmöglichkeit als PDF.

Gesundheitliche Probleme bei deutschen paralympischen Athleten in der Vorbereitung auf die Paralympischen Spiele 2020 in Tokio

Längsschnittdaten zu Gesundheitsproblemen paralympischer Athleten wurden bisher nur wenig erhoben. Deshalb war das Ziel dieser Studie die prospektive Erfassung der Häufigkeit und Art von Gesundheitsproblemen bei paralympischen Athleten. Deutsche paralympische Athleten, die sich auf die Paralympischen Spiele in Tokio 2020 vorbereiten, wurden eingeladen, an einem Verletzungs- und Krankheits-Monitoring teilzunehmen. Die Athleten füllten wöchentlich die validierte, deutsche Übersetzung des Oslo Sports Trauma Research Center Fragebogens zu gesundheitlichen Problemen (OSTRC-HP) von Mai 2019 bis Februar 2020 (10 Monate) aus. Der Fragebogen besteht aus vier kurzen Fragen zur Beteiligung an Training/Wettkampf, zum Trainingsumfang, zur Leistung und zu gesundheitlichen Problemen, die in den letzten 7 Tagen aufgetreten sind. Die Charakteristika der Gesundheitsprobleme wurden deskriptiv dargestellt und die Inzidenzraten aus der Anzahl der gemeldeten Probleme pro 1000 Belastungsstunden für akute und Überlastungsverletzungen oder pro 100 Athletentage für Erkrankungen berechnet, zusätzlich wurde das 95% Konfidenzintervall angegeben. Subgruppenanalysen wurden für Geschlecht, Alter, Art der Beeinträchtigung, Sportart und Mobilität durchgeführt.

Es nahmen 79 Athleten (49 Männer, 30 Frauen; 29.5±10.9 Jahre alt) an dem Monitoring teil. Insgesamt wurden 206 gesundheitliche Probleme von 65 Athleten (82% aller Teilnehmer) angegeben. Die Hälfte davon waren Krankheiten (n=103), 23,8% akute Verletzungen (n=49), 21,8% Überlastungsverletzungen (n=45) und 4,4% waren multiple substantielle Gesundheitsprobleme (n=9). Der Zeitverlust in Tagen und die Dauer des Gesundheitsproblems waren bei akuten Verletzungen am längsten (bis zur dreifachen Dauer) im Vergleich zu Überlastungsverletzungen und Erkrankungen. Die am häufigsten angegebene Lokalisation von Verletzungen war die Schulter (18%) und die Hand (17%). Häufige Krankheitskategorien waren Atemwegserkrankungen (49%) und Infektionskrankheiten (14%).

Hohe Inzidenzraten gesundheitlicher Probleme bei Frauen zeigten sich auch in vorherigen Studien. Höhere Inzidenzraten in der jungen Altersgruppe sind gegensätzlich zu einer prospektiven Studie schwedischer paralympischen Athleten. Diese Alters-Kohorte wird generell als unterrepräsentiert beschrieben. Eine Vielzahl an Verletzungen bei sehbehinderten Athleten wird diskutiert mit einem höheren Risiko unbeabsichtigter Verletzungen einherzugehen. Häufige Verletzungen der oberen Extremitäten bestätigen die Ergebnisse aus Querschnittsstudien. Ein saisonaler Effekt mit erhöhten Erkrankungen der oberen Atemwege ist erkennbar.

Die eigene Angabe von Gesundheitsproblemen in diesem Monitoring kann zu einem Bias führen. Weitere prospektive Daten über längere Zeiträume und grössere Athletenzahlen sind nötig, um Muster und Risikofaktoren von gesundheitlichen Problemen zu identifizieren und Präventionsmassnahmen auszuarbeiten.

Inzidenzarten Gesundheitsprobleme, Paralympische Athleten
Inzidenzarten der Gesundheitsproblemen. KI=Konfidenzintervall, Para=Paraplegiker, Sehb=Sehbehinderung, Extr=Extremitäten-Behinderung, ZNS=Zentral neurologische Behinderung. © DZSM 2021

■ Busch A, Kubosch EJ, Meidl V, Bretthauer B, Leonhart R, Dallmann P, Wrobel N, Hirschmüller A

Ähnliche Beiträge zum Thema finden Sie weiter unten!