Trainingsbedingter Herzstillstand: Wer hat die beste Prognose?
Die Inzidenz von Herzstillständen außerhalb des Krankenhauses (Out-of-hospital cardiac arrest/OHCA) in direktem Zusammenhang mit sportlicher Betätigung ist in der Allgemeinbevölkerung gering. Trotzdem ist jeder Fall einer zu viel, weshalb sich immer wieder Studien mit dem Thema befassen. Leider sind die Studiendesigns zu trainingsbedingtem Herzstillstand sehr unterschiedlich, so dass die daraus gewonnenen Daten nur schwer zu vergleichen sind. Eine dänische retrospektive Kohortenstudie hat das Thema deshalb noch einmal aufgerollt und unter standardisierten Voraussetzungen eruiert, wie hoch die Inzidenz von Herzstillstand beim Sport tatsächlich ist, welche Überlebensprognose Betroffene haben und welche Faktoren die Outcomes beeinflussen (1).
Nur 2,2 Prozent OHCAs sind trainingsbedingt
Als trainingsbedingten OHCA definierten die Studienautoren einen Herzstillstand, der während des Sports oder maximal eine Stunde danach auftrat und nicht auf andere Ursachen zurückgeführt werden konnte. Von den 20 470 im dänischen Herzstillstand-Register verzeichneten Fällen der Jahre 2016 bis 2019 waren dies nur 2,2 Prozent. Mit 75,3 Prozent waren Männer (Durchschnittsalter: 62 Jahre) weitaus häufiger betroffen als Frauen. In Subgruppen zeigten sich die meisten OHCA im Zusammenhang mit Fitnesssport (17,6 Prozent), gefolgt von Mannschafts- und Wassersportarten (12,6 bzw. 7,0 Prozent). Leichtathleten, Kampfsportler und Wanderer hatten das geringste Risiko (je 0,2 Prozent).
Dass die Überlebensrate nach einem OHCA beim Sport höher ist, hängt auch mit der Bereitschaft und Fähigkeit Anwesender zusammen, Reanimationsmaßnahmen einzuleiten (siehe Tab. 1). Dies ist in Vereinen, Fitnessstudios und Wettkampfstätten eher gegeben: Trainingspersonal ist entsprechend geschult und das Vorhandensein eines Defibrillators ungleich wahrscheinlicher. Die Überlebenswahrscheinlichkeit nach OHCAs während der Ausübung einer Mannschaftssportart war mit einem Odds Ratio (OR) von 18,5 gegenüber OR=4,81 im Radsport und OR=0,09 bei OHCR im öffentlichen oder privaten Bereich signifikant höher. Ob der ausgeübte Sport moderat oder intensiv betrieben wurde, spielte keine signifikante Rolle, wobei das Anstrengungslevel in manchen der ausgewerteten Patientendaten nicht immer klar zu definieren war.
Die Autoren weisen darauf hin, dass die Fallzahlen bei jungen von OHCA betroffenen Sportlern so gering waren, dass hierzu weitere Studien nötig sind. Das Fehlen von Obduktionen verstorbener Patienten könnte zudem vorbestehende Erkrankungen verschleiern.
■ Kura L
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Quellen:
Wolthers SA, Jensen TW, Blomberg SN, Gelderman Holgersen M, Lippert F, Mikkelsen S, et al. Out-of-hospital cardiac arrest related to exercise in the general population: Incidence, survival and bystander response. Resuscitation. 2022; 172: 84-91. doi:10.1016/j.resuscitation.2022.01.021.