Schiene und Gips bei stabiler Malleolusfraktur gleichwertig
Sprunggelenksfrakturen sind im Leistungs- wie im Breitensport nicht selten. Geschlossene, stabile Brüche werden entweder mittels Unterschenkelgips oder mit einer angepassten Orthese immobilisiert. Der große Nachteil beim Gips: Die Physiotherapie kann erst beginnen, wenn er nach mehreren Wochen abgenommen wird – und diese ist dann auch dringend notwendig, denn die Komplett-Ruhigstellung geht zu Lasten der Beweglichkeit und führt zu einem spürbaren Verlust an Muskelkraft. Mediziner im Vereinigten Königreich haben nun getestet, ob bei einer Malleolusfraktur eine abnehmbare Schiene, bei der schon viel früher mit Mobilisationsübungen gestartet werden kann, der Gipsversorgung ebenbürtig oder sogar überlegen ist (1).
Malleolusfraktur: Gips versus Orthese
Für die multizentrische randomisierte kontrollierte Studie losten die Studienautoren 669 Erwachsene (Durchschnittsalter: 46 Jahre) mit unkomplizierter Malleolusfraktur zu gleichen Teilen der Gips- und der Schienengruppe zu. 54 Prozent der Patienten waren vorab operativ versorgt worden. Sowohl der Gips als auch die Schiene wurden von den Patienten mindestens drei Wochen lang getragen. Teilnehmer der Orthesen-Gruppe wurden dazu aufgefordert, diese dreimal täglich abzunehmen und das Gelenk im schmerztoleranten Bereich ohne Belastung gezielt zu bewegen. Alle Gips-Patienten starteten erst nach dessen Abnahme mit gelenkmobilisierenden Übungen. Etwa die Hälfte jeder Gruppe übte unter physiotherapeutischer Begleitung.
Gleichstand nach 16 Wochen
Nach jeweils 6, 10 und 16 Wochen wurde der Heilungsverlauf als Primärziel per Olerund Molander Ankle Score erhoben, der z. B. Faktoren wie Schmerz, Steifheit, Schwellung und Funktion bei täglichen Bewegungen abfragt. Hier gab es zwischen den Gruppen weder statistisch noch klinisch signifikante Unterschiede; insgesamt hatte die Schienenversorgung einen minimalen Vorteil. Auch für die per Manchester-Oxford Foot Questionnaire, Disability Rating Index und EQ-5D-5L abgefragten Sekundärziele fanden sich keine klinisch signifikanten Unterschiede. Komplikationen wie tiefe Venenthrombosen, chronisches lokales Schmerzsyndrom oder Taubheitsgefühle waren ähnlich verteilt. Lediglich Wundinfektionen und die Notwendigkeit von Folge-Operationen waren unter operierten Patienten in der Orthesengruppe etwas häufiger.
■ Kura L
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Quellen:
Kearney R, McKeown R, Parsons H, Haque A, Parsons N, Nwankwo H, Mason J, Underwood M, Redmond AC, Brown J, Kefford S, Costa M; AIR trial collaborators. Use of cast immobilisation versus removable brace in adults with an ankle fracture: multicentre randomised controlled trial. BMJ. 2021; 374: n1506. doi:10.1136/bmj.n1506