5-Jahres-Ergebnisse einer landesweiten Datenbank über plötzliche kardiale Ereignisse im Sport in Luxemburg

Zusammenfassung eines wissenschaftlichen Beitrags (Originalarbeit) aus der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin (DZSM) mit Link zum englischsprachigen Originalartikel und Downloadmöglichkeit als PDF.

5-Jahres-Ergebnisse einer landesweiten Datenbank über plötzliche kardiale Ereignisse im Sport in Luxemburg
© Pixel-Shot / Adobe Stock

Design

Ziel dieser prospektiven Kohortenstudie war die Erstellung einer nationalen Datenbank zur Erfassung sportbezogener plötzlicher Herzereignisse (sudden cardiac event, SCE) in Luxemburg.

Methodik

Von 2015 bis 2019 erfolgte eine systematische Datenerhebung mittels Online-Fragebogen, über den sportbezogene SCE-Fälle gemeldet werden konnten, der Überwachung der öffentlichen Medien, sowie der Informationen des nationalen kardiologischen Instituts und der Rehabilitationszentren nach Zustimmung der Patienten. Alle Fälle von SCE erfüllten folgende Kriterien: (1) jedes plötzliche kardiale Ereignis, (2) während oder bis eine Stunde nach einer sportlichen Aktivität (3) auf nationalem Territorium oder bei einem Luxemburger Einwohner oder Sportlizenzinhaber außerhalb Luxemburgs.

Resultate

Insgesamt wurden in 5 Jahren 43 Fälle von SCE registriert, bei 41 Personen (40 Männer, 1 Frau) mit einem Durchschnittsalter von 49,7 Jahren. Siebzehn Ereignisse verliefen tödlich. Die am häufigsten betroffenen Sportarten waren Radfahren (17 Fälle), gefolgt von Fußball (5) und Laufen (4). 44 % der Fälle ereigneten sich während einer Freizeitaktivität, 39 % während eines strukturierten Trainings und 17 % im Wettkampf. Einundzwanzig Fälle von SCE wurden durch eine koronare Herzkrankheit ausgelöst. 2 Fälle waren auf Myokarditis und 1 durch eine hypertrophe Kardiomyopathie zurückzuführen. Bei 19 Fällen konnte die Ätiologie nicht eindeutig verifiziert werden.  24 Opfer erlitten einen Herzstillstand, von denen 16 von Laien kardiopulmonal reanimiert wurden. Acht (33%) von ihnen überlebten.

Diskussion

Die Inzidenz lag bei 2,6 Fällen/Jahr/100000 körperlich aktive Einwohner und ist somit höher in Luxemburg als in vielen internationalen Studien, jedoch mit einer gleichen männlichen Dominanz. Dass SCE eher bei Freizeitaktivitäten auftreten als in Wettkämpfen kann man durch die geringere zeitliche Belastung für Wettkämpfe im Gegensatz zu Trainingseinheiten erklären, sowie durch die hohe Zahl an aktiven Menschen, die keine Wettkämpfe bestreiten. Die Überlebensrate nach Herzstillstand war am höchsten bei Patienten, die eine sofortige Laienreanimation erhielten.

Limitation

Wir können nicht garantieren, dass unsere Daten vollständig sind, da es in Luxemburg keine diesbezügliche systematische Datenerhebung bei den Rettungsdiensten gibt. Außerdem bleiben die vorliegenden Ergebnisse oft ohne genaue Diagnose, da der Kontakt über die Opfer oder ihre Familien hergestellt wurde. Wegen der Heterogenität der Methoden in den verschiedenen internationalen Studien ist im Vergleich der Ergebnisse Vorsicht geboten.

Praktische Konklusion

Eine sofortige (Laien)Wiederbelebung spielt eine zentrale Rolle bei der Überlebensrate von Herzstillständen, was eine konsequente Schulung der Bevölkerung und insbesondere der Sportler in der Wiederbelebung und den Einsatz externer Defibrillatoren verlangt.

Plötzliches Herzereignis, Statistik Luxemburg
© DZSM 2022

■ Besenius E, Cabri J, Delagardelle C, Stammet P, Urhausen A

Ähnliche Beiträge zum Thema finden Sie weiter unten!