Verletzungen im Polo: Retrospektive Analyse von 103 Poloreitern

Verletzungen im Polo: Retrospektive Analyse von 103 Poloreitern
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Hintergrund

Polo besteht aus zwei Teams mit jeweils 4 berittenen Spielern. Ziel ist es, den Ball zwischen zwei Torpfosten hindurch zu schlagen. Das Team mit den meisten Toren gewinnt. Das Spiel ist in 4-8 Abschnitte (“chukker”) mit jeweils 7 Minuten gegliedert.

Nach unserem Wissen existiert aktuell nur eine Studie (Studiengruppe 34 Spieler) die sich mit der Verletzungshäufigkeit, Art und Schwere von Verletzungen sowie den Verletzungsmechanismen im Polosport beschäftigt.

Ziel dieser Studie war es, die Evidenz von Poloverletzungen zu verbessern (zum ersten Mal auch inklusive Amateurspielern). Die Ergebnisse sollen dem medizinischen Team helfen besser auf typische Poloverletzungen vorbereitet zu sein und neue Präventionsstrategien zu entwickeln.

Methoden

Die Daten wurden anhand eines standardisierten Fragebogens durch den Erstautor erhoben. Dokumentiert wurden Verletzungen der letzten zwei Jahre. Die Studie wurde zwischen Mai und Juli 2017 durchgeführt. Die Spieler wurden sowohl bei Trainingsspielen als auch bei Turnieren interviewt. Als Verletzung wurde ein medizinischer Zustand definiert, welcher zu einer Abwesenheit vom Training oder Spiel führte. Die Schwere der Verletzung wurde in Abhängigkeit der Ausfallszeit vom Spiel oder Training definiert (leicht: <7 Tage; mittel: 7-30 Tage; schwer: >30 Tage).

Ergebnisse

Insgesamt wurden 103 Polospieler interviewt. 40% (41 Spieler) der Spieler erlitten insgesamt 55 Verletzungen. Die Verletzungshäufigkeit war 5,3-6,1 pro Spieler und 1000 gespielten Stunden. 67% aller Verletzungen wurden als schwer klassifiziert. Die Haupturssche für Verletzungen waren Unfälle (84%; 46 Fälle). Am häufigsten (42%) war die obere Extremität, gefolgt von der unteren Extremität (25%; 14 Fälle) betroffen. Der Körperstamm war in 12 Fällen (22%) und der Kopf in 6 Fällen (11%) involviert (Abb. 1).

Zudem konnte ein typisches Schmerzmuster (Überlastungsschmerzen ohne Spielausfall) mit Schmerzen im Schlagarm, der Lendenwirbelsäule und der Leiste beobachtet werden.

Bei den Ergebnissen der Studie ist zu berücksichtigen, daß die Daten Eigenangaben sind und retrospektiv erhoben wurden.

Zusammenfassung

Wir präsentieren hier die weltweit größte Studie über Verletzungen im Polosport.

Polo ist ein gefährlicher Teamsport. Obwohl die Verletzungshäufigkeit niedrig war, traten im Falle einer Verletzung meist schwere Verletzungen auf. Typische Verletzungsmuster werden in dieser Studie gezeigt. Zudem konnte erstmals ein typisches Schmerzmuster nach Überlastung (ohne Spielausfall) aufgezeichnet werden. Da potenziell lebensbedrohliche Verletzungen auftreten können, sollte traumatologisch geschultes Personal bei allen Polospielen anwesend sein. Zudem sollten Polohelme nach neuesten Standards getragen und das Gesicht entsprechend geschützt werden. Eine definitive Empfehlung, einen „Faceguard“ zu tragen, kann nicht ausgesprochen werden, da keine zertifizierten Modelle am Markt verfügbar sind.

Klinische Relevanz

Polo ist ein gefährlicher Teamsport, bei dem schwere Verletzungen auftreten können. Präventive Maßnahmen werden vorgestellt und empfohlen.

 Graphik: Lokalisation der Verletzungen im Polosport
Abb 1: Lokalisation der Verletzungen; Y-Achse: Körperregion, X-Achse: Prozent (%) der Verletzungen im Verhältnis zu den Gesamtverletzungen. © DZSM 2019

■ Neumayr L, Schmitt H

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