Betriebliche Gesundheitsförderung für Menschen mit geistiger Behinderung
Zusammenfassung eines wissenschaftlichen Beitrags (Originalarbeit) aus der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin (DZSM) mit Link zum englischsprachigen Originalartikel und Downloadmöglichkeit als PDF.
Problemstellung
Geistig behinderte Menschen weisen ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf. Ziel der vorliegenden Studie war es, durch spezifische Arbeitsplatzprogramme kardiometabolische Risikofaktoren zu reduzieren.
Methoden
Im Rahmen des initialen sechsmonatigen Studienabschnittes wurden die Daten von zwei sportlich aktiven Gruppen (Krafttraining (KT): n=35; Herz-Kreislauf-Training (HK): n=37), einer semiaktiven Kontrollgruppe (Ganzkörpervibration (SKG): n=39) und einer sportlich inaktiven Kontrollgruppe (KG: n=38) verglichen. Die randomisierte Untersuchung wurde in acht Werkstätten für geistig behinderte Menschen in Bayern durchgeführt. Primärer Studienendpunkt war der Metabolisches Syndrom (MetS)-Z-Score, sekundäre Endpunkte Akzeptanz und Umsetzbarkeit der Trainingsprogramme.
Ergebnisse
Nach 6-monatigem Interventionszeitraum betrug die Aussteigerrate 4%, allerdings konnten weitere 10% krankheits-, urlaubs- oder schwangerschaftsbedingt nicht an der Kontrollmessung teilnehmen. Das Herz-Kreislauf-Training zeigte einen signifikanten Effekt (p=.009) für den Risikocluster Metabolisches Syndrom (Z-Score), während KT- und SKG-Gruppe keinen Unterschied zur KG aufwiesen (p≥.153). Zwischen den aktiven/semiaktiven Trainingsgruppen zeigten sich keine Unterschiede (p≥.439). Die Interventionen der aktiven Gruppen wurden mit hoher Anwesenheitsrate (91±4%) und Akzeptanz begleitet. Allerdings konnten nur 26% (KT) bzw. 54% (HK) der Teilnehmer eine selbstständige Durchführung des Trainings realisieren.
Diskussion
Die initiale Projektphase zeigt, dass ein ausdauerorientiertes, mit geringem räumlichen und Geräte-Aufwand betriebenes gesundheitssportliches Programm im Setting der Werkstatt für geistig behinderte Menschen das erhöhte kardiometabolische Risiko dieser Gruppe signifikant senken kann. Bei hoher Akzeptanz des Programms ist die selbstständige Durchführung für die Mehrzahl der Teilnehmer nicht möglich, sodass eine Realisierung der Maßnahme im betreuten Gruppenrahmen empfohlen wird.
■ Kramer C, Bebenek M, Willert S, Kemmler W