CTE-Diagnose: Footballer-Studie zeigt neue Ansätze auf
Noch ist die Chronisch Traumatische Enzephalopathie (CTE) nur bei Toten diagnostizierbar. Amerikanische Forscher sind der Diagnose CTE bei lebenden Patienten jetzt aber einen Schritt nähergekommen. Ehemalige Football-Profis mit CTE-Symptomen zeigten in der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) eine Tendenz zu charakteristischen Ablagerungen von Tau-Proteinen im Gehirn (3). Tau-Proteine, ein wichtiger Bestandteil von Nervenzellen, werden in größeren Mengen erst nach Traumata oder Erkrankungen freigesetzt. Hier waren deutliche Unterschiede zwischen den Gehirnen von Football-Profis, Alzheimer-Patienten und einer Kontrollgruppe zu erkennen. Die individuellen Werte variierten jedoch stark, sodass weitere Studien unabdingbar sind.
PET zeigt Tau-Ablagerungen
In ihre Untersuchung bezogen die Wissenschaftler 26 frühere Profis der National Football League (NFL) mit ein, die im Alter zwischen 40 und 69 Jahren über CTE-Symptome wie kognitive Beeinträchtigungen und Stimmungsschwankungen klagten. Die Kontrollgruppe bestand aus 31 asymptomatischen Männern im gleichen Alter ohne Kontaktsport-Erfahrung. Alle durchliefen sowohl eine PET mit dem Radioliganden Florbetapir als auch eine PET mit Flortaucipir. Aufschlussreich war vor allem die Flortaucipir-PET: In der Gruppe der Football-Profis zeigte sich im Median in drei Hirnregionen ein signifikant erhöhter Standard Uptake Value (SUV). Der Median betrug im Vergleich zu dem der Kontrollgruppe in der superior frontalen Region bilateral 1,09 vs. 0,98, in der medial temporalen Region bilateral 1,23 vs. 1,12 und in der parietalen Region links 1,12 vs. 1,01. Alle drei Regionen gehören zu jenen, die in Studien mit verstorbenen CTE-Patienten ebenfalls vermehrt Tau-Ablagerungen aufwiesen (1, 2).
Wie schon in den Gehirnen toter CTE-Patienten fand sich auch in dieser Analyse eine positive Korrelation zwischen SUV und Spielerfahrungs-Jahren im Football. Keine Korrelation war hingegen zwischen dem Maß an Ablagerungen und den Ergebnissen kognitiver und neuropsychiatrischer Tests feststellbar.
Medikamente erst in der Erforschung
Erstautor Prof. Dr. Robert A. Stern betont, dass die Ergebnisse keine therapeutische Konsequenz für die Studienteilnehmer haben: »Es gibt aktuell keine klinisch zugänglichen Behandlungen, die sich dafür eignen, das abnormale Tau-Protein zu entfernen oder zu reduzieren. Doch derzeit werden vielversprechende neue Anti-Tau-Medikamente in klinischen Studien erforscht.« Stern und sein Team sind zudem in die Multicenter-Studie DIAGNOSE CTE Research Project involviert. Sie umfasst 240 Teilnehmer, darunter 120 frühere Football-Profis der NFL und 60 ehemalige College-Football-Spieler. 2020 sollen erste Ergebnisse publiziert werden.
■ Petra P
Quellen:
McKee AC, Cairns NJ, Dickson DW, Folkerth RD, Keene CD, Litvan I, Perl DP, Stein TD, Vonsattel JP, Stewart W, Tripodis Y, Crary JF, Bieniek KF, Dams-O’Connor K, Alvarez VE, Gordon WA, TBI/CTE Group. The first NINDS/NIBIB consensus meeting to define neuropathological criteria for the diagnosis of chronic traumatic encephalopathy. Acta Neuropathol. 2016; 131: 75-86. doi:10.1007/s00401-015-1515-z