Einsetzbarkeit der Pulsoxymetrie während schwerer körperlicher Tätigkeit in großer Höhe

Einsetzbarkeit der Pulsoxymetrie während schwerer körperlicher Tätigkeit in großer Höhe
© okram86 / fotolia

Design der Studie

Es handelt sich um eine prospektive Studie mit der Fragestellung, ob die Pulsoxymetrie bei schwerer körperlicher Tätigkeit noch aussagekräftige Mess­ergebnisse liefert.

Methoden

Während der Besteigung der Les Courtes (3856 m) über das Nordost-Couloir (800 m, 50°), wurde bei einem erfahrenen Eiskletterer pulsoxymetrisch die Sauerstoffsättigung (SpO2) mit dem Nonin PalmSat 2500 unter Verwendung eines sehr flachen und flexiblen Fingersensors (adult FlexSensor) gemessen. Das Pulsoxymeter speichert alle vier Sekunden den Messwert für SpO2 und Puls, dabei vergibt es für Fehlmessungen den Code „500“. So konnte die Rate an Fehlmessungen für die gesamten Tour sowie für Phasen hoher bzw. Phasen niedriger manueller Aktivität berechnet und bewertet werden, ob hierdurch die klinische Aussagekraft kompromittiert wird.

Ergebnisse und Diskussion

Bei Höhenaufenthalten wird die SpO2 häufig zur Beurteilung des individuellen Akklimatisationszustands verwendet. Hierbei hat die Messung während körperlicher Belastung eine höhere Aussagekraft als Messungen in Ruhe. Allerdings kann insbesondere die Betätigung der Hände zu Bewegungsartefakten führen. Daher stellt sich die Frage, inwieweit Armbewegungen die Aussagekraft der Pulsoxymetrie während körperlicher Belastung einschränken.

Während der gesamten Tour wurden 5368 Messwerte für die SpO2 aufgezeichnet, 1333 davon waren Fehlmessungen (24,8%). Während Phasen hoher manueller Aktivität (Eisklettern) stieg dieser Anteil auf 35,2% und sank bei niedriger manueller Aktivität (Autofahrt) auf 5,5%. Die höchste Rate an Fehlmessungen (55,6%) trat während der 6-minütigen Präparationsphase unmittelbar vor dem Eisanstieg auf (Essen, Trinken, Anziehen der Steigeisen etc.). Für eine übliche alpine Aktivität (Phase 1-5 ohne Eisanstieg und der Vorbereitungsphase) liegt der Fehlmessungsanteil bei 16,8%.

Was ist neu und relevant?

Selbst bei manuellen Extrembelastungen wie Eisklettern liefert die Pulsoxymetrie mit Flexsensor verwertbare Ergebnisse (vgl. Abb. 1).

Abb. 1. SpO2-Verlauf während der Tour (1: Autofahrt, 2: Seilbahn, 3 + 5: Skiaufstieg, 4: Skiabfahrt, 6: Vorbereitung der Ausrüstung, 7: Eisanstieg); Lücken: Fehlmessungen (“500-Werte”) © DZSM 2018

Methodische Einschränkungen und Störfaktoren

Für Personen die rasch zu kalten Fingern neigen sind diese Ergebnisse nur bedingt übertragbar.

Fazit für die Praxis

Eine Rate von 33% korrekten SpO2-Messungen ist ausreichend, um die durchschnittliche Sauerstoffsättigung unter extremen Bedingungen erfassen zu können. Für Studien muss das Fehlermanagement des verwendeten Pulsoxymeters bekannt sein und entsprechend verfahren werden; z. B. müssen Messfehler für Mittelwertberechnungen extrahiert werden.

■ Tannheimer M, Kirsten J, Treff G, Lechner R