Sonnenbrillen: Das Auge im Blick

Sonnenbrillen: Das Auge im Blick
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Sonnenbrillen sind nicht nur schickes Accessoire, sondern erfüllen im besten Fall einen wichtigen Zweck: Sie schützen die Augen vor kurz- und langfristigen Schäden, die durch die energiereiche Strahlung der Sonne entstehen können. Darauf sollten Ärzte, vornehmlich Sportärzte, sowie Optiker ihre Patienten und Kunden hinweisen. Die Sonneneinstrahlung ist durch das Ozonloch auch in unseren Breiten intensiver geworden, als das vor einigen Jahrzehnten der Fall war. Zudem wissen wir heute mehr über mögliche Schädigungen, die durch Sonnenlicht an den Augen entstehen können. Der längere Aufenthalt in der Sonne, z. B. bei Landwirten oder beim Sport, erfordert besondere Sorgfalt bei der Beratung und Betreuung. Das Spektrum der Sonne (Abb. 1) reicht von kurzwelligem ultraviolettem Licht (UV) bis zu langwelligem Infrarotlicht; der sichtbare Teil reicht von Violett bis Rot. Die einzelnen Wellenlängen verursachen an oder in den Augen sehr unterschiedliche Probleme bzw. Schäden.

Spektrum sichtbarer und unsichtbarer Sonnenstrahlung (Kinder und Erwachsene).
Abb. 1: Spektrum sichtbarer und unsichtbarer Sonnenstrahlung (Kinder und Erwachsene). © Chr. Corbé, modifiziert von D. Schnell

Von UV bis Infrarot

Kurzwellige Ultraviolett-Strahlen dringen unterschiedlich tief ins Auge ein (Abb. 2). Sie schädigen vor allem die Hornhaut bis hin zu stark schmerzhaften Veränderungen mit Lichtscheu und Tränen über Stunden sowie Bindehautentzündungen, wie wir sie von Kurzschlüssen als sogenannte Stromschlag-Verblitzungen kennen und wie sie auch beim Schweißen auftreten (Abb. 2). Je langwelliger die Strahlen, umso tiefer dringen sie in die Augen ein und verursachen auch Schäden an Linse und Netzhaut. Ab 300 nm dringen die Lichtstrahlen in die Augenlinse ein und stellen eine Gefahr für diese und die Netzhautstrukturen, vor allem die Makula, dar (Abb. 2). Bei Erwachsenen hält die verdichtete Augenlinse blaue Strahlen weitgehend davon ab, tiefer ins Auge einzudringen. Die langwelligeren Lichtanteile können bei längerer Exposition die Augenlinse trüben und zum Grauen Star führen. Somit gilt es, durch eine Sonnenbrille sowohl die kurzwelligen Strahlungen ganz vom Auge fernzuhalten als auch die Intensität der langwelligeren zu mindern.

Schema: Strahlen-Augenlinse-Penetration
Abb. 2: Geringe Penetration der Augenlinse durch kurzwellige Strahlen (UVB und UVA). Schema: Chr. Corbé
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Die Helligkeit mit Sonnenbrille regulieren

Das gesunde Auge kann Leuchtdichte-Unterschiede von 1:1012 verkraften. Das heißt, dem Menschen ist es möglich, sowohl in mondloser Nacht als auch bei gleißendem Sonnenlicht zu agieren. Bewerkstelligt wird diese Adaptation durch

• das reflektorische Pupillenspiel (1:16),
• die Anpassung des Lichtfarbstoffes in den jeweiligen lichtaufnehmenden Zellen,
• einen Zusammenschluss mehrerer Stäbchen zu einem Empfindungselement,
• die Änderung der Fixationsdauer sowie
• die Änderung der Lidspaltenweite.

Dennoch gibt es einen Helligkeitsbereich (Leuchtdichte-Bereich), in dem Handlungen leichter vorgenommen und Sportarten besser ausgeübt werden können. Diese Leuchtdichte liegt zwischen 103 und 106 Candela/Quadratmeter (cd/qm) (Abb. 3). Mit Hilfe einer Sonnenbrille sollte man versuchen, den Lichteinfall ins Auge in diesen Bereich zu regulieren. Eine Schirmmütze ist für die meisten Sportarten als Sonnenschutz ungeeignet, weil beim Heben des Kopfes die Sonnenstrahlen ins Auge fallen können und die von Gegenständen und vom Boden reflektierten Strahlen ungehindert in die Augen eintreten.

Diagramm Optimaler Helligkeitsbereich
Abb. 3: Optimaler Helligkeitsbereich

Die auf dem deutschen Markt angebotenen Sonnenbrillen haben im Allgemeinen einen hundertprozentigen UV-Schutz: Alle Wellenlängen unter 400 nm werden blockiert und intensives langwelligeres Licht je nach Tönung der Gläser absorbiert. Es gibt 4 Kategorien an getönten Gläsern:
• Kategorie 1: 20–57 % Tönung für bedeckte Tage
• Kategorie 2: 57–82 % Tönung; normaler Blendschutz für Sommer­tage in Mitteleuropa
• Kategorie 3: 82–92 % Tönung für Wasserflächen, Strand und Berge sowie südeuropäische Länder; ab 90 % Absorption für den Straßenverkehr nicht geeignet
• Kategorie 4: 92–97 % Tönung für Hochgebirge und Gletscher

Welche Brille für wen?

Der Rahmen

Für Sonnenbrillen gilt, wie für alle anderen Brillen auch, dass sie gut passen müssen. Der Rahmen muss der Kopfgröße, der Gesichtsform und anderen individuellen Gegebenheiten (breite Nase, hohe Wangenknochen usw.) angepasst werden. Zusätzlich muss die Brille dem jeweiligen Anwendungszweck angemessen sein. Finden Tätigkeiten oder Sport auf reflektierendem Untergrund (Schnee, Eis, Wasser etc.) statt, sollte auch das seitliche Eindringen von Streulicht durch gebogene Gläser oder einen Rundum-Schutz vermindert oder vermieden werden (Gletscherbrille). Dies gilt vor allem bei Gletschertouren oder Hochgebirgs-Skiabfahrten. Die meisten Skibrillen bieten guten UV-Schutz und können daher an Stelle von Sonnenbrillen getragen werden.

Für Arbeiten oder Sportarten auf spiegelnden Flächen (Eis, Gletscher, Wasser) sind mitunter polarisierende Gläser zu empfehlen. Die Polfilterebene muss vom Optiker in der für die Tätigkeit optimalen Richtung eingesetzt werden. Zur Verringerung der Blendung durch Lichtreflexe sind Entspiegelungen sinnvoll. Mehrfach-Entspiegelungen haben sich im Sport jedoch nicht bewährt, weil oft die oberen Schichten verkratzen bzw. abblättern.

Die Gläser

Für gefährdende Sportarten, bei denen man eines Augenschutzes bedarf (Rad- oder Motorradsport, Mannschafts-, Kontakt- oder Schlägersport), sollten unzerbrechliche Sonnenschutz-Sportbrillen aus Kunststoff verwendet werden. Die Glas- oder Scheibenfarbe der Sonnenbrille sollte entweder braun, grün oder grau sein. Diese Farben beeinträchtigen das Farbsehen nicht oder nicht wesentlich und sind so auch für den Straßenverkehr geeignet. Rote, blaue und gelbe Gläser verändern das Farbsehen sehr stark und sind im Straßenverkehr verboten. Gelbe oder gelborange Scheiben werden auf Skipisten oft zur Kontrasterhöhung benutzt (G. Jendrusch).

Selbsttönende (phototrope) Gläser haben sich im Sport weniger bewährt als gleichbleibende Tönungen, weil sowohl die Einfärbung als auch die Entfärbung der Scheiben je nach Temperatur zu langsam verläuft. Viel eher bevorzugen Sportler hochklappbare Sonnenschutzgläser an einer Brille mit normalen, ungetönten Gläsern oder ähnliche Konstruktionen. Hinter Glasscheiben, auch im Auto, tönen sich phototrope Gläser gar nicht, weil dazu UV-Licht erforderlich ist, das von den Scheiben abgehalten wird.

Fehlsichtige können ihre Sonnenbrille mit getönten, optisch korrigierenden Gläsern ausstatten lassen. Statt zu großer oder seitlich zu stark gebogener Sonnenschutzscheiben bewähren sich korrigierbare Innenclips. Auch abnehmbare Sonnenclips auf der üblichen Brille haben sich bewährt. Sonnenschutz-Überbrillen, die über die vorhandene Korrekturbrille gezogen werden, finden ebenfalls oft Verwendung, weil sie schnell abgezogen werden können, wenn es die Lichtverhältnisse erfordern, z. B. bei Einfahrt in einen Tunnel. Sonnenbrillen besitzen kein Verfallsdatum und können bei optimaler Behandlung über Jahrzehnte getragen werden. Beschädigte Gläser bieten jedoch weniger Schutz und sollten ausgetauscht werden.

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Spezielle Brillen für spezielle Anforderungen

Für Arbeiten mit starken Kopfbewegungen (z. B. bei Waldarbeitern oder Landwirten) bedarf es besonderer Befestigungen (elastische Ohrbügel, Hinterkopfbänder etc.), damit sie nicht herunterfallen. Bei sportlichen Betätigungen müssen Sonnenbrillen der Sportart gemäß gestaltet sein. Spezielle Konstruktionen mit Spezialscheiben bedarf es z. B. für den Radrennsport, den Motorsport, den Wasser- oder Skisport. In einigen Sportarten müssen Sonnenbrillen Schutzfunktionen gegen Wind, Regen, Schnee, aufgewirbelte Steine, Insekten o. a. erfüllen. Oft sind bereits Sonnenschutzvorrichtungen in Helme integriert.

Sonnenschutz in Kontaktlinsen

Kontaktlinsen mit Sonnenschutzfärbung haben sich im Sport nicht durchgesetzt, vor allem, weil sie weitgehend nur die Hornhaut des Auges schützen, nicht aber die Bindehaut. Für Kontaktlinsenträger empfiehlt sich daher ggf. auch das Tragen einer Sonnenbrille.

Kinderaugen brauchen besonderen Schutz

Die Augenlinsen von Kindern sind noch sehr klar, wodurch sehr viel energiereiches Licht ihre Netzhaut erreicht. Daher benötigen sie besonderen Schutz. Kinder sollten unter keinen Umständen blaue Brillengläser tragen. Allerdings blockieren auch einige andere Sonnenbrillen-Glas­farben für Kinder den Blau-Anteil des Lichts nicht ausreichend. Bei Kinder-Sonnenbrillen müssen 90 % der blauen Strahlungen zwischen 380 und 470 nm herausgefiltert werden. Noch stärkere Blau-Blockierungen (Blauanteile unter 10 %) führen u. U. zu Gleichgewichtsstörungen (G. Jendrusch). Eine ausreichende Blau-Blockierung weisen braune Gläser auf, die für Kinder empfohlen werden.

Fazit

Nicht nur für die Haut stellt die intensive Sonneneinstrahlung eine Gefährdung dar; auch die Augen benötigen entsprechenden Sonnenschutz. Schon Kinder sollten frühzeitig an das Tragen einer (qualitativ hochwertigen) Sonnenbrille gewöhnt werden, um Schäden zu vermeiden. Für Erwachsene gibt es eine riesige Auswahl an Sonnenbrillen in allen Formen, so dass für jeden das passende Modell gefunden werden kann. Auch wenn der Tätigkeitsschwerpunkt als Sportarzt überwiegend in anderen Bereichen, z. B. dem Hallensport, liegt, wäre es im Sinne der Patientengesundheit gut, auch das Thema Sonnenschutz der Augen bei sportlich aktiven Patienten gelegentlich anzusprechen.

■ Schnell D

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