Der Einfluss der COVID-19 bedingten Kontaktbeschränkungen auf sportliche Aktivitäten bei chronischen Erkrankungen
Zusammenfassung eines wissenschaftlichen Beitrags (Originalarbeit) aus der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin (DZSM) mit Link zum englischsprachigen Originalartikel und Downloadmöglichkeit als PDF. Dieser Artikel ist Teil unseres Fokusthemas "COVID-19: Infos und Empfehlungen". Den Link zur Übersicht aller Beiträge des Themenschwerpunkts finden Sie am Ende des Textes oder durch Eingabe des Suchbegriffs #Covid-19 in das Suchfeld dieser Website.
Design der Studie
Körperliches Training geht mit zahlreichen positiven Wirkungen auf Gesundheit und gesundheitsbezogene Lebensqualität (HQoL) einher und wird deshalb zur Behandlung vieler chronischer Erkrankungen empfohlen. Durch COVID-19-Restriktionen wurden Trainingsmöglichkeiten eingeschränkt. Ziel dieser Fragebogenerhebung war es darzustellen, ob sich die Kontaktbeschränkungen auf neu erworbene Sportgewohnheiten von Studienteilnehmern mit Mehrfacherkrankungen auswirken und wie die Veränderungen der Sportgewohnheiten mit der HQoL zusammenhängen.
Methoden
Im Rahmen einer Studie zur Bewegungsförderung von Personen mit Mehrfacherkrankungen (wurde eine retrospektive online-Erhebung durchgeführt. HQoL wurde mittels Veterans Rand 12 (physischer (PCS) und mentaler (MCS) Komponentenscore, allgemeine Gesundheit (GH)) erfasst, zudem wurde die Veränderung der Sportaktivität im Vergleich zum Status vor dem Lockdown sowie die Nutzung digitaler Medien (Trainingsvideos) erhoben. Kruskal-Wallis-Tests und post-hoc Analysen wurden angewendet, um Unterschiede der HQoL zwischen den Gruppen der Sportveränderung (mehr, gleich, weniger) zu ermitteln. Der Korrelationkoeffizient (r) nach Pearson wurde als Effektgröße berechnet.
Ergebnisse und Diskussion
27 (18 Frauen, Alter: 54,6 ± 11,4) nahmen an der Befragung teil. 37% waren während der Kontaktbeschränkungen weniger/nicht sportlich aktiv, 41% behielten das Niveau bei und 22% waren sportlich aktiver. 72% der Befragten reduzierten ihr Krafttraining. Trainingsvideos wurden von 26% der Teilnehmenden während des Lockdowns genutzt. Es zeigte sich ein signifikanter Unterschied zwischen den Kategorien der Veränderung der Sportaktivitäten und der GH (H(2)=6,1, p=0,047): Personen mit vermehrter Sportaktivität wiesen im Vergleich zur Gruppe mit verringerter Aktivität eine erhöhte GH auf (z=-2,5, p=0,04, r=0,6). Zwischen der Veränderung der sportlichen Aktivität und den Skalen MCS und PCS zeigten sich keine Zusammenhänge.
Was ist neu und relevant?
Bewegungsförderung bei Mehrfacherkrankten ist ein wichtiger Baustein der Therapie, kann jedoch durch Kontaktbeschränkungen deutlich erschwert werden. Die Veränderung des Aktivitätsverhaltens durch COVID-19 Restriktionen steht dabei in positivem Zusammenhang mit dem allgemeinen Gesundheitsempfinden.
Methodische Einschränkungen und Störfaktoren
Die Art des Studiendesign lässt keinen Rückschluss auf die Kausalität des Zusammenhangs der Veränderung der Sportaktivität und der HQoL zu. Auch die geringe Fallzahl schränkt die Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse ein.
Fazit für die Praxis
Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, Patienten mit Mehrfacherkrankungen die Möglichkeiten zu sportlicher Aktivität auch unter besonderen Umständen bestmöglich zu erhalten. Digitale Anwendungen zur Trainingsanleitung finden aufgrund ihrer räumlich und zeitlich unabhängigen Nutzbarkeit an Bedeutung. Ausdauertraining im Freien sollte auch im Falle zukünftiger Kontaktbeschränkungen ermöglicht werden.
■ Schweda S, Krauss I