Die »Pille« für Sportlerinnen: Verhütungsmittel der Wahl?

Die »Pille« ist das am häufigsten verwendete Verhütungsmittel bei jüngeren Frauen. Ein oral eingenommenes Kombinationspräparat, das Östrogen und Gestagen enthält, reguliert die Hormonproduktion der Frau herunter. Dadurch entsteht ein stabiles Hormonprofil, jedoch auf sehr viel niedrigerer Konzentration als im natürlichen Zyklusverlauf. Ob und welche Auswirkungen dieser Eingriff auf das muskuloskelettale System hat, wurde nun in einem systematischen Review beschrieben (2). So zeigten sich über neun untersuchte Studien hinweg zwar keine signifikanten Effekte auf Muskelkraft oder Muskelwachstum, jedoch wurde ein negativer Effekt auf Regeneration und Muskelkater (1) beobachtet. Mehrere Untersuchungen fanden erhöhte Kreatinkinasewerte, was mit stärkeren Schmerzen korrelierte (1). Bei hohen Trainingsumfängen könnte die Regeneration verzögert sein. Die Autoren betonen, dass das Bias-Risiko mindestens als moderat einzuschätzen sei.

Römer et al. (2) analysierten auch das Verletzungsrisiko bei Einnahme oraler Kontrazeptiva (OC). Es zeigte sich, dass die Steifigkeit des vorderen Kreuzbands (ACL) bei OC-Anwenderinnen höher war als bei Nicht-Anwenderinnen. Bekannt ist, dass bei natürlichem Hormonprofil das Risiko für eine Verletzung des ACL kurz vor dem Eisprung und in der mittleren Lutealphase erhöht ist, also jeweils dann, wenn die Östrogenkonzentration hoch ist. Demnach könnte die OC-Einnahme einen protektiven Effekt haben. Allerdings sind auch hier die Daten noch nicht sehr zuverlässig.

Sportlerinnen brauchen eine vernünftige Verhütung, doch nicht in jedem Fall ist die »Pille« optimal. Geeignet ist sie, wenn die Athletin unter starken zyklusbedingten Beschwerden, ausgeprägtem Prämenstruellem Syndrom oder sehr starken Blutungen leidet, weil sich solche Symptome in den meisten Fällen bessern. Ansonsten könnten andere Verhütungsmethoden besser geeignet sein, um die natürlichen günstigen Effekte des Menstruationszyklus für den Sport zu nutzen.

■ Hutterer C