Erste Hilfe und Rettung eines Schwerverletzten in 5.700 m Höhe

Zusammenfassung eines wissenschaftlichen Beitrags (Fallbericht) aus der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin (DZSM) mit Link zum englischsprachigen Originalartikel und Downloadmöglichkeit als PDF.

Erste Hilfe und Rettung eines Schwerverletzten in 5.700 m Höhe
© Tannheimer

Ausgangssituation

Beim Bergsteigen kann es zu Unfällen kommen. Die aufwendige und materialintensive Bergrettung, sowie die hohe physische und psychische Belastung für die Bergretter, machen diese Unfälle besonders. Da es selbst im europäischen Gebirge mitunter lange Zeit dauert bis professionelle Hilfe die verletzte Person erreicht, muss die Erstversorgung regelhaft durch die begleitenden Bergsteiger erfolgen. Nach dem Unfall muss der Patient aus der unmittelbaren Gefahrenzone gerettet, untersucht, sowie erste therapeutischer Maßnahmen eingeleitet und die Organisation des weiteren Transports organisiert werden. Dieser Case Report beschreibt anhand der Versorgung eines Schwerverletzten in 5.700 m Höhe die besonderen Herausforderungen einer derartigen Rettungsaktion. Folgende Lehren für die Praxis können aus dem beschriebenen Fall gezogen werden.

Alpinistische Voraussetzungen

Im Gebirge ist es mitunter schwierig zum Verletzten zu gelangen. Auch die Bergung des Patienten erfordert meist klettertechnische Fertigkeiten, sowie das fundierte Beherrschen behelfsmäßiger Bergrettungstechniken. Eine fundierte Ausbildung ist hierfür erforderlich. Im vorgestellten Beispiel musste der bewusstlose Patient aus einer Gletscherspalte unter Anwendung des Flaschenzugprinzips gerettet werden. In Situationen eines technisch schwierigen Patiententransports bindet dieser viel Personal. Ein begleitender Arzt sollte daher über ausreichende alpinistische Fähigkeiten verfügen und nicht selbst auf klettertechnische Unterstützung angewiesen sein.

Limitierte Ressourcen

Da es in solchen Notsituationen immer zu erheblichen Einschränkungen beim zur Verfügung stehenden Material und bei der Manpower kommen wird, muss sich die Gruppe frühzeitig um externe Hilfe und Unterstützung kümmern. Hierfür sind funktionsfähige Kommunikationsmittel erforderlich und es muss bereits im Vorfeld eine Strategie für eine externe Unterstützung ausgearbeitete sein (gebahnte Kontaktmöglichkeiten mit bekannten Kontaktpersonen incl. Telefonnummern).

Geeignete Medikamente

Werden Medikamente verabreicht, sollten diese auch unter widrigen Bedingungen anwendungssicher und der Anwender mit ihnen vertraut sein. Ketamin S weist bei der Anwendung an abgelegenen Orten mehrere Vorteile auf. Es beeinträchtigt weder den Atemantrieb noch die hämodynamische Stabilität und ist im Bereich von -15°C bis +40°C temperaturunempfindlich. Darüber hinaus besitzt es eine große therapeutische Breite und kann auf unterschiedlichste Weise (intravenös, intramuskulär, oral, bukkal, endotracheal, rektal) appliziert werden.

Hohe Stressbelastung

Nicht zu unterschätzen ist der hohe emotionale Stress bei der Behandlung von bekannten, nahe stehenden Personen, zu dem erschwerend eigene körperliche Erschöpfung durch eine anstrengende Tour hinzukommt. Diagnosealgorithmen helfen hierbei, um nichts Wesentliches zu übersehen.

■ Tannheimer M

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