DZSM-MITTEILUNG

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22.12.2019

70 Jahre Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin – Auf den Schultern von Giganten nach den Sternen greifen?

70 Jahre Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin – Auf den Schultern  von Giganten nach den Sternen greifen?

Unsere Zeitschrift repräsentiert die wissenschaftlich-klinische, translationelle Sportmedizin. Seit nunmehr 70 Jahren wird regelmäßig über klinische Studien, experimentelle Untersuchungen und klinische Fallberichte berichtet, zusammen mit praxisbezogenen Informationen aus der gesamten Welt der Sportmedizin.

Diese Zeitschrift steht ebenso auf der Basis von Giganten, die in den letzten 300 Jahren die Grundlagen für dieses Fach gelegt haben. Als die Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin 1950 wiedergegründet wurde, lag hinter ihr bereits eine lange Geschichte. Unter anderem wurde 1924 die Zeitschrift „Der Sportarzt“ als direkte Vorläuferin gegründet. Die unselige Verquickung mit dem Nationalsozialismus hat dazu geführt, dass niemand mehr an diese Kontinuität anknüpfen wollte. Auch wenn man vom 96. Jahrgang sprechen könnte, sind wir auch auf den 70. Jahrgang der „Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin“ – „German Journal of Sports Medicine“ stolz.

Sport von der Antike bis zur Renaissance

In der Antike gab es den Begriff „Prävention“ noch nicht. In der Medizin wurde körperliche Aktivität vor allem in der Krankheitsbehandlung hochgeschätzt. Die Erkenntnis, dass eine gesunde Lebensweise besser für ein langes Leben ist, findet sich bei griechischen und römischen Ärzten und Philosophen, war aber nur für die Oberschicht relevant. Die übrige Bevölkerung war körperlich mittel oder schwer arbeitend oder beim Militär. Schon der Alltag war anstrengend. Man findet erste sportmedizinische Betreuungen überwiegend bei verletzten Athleten sowie Angaben zu Ernährung und Leistungsfähigkeit (28).

Im Mittelalter gab es zielgerichtetes Training vor allem für Adlige und Soldaten und daraus entstanden sportliche Wettkämpfe. In der arabischen Welt gibt es medizinische Abhandlungen zum Sport wie bei Avicenna. Infektionskrankheiten, Unfälle, Kriegsverletzungen sowie Fehlernten, Hunger und Unterernährung bedrohten vielfach die Bevölkerung.

Mit der Renaissance entwickelte sich ein neues Verständnis der Welt. Die Reform der Landwirtschaft im 17.-19. Jahrhundert unter Eindruck großer Hungersnöte, u. a. die Gründung der Landwirtschaftlichen Schulen in Hohenheim und Weihenstephan, verbesserte Anbautechniken, Einführungen und Züchtungen von ertragreicheren Sorten Getreide, Kartoffeln und Streuobstbäumen führten langsam zu einer Verbesserung der Lage der Menschen.

Wichtige Voraussetzungen für Sport sind z. B. für die Ernährung der Phosphatdünger ab 1840 und der Fleischextrakt 1853 durch Justus von Liebig und für die Hygiene die Trennung von Wasserversorgung und Abwasser nach den großen Cholera-Epidemien des 19. Jahrhunderts in München und Hamburg (Max von Pettenkofer und Robert Koch) sowie einer Kühlmaschine durch Carl Linde 1871. (Weiter im Text auf der nächsten Seite)

Prof. Dr. Jürgen M. Steinacker, Hauptschriftleiter, Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin
Prof. Dr. Jürgen M. Steinacker, Hauptschriftleiter, Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin © Steinacker