Patienten verschweigen Ärzten häufig wichtige Informationen

Patienten verschweigen Ärzten häufig wichtige Informationen
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Viele Patienten wünschen sich eine Ärztin oder einen Arzt, dem sie alles erzählen können. Die ärztliche Schweigepflicht sorgt auch dafür, dass das Gesprochene unter vier Augen bleibt. Für den Mediziner sind Patientenangaben von großer Wichtigkeit, um die Ursache für Beschwerden oder Veränderungen zu erfassen oder die Therapie entsprechend zu wählen.

Im Zusammenhang mit alternativen/komplementären Behandlungsansätzen bei Krebstherapien ist jedoch schon länger bekannt, dass Patienten diese zusätzlichen Therapieelemente nicht immer wahrheitsgemäß angeben. Eine Studie hat nun untersucht, wie sehr sich ein Arzt auf die Patientenaussagen verlassen kann (1). Die Frage war, ob Patienten ihren Ärzten schon einmal Informationen verschwiegen haben und wenn ja, warum.

Die Ergebnisse zeigen, dass sich Ärzte nicht unbedingt auf die Angaben verlassen können. 81 Prozent gaben zu, ihren Ärzten schon einmal Informationen verheimlicht zu haben – besonders häufig dann, wenn sie mit den Empfehlungen des Arztes nicht einverstanden waren oder ihnen die Anweisungen nicht klar waren. Zu den verheimlichten Informationen gehören vor allem ein ungesunder Lebensstil, seltener Medikationsfehler oder eigenmächtige Medikamenteneinnahmen.

Der am häufigsten genannte Grund für das Verschweigen oder die Falschinformationen waren Befürchtungen, wegen des Verhaltens verurteilt oder belehrt zu werden. Außerdem wollten Patienten nicht hören, wie schlecht bestimmtes Verhalten für sie ist und zudem nicht als »schwierig« gelten. Besonders häufig tritt dieses Verhalten bei jüngeren Patienten und Frauen auf, besonders bei denjenigen mit schlechtem Gesundheitszustand. Das ist bedenklich, weil dadurch gerade Personen, die auf eine hohe Qualität der Versorgung angewiesen wären, nicht in den Genuss einer solchen kommen.

Ärzte sollten diese Informationen bei der Anamnese im Kopf haben und ihre Art der Kommunikation mit dem Patienten daraufhin ausrichten. Mit wohlwollendem Nachfragen oder dem »Beichten« eigener Gesundheitsvergehen kann das Eis möglicherweise gebrochen werden. Davon profitiert wahrscheinlich nicht nur das Verhältnis zwischen Arzt und Patient, sondern auch die Passgenauigkeit der Behandlung.

■ Hutterer C

Quellen:

  1. Levy AG, Scherer AM, Zikmund-Fisher BJ, Larkin K, Barnes GD, Fagerlin A. Prevalence of and Factors Associated With Patient Nondisclosure of Medically Relevant Information to Clinicians. JAMA Netw Open. 2018; 1: e185293. doi:10.1001/jamanetworkopen.2018.5293