Chininsulfat im Einsatz gegen Wadenkrämpfe

Chininsulfat im Einsatz gegen Wadenkrämpfe
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Wadenkrämpfe scheinen vorwiegend unerwartete und unangenehme Ereignisse zu sein. Doch leiden Betroffene sehr häufig darunter oder sind die Krämpfe besonders schmerzhaft, werden sie zu einer großen Belastung. Insbesonders nächtliche Wadenkrämpfe beeinträchtigen durch den gestörten Schlaf und die daraus resultierende ständige Übermüdung die Lebensqualität vieler Patienten enorm. Die Ursache für die Entstehung von Krämpfen konnten Medizinier noch nicht abschließend klären. Man unterscheidet paraphysiologische Krämpfe, die einen Gesunden z. B. nach muskulärer Überlastung durch Sport treffen können, und symptomatische Krämpfe durch Grunderkrankungen wie Elektrolytstörungen oder chronische neuromuskuläre Beschwerden. Für rund ein Viertel, die sogenannten idio­pathischen Krämpfe, lässt sich hingegen keine Ursache erkennen.

Daher sind Therapien, die unabhängig von der Krampfursache wirken, von großer Bedeutung. Die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (2) empfiehlt regelmäßiges passives Dehnen, allerdings wird dessen Wirksamkeit in Studien unterschiedlich bewertet. Auch für Magnesium, das aufgrund seiner sehr guten therapeutischen Breite bei minimalem Nebenwirkungsprofil gerne verschrieben wird, lässt die Studienlage keine ausreichend gesicherte Wirkung erkennen.

Während Chininsulfat in der Leitlinie nur für ein kleines Patientenkollektiv empfohlen wird, konnte eine neue Untersuchung (1) nun ein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis für den Einsatz der Substanz bei erwachsenen Patienten mit sehr häufigen oder besonders schmerzhaften nächtlichen Wadenkrämpfen zeigen. In der Studie mit 596 Patienten belegten Mediziner aus Essen, dass es mit Chininsulfat zu einer Reduktion von Dauer, Anzahl und Schmerzintensität kam. Unerwünschte Arzneimittelnebenwirkungen wurden bei 5,9 Prozent der Patienten dokumentiert, jedoch traten keine schweren Neben­wirkungen auf. Erstautor Prof. Dr. Hans-Christoph Diener geht davon aus, dass man die Präparate weniger restriktiv einsetzen könnte, als es derzeit der Fall ist. Die Studie wurde finanziell unterstützt von der Cassella-med GmbH & Co. KG, Köln.

■ Hutterer C

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Quellen:

  1. Diener HC, Baurecht W. Chininsulfat in der Therapie nächtlicher Wadenkrämpfe: Verträglichkeit, Compliance, Lebensqualität und Einfluss auf Symptome. MMW Fortschr Med. 2019; S6: 25-32.

  2. Deutsche Gesellschaft für Neurologie: Leitlinie für Diagnostik und Therapie in der Neurologie: Crampi/Muskelkrampf. https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/030-037l_S1_Crampi_Muskelkrampf_2017-05.pdf [30.11.2019].