Eisschnellläufer haben mehr Gesundheitsprobleme als angenommen

Eisschnellläufer haben mehr Gesundheitsprobleme als angenommen
@ shock / Adobe Stock

Die olympische Wintersportdisziplin des Eisschnelllaufs verlangt ihren Athleten viel ab. Bei Geschwindigkeiten von über 50 km/h und Rennstrecken von bis zu zehn Kilometern wird von den Schnellläufern nicht nur Ausdauer und Explosivität, sondern auch ein Höchstmaß an Beweglichkeit und Koordination erwartet. Eine allgemeine kardiovaskuläre Fitness ist für Eisschnellläufer ebenso essenziell für die erfolgreiche Ausübung dieses anspruchsvollen Sports wie Kraft, vor allem in den unteren Extremitäten.

In der allgemeinen Wahrnehmung gilt der Eisschnelllauf aufgrund der geringen Verletzungsraten während der Wettkämpfe als vergleichsweise sicher. Für die Sportler sind jedoch auch Verletzungen im Zuge der Trainingsphasen und Wettkampfvorbereitung relevant, beeinflussen sie doch die Trainingsverfügbarkeit und damit die langfristige Leistungsfähigkeit. Eine Studie hat nun untersucht, welches Verletzungsprofil Eisschnellläufer über den Verlauf einer ganzen Saison aufweisen. So soll vor allem die Grundlage für mögliche zukünftige Präventionsarbeit geschaffen werden (1).

Für die neue Studie wurde nicht nur erfasst, welche Verletzungen auftraten, sondern auch, wie groß der Einfluss der Verletzungen in Form von Trainingsausfällen auf die Vorbereitung der Athleten war. Dazu wurden 84 erfahrene Eisschnellläufer der holländischen Nachwuchsteams zwischen 15 und 21 Jahren angehalten, in der Saison 2019/2020 mithilfe eines Fragebogens wöchentlich Selbstauskunft zu etwaigen körperlichen Einschränkungen zu geben. Unterschieden wurde zwischen akuten Verletzungen, die besonders häufig durch Stürze hervorgerufen werden und oberhalb der Körpermitte (vor allem Kopf und Schultern) auftreten und chronischen Überlastungsverletzungen, die häufiger Knie und den unteren Rücken betreffen. Darüber hinaus dokumentierten die Forscher auch alltägliche Erkrankungen wie z. B. einfache Atemwegsinfekte, da auch diese in den kalten Monaten häufiger zu Trainingsausfällen führten.

Insgesamt fiel auf, dass die Prävalenz von Gesundheitsproblemen bei Eisschnellläufern durchaus hoch ausfiel. So trat bei einem von drei Sportlern (30,5 Prozent) jede Woche ein Problem mit der Gesundheit auf, fast jeder vierte berichtete von einer Verletzung und immerhin einer von neun schätzte deren Auswirkungen als substanziell ein, d. h. der sportler rechnete mit negativem Einfluss auf die eigene Leistungsfähigkeit. Am Ende des Untersuchungszeitraums hatten mit 88 Prozent fast alle Eisschnellläufer irgendein relevantes gesundheitliches Problem durchgemacht. Dass diese Gruppe von Athleten also durchaus häufig von Verletzungen betroffen ist, ist eine wichtige Erkenntnis und macht die neue Studie aus den Niederlanden wertvoll.

Um wirksame Präventionsmaßnahmen gezielt entwickeln und in das Training implementieren zu können, muss der Einfluss auf Trainingsverfügbarkeit und Fitness der Athleten betrachtet werden. Während lumbosakrale Verletzungen mit 34,5 Prozent Prävalenz im untersuchten Zeitraum einer Saison insgesamt am häufigsten auftraten, verursachten die Stürze mit akuten Verletzungen von Kopf und Schulter die längsten Trainingsausfälle von durchschnittlich bis zu knapp zwei Monaten. Die Studie zeigt damit deutlich, dass eine Prävention von Kopf-, Schulter- und Rumpfverletzungen große Effekte haben könnte.

■ Hutterer C

Ähnliche Beiträge zum Thema finden Sie weiter unten!

Quellen:

  1. Hendricks M, Van de Water ATM, Verhagen E. Health Problems among elite Dutch youth long track speed skaters: a one-season prospective study. Br J Sports Med. 2024; 58: 785-791. doi: 10.1136/bjsports-2023-107433.