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Fortsetzung Hochintensives Intervalltraining (HIIT) im Fußball: Effekte anaerober und aerober Varianten

Kleinfeldspiele als anaerobe HIIT-Variante

Kleinfeldspiele (small-sides games / SSG) gelten wegen der zusätzlich abverlangten technischen und taktischen Fähigkeiten als fußballspezifischste HIIT-Methode. Doch welches Potenzial zur Verbesserung anaerober Fitness enthalten sie? Eine Studie von Ade et al. (1) zeigte insgesamt geringere physiologische Anpassungen nach Kleinfeldspielen als nach einer SET-Intervention. Jedoch hat bislang noch keine andere Studie die gleiche Methodik bezüglich des Belastungs-Erholungs-Verhältnisses verwendet, weswegen die erfassten Trainingseffekte bei Kleinfeldspielen (SEP 1 vs. 1, SEM 2 vs. 2 Spieler) noch nicht quantifiziert wurden. Andere Studien stellten (verglichen mit hochintensiven Intervallläufen) gleichwertige positive Veränderungen in Bezug auf aerobe Fitness und Beweglichkeit fest (3). Einige Forscher kamen schließlich zu dem Schluss, dass die Belastungsintensität bei Kleinfeldspielen (4 vs. 4 Spieler bzw. 6 vs. 6 Spieler) aufgrund der geringen hochintensiven Laufdistanz (> 19,8 km/h), zu moderat sind, um die wichtigen physiologischen Aspekte im Fußball effektiv zu trainieren (2). Die Ergebnisse der Studie von Ade et al. unterstützen zudem die Annahme, dass Kleinfeldspiele nach SEP mit 1 gegen 1 Spieler durch das intensivere Beanspruchungsprofil die anaerobe Leistungsfähigkeit in höherem Maße verbessert als Kleinfeldspiele nach SEM mit 2 gegen 2 Spielern.

Obwohl die Belastungsparameter bei den SSG in allen oben genannten Untersuchungen geringer waren, war die Anzahl der Tempowechsel durch Antritt-Abstopp-Bewegungen größer. Es ist inzwischen erwiesen, dass Fußballspieler mehr Antritte (bis 5 m) als Sprints (länger als 5 m) während eines Spiels absolvieren und die metabolischen Anforderungen bei Tempowechsel im Vergleich zu konstanten Geschwindigkeiten ansteigen (8). Die Datenlage stützt daher die Auffassung, dass die Entwicklung fußballspezifischer Fitness durch Antritt-Abstopp-Bewegungen, also durch Anwendung von anaeroben SSG, eher erreicht wird als durch hochintensive Läufe.

Effekte von aerobem HIIT

Aerobes HIIT (AHI) im Fußball zielt darauf ab, eine andauernde hochintensive Bewegung länger auszuführen und die Regenerationszeit bei intervallartigen Belastungen zu verkürzen. Diese Trainingsmethode verlangt vom Athleten eine Belastungsdauer von 2 bis 4 Minuten und ein Belastungs-Erholungs-Verhältnis von 2:1 mit 90 Prozent der HRmax.
Ein Review verglich mehrere Studien zu Trainingseffekten von aerobem HIIT (5). Alle erfassten Untersuchungen wurden als 4-versus-4-Trainingsprotokolle mit gleicher Intensität (90 – 95 Prozent HRmax) und gleichem Trainingsumfang durchgeführt. Auch wenn die gemessenen Trainingseffekte variieren, konnten Verbesserungen bei den V˙O2max-Werten (6,6 – 10,8 Prozent) und bei der Laufökonomie (2,8 – 6,7 Prozent) nachgewiesen werden. Darüber hinaus war die Ansammlung von Laktat im Blut bei submaximalen Läufen geringer. Bei fußballspezifischen Ausdauertests (YYIR-Test/soccer speficic circuit) konnten ebenfalls Verbesserungen (12,5 bzw. 14,3 Prozent) festgestellt werden. Ein entscheidender Trainingsfaktor scheint dabei die oben genannte ausreichend hohe Inten­sität (mindestens 90 Prozent der HRmax) während der Belastungsdauer zu sein.

Fazit

Anaerobes HIIT als Schnelligkeits-Ausdauer-Training führt allgemein zur Verbesserung der aeroben Kapazität. Dabei scheint das SEP-Training im Vergleich zur SEM-Variante größere Effekte zu erzielen und die wiederholte Sprintfähigkeit zu verbessern. SEM wirkt sich vor allem positiv auf das Stehvermögen bei hochintensiven Belastungen aus. Kleinfeldspiele scheinen eine adäquate Alternative zu SET zu sein; einige Studien sehen sie sogar im Vorteil (8), doch nicht alle Untersuchungen teilen diese Einschätzung.

Aerobes HIIT führt zur Verbesserung von V˙O2max und Laufökonomie. Kleinfeldspiele mit hoher aerober Belastungsintensität erzeugen vergleichbare Ergebnisse, weshalb ein Einsatz dieser Trainingsmethode nicht zuletzt wegen der zusätzlichen technischen und taktischen Anforderungen sinnvoll erscheint.

Die Untersuchungen zeigen zudem, dass zur Verbesserung von V˙O2max anaerobes HIIT aerobem vorzuziehen ist. Die wiederholte Sprintfähigkeit kann durch anaerobes HIIT und SSG verbessert werden, wobei die Ergebnisse bzw. die genauen Auswirkungen unterschiedlich ausfallen. In diesem Bereich bedarf es weiterer Forschung. Einheitlichere Trainingsprotokolle wären darüber hinaus in Zukunft für eine bessere Vergleichbarkeit der Resultate wünschenswert.

■ Klauke J

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Quellen:

  1. Ade JD, Harley JA, Bradley PS. Physiological response, time–motion characteristics, and reproducibility of various speed-endurance drills in elite youth soccer players: small-sided games versus generic running. Int J Sports Physiol Perform. 2014; 9: 471-479. doi:10.1123/ijspp.2013-0390

  2. Dalen T, Sandmael S, Stevens TGA, Hjelde GH, Kjøsnes TN, Wisløff U. Differences in acceleration and high-intensity activities between small-sided games and peak periods of official matches in elite soccer players. Journal of Strength & Conditioning Research. 2019; Publish Ahead of Print. doi:10.1519/JSC.0000000000003081

  3. Dellal A, Varliette C, Owen A, Chirico EN, Pialoux V. Small-sided games versus interval training in amateur soccer players: effects on the aerobic capacity and the ability to perform intermittent exercises with changes of direction. Journal of Strength & Conditioning Research. 2012; 26: 2712-2720. doi:10.1519/JSC.0b013e31824294c4

  4. Fransson D, et al. Skeletal muscle and performance adaptations to high-intensity training in elite male soccer players: speed endurance runs versus small-sided game training. European Journal of Applied Physiology. 2018; 118: 111–121. doi:10.1007/s00421-017-3751-5

  5. Iaia F, Hellsten Y, Nielsen JJ, Fernstrom M, Sahlin K, Bangsbo J. Four weeks of speed endurance training reduces energy expenditure during exercise and maintains muscle oxidative capacity despite a reduction in training volume. Journal of Applied Physiology. 2009; 106: 73–80. doi:10.1152/japplphysiol.90676.2008

  6. Iaia FM, Fiorenza M, Perri E, Alberti G, Millet GP, Bangsbo J. The effect of two speed endurance training regimes on performance of soccer players. PLoS ONE. 2015; 10: e0138096. doi:10.1371/journal.pone.0138096

  7. Nyberg M et al. Adaptations to Speed Endurance Training in Highly Trained Soccer Players. Medicine & Science in Sports & Exercise. 2016; 48: 1355-1364. doi:10.1249/MSS.0000000000000900

  8. Osgnach C, Poser S, Bernardini R, Rinaldo R, Di Prampero PE. Energy cost and metabolic power in elite soccer: a new match analysis approach. Medicine & Science in Sports & Exercise. 2010; 42: 170–178. doi:10.1249/MSS.0b013e3181ae5cfd

  9. Peev P, Tsvetkov V, Youroukov N. Time-Motion Analysis of the Football World Cup in Russia 2018. Journal of Applied Sports Sciences. 2019; 1: 108-121. doi:10.37393/jass.2019.01.11