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Fortsetzung Erholung ist mehr als Nichtstun!

Erholungs-Beanspruchungsmuster

Es lassen sich vier Erholungs-Beanspruchungsmuster identifizieren. Die Muster „hoch beansprucht – niedrig erholt“ und „niedrig beansprucht – hoch erholt“ kommen bei jeweils etwa einem Drittel von Personen vor und die inhaltliche Ausrichtung ist in sich homogen, d. h. es ist eingängig, dass niedrig beanspruchte Menschen hoch erholt sind und umgekehrt. Zudem haben Personen ohne Rückenschmerz mit hohen Beanspruchungs- und niedrigen Erholungswerten eine erhöhte Wahrscheinlichkeit diesen in den nächsten sechs Monaten zu bekommen (6). Die beiden Muster „niedrig beansprucht – niedrig erholt“ und „hoch beansprucht – hoch erholt“ teilen sich das letzte Drittel der vollständigen Verteilung.

Unter der Annahme, dass Erholung und Beanspruchung unabhängig voneinander sind (aber dennoch miteinander interagieren), kann für die letztgenannte Teilgruppe gefolgert werden, dass es ‚nicht schlimm‘ ist, hoch beansprucht zu sein, solange eine Person weiß, wie sie sich erholen kann. Trotz hoher Beanspruchung wissen diese Personen, was zu tun ist und kommen ihren Erholungsanforderungen nach. Problematischer sind diejenigen Personen, die niedrig beansprucht sind, denn hier ist das Bewusstsein häufig nicht da, aktiv einen Erholungsprozess zu initiieren. Nach dem Motto: Ich brauche mich nicht zu erholen, denn ich bin ja nicht beansprucht.

Das geht auch meist solange gut, bis eine länger andauernde Beanspruchungsphase eintrifft. Aus einer aktuellen Studie wird deutlich, dass erholungsrelevante Zeiten für Fußballtrainer besonders die Wochen der Winter- und der Sommerpause sind. Die Winterpause unterbricht den stetigen Anstieg der Trainer-Beanspruchung ab Saisonbeginn. Dies geschieht in vielen Fällen leider nicht nachhaltig genug, sodass es Ende Januar wieder zu ähnlichen Beanspruchungs-Werten wie vor der Winterpause kommt.

Es ist also wichtig, langfristig wirksame Ressourcen aufzubauen, von denen beispielsweise Trainer zehren können, wenn die Saison wieder anstrengend wird. Häufig sind es ehemalige Profis oder zumindest Personen mit sportlichen Lebensläufen, die in den Trainerberuf einsteigen. Mit zunehmendem Abstand zur eigenen aktiven Karriere wird weniger auf die eigene Bewegung geachtet und das viele Sitzen tut sein Übriges. Hier sollte und kann leicht entgegengewirkt werden, denn die körperliche Erholung ist aktiv durch Sport oder ein Fitnessprogramm positiv beeinflussbar.

Erholung ist für alle Menschen wichtig! Sie kann als funktionaler Prozess angestoßen werden, wenn eine Person Zugriff auf ihre individuellen, für sie funktionierenden Erholungsstrategien hat. Eine bewusste Auseinandersetzung mit dieser Thematik ist notwendig, um Erholung zielgerecht anwenden zu können – dann hält die Erholung nach den nächsten Ferien länger.

 ■ Kellmann M

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Quellen:

  1. FRITZ C, SONNENTAG S. : Recovery, well-being, and performancerelated outcomes: The role of workload and vacation experiences. J Appl Psychol. 2006; 91: 936-945. doi: 10.1037/0021-9010.91.4.936

  2. KALLUS KW. : Der Erholungs-Belastungs-Fragebogen. Frankfurt: Swets & Zeitlinger; 1995.

  3. KELLMANN M, BECKMANN J, EDS. : Sport, recovery and performance: Interdisciplinary insights. Abingdon: Routledge; 2018.

  4. KELLMANN M, BERTOLLO M, BOSQUET L, BRINK M, COUTTS AJ, DUFFIELD R, ERLACHER D, HALSON SL, HECKSTEDEN A, HEIDARI J, KALLUS KW, MEEUSEN R, MUJIKA I, ROBAZZA C, SKORSKI S, VENTER R, BECKMANN J. : Recovery and performance in sport: Consensus statement. Int J Sports Physiol Perform. 2017. Epub ahead of print. doi: 10.1123/ijspp.2017-0759

  5. MEEUSEN R, DUCLOS M, FOSTER C, FRY A, GLEESON M, NIEMAN D, RAGLIN J, RIETJENS G, STEINACKER J, URHAUSEN A; EUROPEAN COLLEGE OF SPORT SCIENCE; AMERICAN COLLEGE OF SPORTS MEDICINE. : Prevention, diagnosis, and treatment of the overtraining syndrome: Joint consensus statement of the European College of Sport Science and the American College of Sports Medicine. Med Sci Sports Exerc. 2013; 45: 186-205. doi:10.1249/MSS.0b013e318279a10a

  6. MIERSWA T, KELLMANN M. : Differences in low back pain occurrence over a 6-month period between four recovery-stress groups. Work. 2017; 58: 193-202. doi:10.3233/WOR-172618