Frühe Mobilisation bei mäßig dislozierten distalen Radiusfrakturen nachteilig

Frühe Mobilisation bei mäßig dislozierten distalen Radiusfrakturen nachteilig
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Bei distalen Radiusfrakturen besteht die gängige Behandlung bislang in einer Reposition mit anschließender einmonatiger Gipsversorgung. Im Zuge des Trends, nach »sauberen« Brüchen frühzeitig mit der Mobilisation zu beginnen, haben nun schwedische Orthopäden diese Therapieoption auch für mäßig dislozierte Radiusfrakturen untersucht (1). Hierfür wurden 109 Patienten im Durchschnittsalter von 65,8 Jahren in eine konservativ behandelte und eine aktive Gruppe unterteilt. Alle Frakturen wiesen eine mäßige dorsale Abkippung zwischen 5 und 40 Grad auf, die intraartikuläre Stufenbildung betrug maximal 1 mm, die axiale Kompression maximal 4 mm. Nach geschlossener Reposition und Gipsfixierung nahm man den 55 »aktiven« Probanden den Gips bereits nach etwa zehn Tagen ab und begann mit der Frühmobilisation. Die Arme der Kontrollgruppe blieben – wie in der klassischen Therapie vorgesehen – volle vier Wochen lang fixiert.

Röntgenkontrollen in der Differenzzeit zwischen frühzeitiger und klassischer Gipsabnahme zeigten bei der frühmobilisierten Gruppe unterschiedliche Befunde: Ein Patient musste sofort neu gegipst werden, weil der Bruch noch instabil war. Zwei Patienten zeigten nach einem Monat erneute Dislokationen, die sogar eine OP erforderten. Die restlichen Probanden der Aktivgruppe hatten zwar nur geringe, aber doch vermeidbare Fehlstellungen zu beklagen – nach insgesamt einem Jahr in der dorsalen Abkippung statistisch kaum noch relevant, in der radialen Abkippung und der axialen Kompression etwas mehr.

Fazit: Im Grunde ist eine Frühmobilisation nach Verletzungen durchaus zu begrüßen, um Funktionseinschränkun­gen und dem Verlust von Muskelmasse entgegenzuwirken. Die Radiusfraktur stellt hier jedoch, wie die Studie zeigt, eine Ausnahme dar. Schon bei gering dislozierten Bruchstellen fällt der Positiveffekt einer frühen Mobilisation signifikant hinter die Nachteile möglicher Therapieversagen und Fehlstellungen zurück.

■ Kura L

Quellen:

  1. Christersson A, Larsson S, ï Östlund B, Sandén B. Radiographic results after plaster cast fixation for 10 days versus 1 month in reduced distal radius fractures: a prospective randomised study. J Orthop Surg Res. 2016; 11: 145. doi:10.1186/s13018-016-0478-7