Epidemiologie unbeabsichtigter und vorsätzlicher Verletzungen bei Para-Athleten: Eine narrative Übersicht
Zusammenfassung eines wissenschaftlichen Beitrags (Review) aus der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin (DZSM) mit Link zum englischsprachigen Originalartikel und Downloadmöglichkeit als PDF.
Problem
Alle Sportarten, einschließlich Rudern, bieten Menschen mit Behinderungen verschiedene gesundheitliche Vorteile; die Teilnahme am Sport birgt jedoch auch ein Risiko für diese Athleten, sowohl durch unbeabsichtigte als auch absichtliche Verletzungen. Im Vergleich zu ihren nicht behinderten Altersgenossen sind Athleten mit Behinderungen („Parasportler“) besonders anfällig für unbeabsichtigte und vorsätzliche Verletzungen im Sport.
Trotzdem und trotz einer Zunahme der weltweiten Beteiligung am Parasport fehlt es an Studien, die die Verletzungsepidemiologie in dieser Bevölkerung untersuchen. Diese Literaturlücke erschwert es, Risikofaktoren zu bewerten, Präventionsstrategien zu entwickeln und zu überwachen und die Auswirkungen von Behinderungen auf das Verletzungsmuster im Parasport zu verstehen. Die aktuelle Studie zielt daher darauf ab, die verfügbaren Daten zusammenzufassen, Literaturlücken aufzuzeigen und Prioritäten für die zukünftige Forschung vorzuschlagen.
Methoden/Gebrauchte Literatur
Veröffentlichte Literatur über Verletzungsepidemiologie bei Para-Athleten wurde überprüft, mit einem Schwerpunkt auf Para-Rudern. Unbeabsichtigte Verletzungen wurden als ungeplant definiert und resultieren aus Unfällen oder Übernutzung; absichtliche Verletzungen wurden als schädliche Misshandlung (z. B. Mobbing, Belästigung, Missbrauch und alle anderen Formen von absichtlicher Gewalt) definiert.
Ergebnisse
Literatur über die Arten und Risiken unbeabsichtigter Verletzungen bei Para-Athleten ist spärlich, aber die Daten deuten auf eine höhere Gesamtzahl unbeabsichtigter Verletzungen im Vergleich zu nicht behinderten Athleten und gleiche Verletzungsraten bei weiblichen und männlichen Para-Athleten hin. Die Verletzungshäufigkeit ist im Winter-Parasport insgesamt höher als im Sommer-Parasport. Gehfähige Para-Athleten sind anfälliger für Verletzungen der unteren Extremitäten im Vergleich zu sitzenden Para-Athleten, aber insgesamt ist die obere Extremität die am häufigsten verletzte anatomische Region bei Para-Athleten. Die Literatur über die Art und das Risiko einer vorsätzlichen Verletzung bei Para-Athleten ist ähnlich dürftig, aber die Daten deuten darauf hin, dass Para-Athleten im Vergleich zu nicht behinderten Athleten bis zu viermal häufiger vorsätzliche Gewalt im Sport erleben.
Diskussion
Das Muster der unbeabsichtigten Verletzungen von Para-Athleten ist einzigartig, und bei dieser Kohorte ist vorsätzliche Gewalt deutlich wahrscheinlicher als bei nichtbehinderten Athleten. Die Schlussfolgerungen werden durch den Mangel an veröffentlichten Studien, die sich auf diese Population konzentrieren, eingeschränkt, und die Daten über Para-Ruderer sind besonders begrenzt. Die Prävalenz- und Inzidenzforschung auf Bevölkerungsebene ist notwendig, damit Risikofaktoren und Strategien zur Verletzungsprävention besser verstanden werden können.
Was gibt es Neues?
Diese Studie ist die erste ihrer Art, die die aktuelle Forschung auf dem Gebiet der absichtlichen und unbeabsichtigten Schäden bei Para-Athleten breit zusammenfasst und Vorschläge für zukünftige Forschungsziele macht.
Schlussfolgerungen
Para-Athleten stellen eine gefährdete Population im Sport dar, die sowohl für unbeabsichtigte als auch für absichtliche Verletzungen anfällig ist, insbesondere im Vergleich zu ihren fähigen körperlichen Kollegen. Um diese Ungerechtigkeiten zu verhindern, werden zusätzliche Forschungen zu den Ursachen und Strategien des Wandels angestellt, da die aktuelle Literatur extrem mangelhaft ist.
1. Trotz der unzähligen Vorteile von körperlicher Aktivität für Menschen mit Behinderungen deuten aktuelle Untersuchungen darauf hin, dass Para-Athleten mit einem erhöhten Risiko für unbeabsichtigte sportliche Verletzungen konfrontiert sind.
2. Para-Athleten erleiden deutlich häufiger absichtliche Verletzungen als Athleten ohne Beeinträchtigung.
3. Weitere Forschung ist notwendig, um die Risikofaktoren und die Wirksamkeit von Programmen zur Verletzungsprävention besser zu verstehen, um Parasportler weltweit am effektivsten zu unterstützen und zu stärken.
■ Ottesen TD, Rutland EA, Naushad N, Stratton CSM, Ona Ayala KE, Li X, Tuakli-Wosornu YA