Raynaud-Syndrom: Nicht einfach nur kalte Finger

Raynaud-Syndrom: Nicht einfach nur kalte Finger
Ansicht einer Hand zum Zeitpunkt des Auftretens eines Raynaud-Syndroms. © creative commons

Das Raynaud-Syndrom, im Volksmund auch Weißfingerkrankheit genannt, bezeichnet das anfallsartige Erblassen von Fingern oder Zehen, seltener auch der Ohren oder der Nase. Es handelt sich hierbei um eine Erkrankung, bei der eine übermäßige Verengung der Gefäße auftritt. Auslöser hierfür ist eine Fehlregulation durch den sympathischen Teil des autonomen Nervensystems aufgrund von endogenen Hormonen oder exogenen Faktoren wie Kälte, Stress oder Vibrationen.

Die Beschwerden verlaufen meist in drei Phasen:

Ischämie: Blasse Haut durch Minderdurchblutung, Gefühllosigkeit, Schmerzen

Zyanose: Blaufärbung durch Hypoxie

Reaktive Hyperämie: Rötung durch vermehrte Durchblutung wegen Auflösung des Spasmus, Kribbeln, Pochen

Die Beschwerden können eigenständig (primärer Typ) oder als Folge oder Begleiterscheinung anderer Krankheiten (sekundärer Typ) auftreten. Die Ausprägung kann in der Intensität, Dauer und Häufigkeit der Anfälle sehr unterschiedlich sein. In Europa erkranken fünf bis zwanzig Prozent der Bevölkerung an einem Raynaud-Phänomen, in Südeuropa deutlich weniger als in Nordeuropa. Frauen sind viermal häufiger betroffen als Männer. Oftmals trifft es junge, schlanke Frauen mit niedrigem Blutdruck. Die Gründe für die Entstehung der Erkrankung sind nicht bekannt.

Dr. Jawed Arjumand, Chefarzt der Klinik für Angiologie und interventionelle Gefäßmedizin am Agaplesion Bethesda Krankenhaus Wuppertal, erklärt: »Sportler bzw. Sportlerinnen sind  vom Raynaud-Syndrom genauso betroffen wie Nichtsportler. Sport kann die Attacken auch nicht verhindern oder abkürzen.« Wenn die Beschwerden die Patienten stark einschränken oder sehr schmerzhaft sind, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten – von Elektrotherapie über Medikamente bis hin zu einer Infusionsbehandlung, durch die die Verkrampfungen der Gefäße gelöst werden. Dr. Arjumand empfiehlt Betroffenen, die auslösenden Faktoren zu meiden. Da das bei Kälte in unseren Breiten schwer möglich ist, rät er zur Verwendung von beheizbaren Handschuhen, Socken oder Einlegesohlen. »Die Handschuhe sollten zumindest in Europa, noch besser in Deutschland, produziert werden, denn die Temperatur, die in den Handschuhen erreicht wird, variiert stark. Einige Modelle aus Asien werden nicht vernünftig untersucht und haben in den Fingern Temperaturen bis 60°C. Das ist viel zu heiß. Gut sind Temperaturen zwischen 38 und maximal 42°C.«. Grundsätzlich sollte bei neu auftretenden Beschwerden mit der Durchblutung der Finger ein Rheumatologe oder Angiologe hinzugezogen werden. Denn die Beschwerden können auch von anderen Erkrankungen (z.B. Arteriosklerose) hervorgerufen werden, die ein anderes Vorgehen verlangen.

Beheizbare Handschuhe

Beheizbare Handschuhe können das Auftreten von Raynaud-Anfällen verhindern – sofern sie bereits angezogen werden, bevor die Hände kalt werden. Je nach Einsatzbereich gibt es unterschiedliche Modelle: Dünne Fingerhandschuhe für den Alltag oder zum Drunterziehen, dicke Fingerhandschuhe oder Fäustlinge für den Wintersport. Einen Test beheizbarer Handschuhe finden Sie hier: www.warmup-cooldown.de

■ Hutterer C