Epidemiologie von Verletzungen während einer Leichtathletik-Saison

Zusammenfassung eines wissenschaftlichen Beitrags (Kurzbeitrag) aus der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin (DZSM) mit Link zum englischsprachigen Originalartikel und Downloadmöglichkeit als PDF.

Epidemiologie von Verletzungen während einer Leichtathletik-Saison
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Studiendesign

Die Leichtathletik ist eine Sportart, die mit einer hohen Zahl von Verletzungen assoziiert ist. Obwohl Verletzungen während großer internationaler Meisterschaften (Olympische Spiele, Welt- und Europameisterschaften) gut untersucht sind, weiß man deutlich weniger zu den Merkmalen und Häufigkeiten von Verletzungen während der regulären Saison. Daher war das Ziel dieser prospektiven Studie die epidemiologische Beschreibung von Verletzungen während einer Saison in der kompetitiven Leichtathletik.

Methoden

In dieser Studie wurden epidemiologische Daten (Prävalenz, Inzidenz, Bürde, Merkmale) des Kontrollarms einer randomisiert kontrollierten Studie (PREVATHLETE) im Französischen Leichtathletikverband detailliert ausgewertet. Über den Verlauf einer Saison wurden wöchentlich alle Verletzungen (Umstand, Entstehungsart und Lokalisation) und die Exposition (Anzahl der Trainings- und Wettkampfstunden) erhoben. Die Verletzungen in dieser Studie waren selbst gemeldete Verletzungen, die zum Ausfall von Training oder Wettkampf führten.

Ergebnisse und Diskussion

Die Leichtathletik ist auch außerhalb der großen Meisterschaften mit einer hohen Anzahl von Verletzungen assoziiert. In dieser Studie wurde den Daten von 100 Athletinnen und Athleten über eine Saison genutzt, die eine Antwortrate von 100% erreicht haben. Dabei wurden von 65 Athletinnen und Athleten insgesamt 127 Verletzungen während der Saison registriert. Dies entspricht einer Prävalenzrate von 65 Verletzungen pro 100 Personen (95% CI: 55,7-74,3) bzw. einer Inzidenzrate von 8,3 Verletzungen pro 1000 h (95% CI: 6,9-9,7). Vergleichbar zu großen Meisterschaften, waren die meisten Verletzungen Überlastungsverletzungen und betrafen vorallem die untere Extremität (Unterschenkel (18,9%), Kniegelenk (14,2%), Sprunggelenk (13,4%), Hamstringmuskulatur (12,6%), Fuß (11,8%), Region Becken/Hüfte/Leiste (8,7%), Achillessehne (8,7%) und Quadrizepsmuskulatur (5,5%)). Die meisten akuten Verletzungen traten am Sprunggelenk auf (9,4%) gefolgt vom Kniegelenk (6.3%). Die Gesamtverletzungslast betrug 285,6 (SD=619,6) Tage mit einer Verletzung pro 1000 h.

Was ist neu und relevant?

Diese prospektive Studie gibt eine detaillierte Beschreibung der wichtigsten epidemiologischen Parameter (Prävalenz, Inzidenz, Bürde) während einer leichtathletischen Saison nach Geschlecht und Disziplinen, sowie die Umstände und Charakteristika der Verletzung. Diese detaillierte Beschreibung von Verletzungen ist eine große Hilfe, um das Wissen über Verletzungen in der Leichtathletik zu erweitern und spezifische Strategien zur Verringerung des Verletzungsrisikos in der Leichtathletik zu entwickeln.

Methodische Limitation

Diese relativ kleine Stichprobe (n=100) von Athletinnen und Athleten erlaubt es nicht, weiterreichende vergleichende Analysen nach Geschlecht und Disziplinen durchzuführen. Die Art der Verletzung oder eine eindeutige medizinisch gestellte Diagnose waren nicht verfügbar, da es sich um selbst gemeldete Verletzungen ohne Untersuchung und Diagnose durch einen Arzt handelte.

Schlussfolgerungen für die Praxis

– Während einer Leichtathletiksaison sind mit Verletzungen bei mehr als der Hälfte der Athletinnen und Athleten zu rechnen.

– Die meisten Verletzungen sind Überlastungsverletzungen, die über einen längeren Zeitraum entstehen und daher durch ein adäquates und medizinisch begleitetes Monitoring der Athleten potentiell vermieden werden könnten.

■ Edouard P, Dandrieux P-E, Chapon J, Prince C, Charpy S, Bruneau A, Navarro L, Hollander K