DZSM-MITTEILUNG

14.05.2021

Impfen für Tokyo?

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Impfen für Tokyo?
© borisbelenky / AdobeStock

Wenn es nach dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) geht, werden die aus dem letzten Jahr verschobenen Olympischen und Paralympischen Spiele vom 23. Juli bis 8. August bzw. vom 24. August bis 5. September stattfinden. Im Februar veröffentlichten die Organisatoren die erste Version der so genannten „Playbooks“ mit den Hygieneregeln für die verschiedenen Teilnehmer der Spiele – für Athletinnen und Athleten, Pressevertreter, Betreuer und Rundfunkanstalten. Am 28. April wurde eine aktualisierte Version veröffentlicht. Demnach sollen Athleten regelmäßig auf SARS-CoV-2 getestet werden und sich ausschließlich in einer „Bubble“ aufhalten – dem olympischen Dorf, den Wettkampf- und Trainingsstätten (1, 2).

Japan befindet sich aktuell in einer vierten Coronawelle, die Fallzahlen steigen. Mit Stand vom 24.04.21 sind touristische Reisen nach Japan nicht möglich. Das Land hat im April 2020 ein umfassendes Einreiseverbot erlassen, auch für die Schweiz, Deutschland und Österreich. Aufgrund der globalen Corona-Lage wird bei den Olympischen Spielen kein Publikum aus Übersee zugelassen.

Bevorzugte Impfungen für Olympioniken?

Die Diskussion, ob deutsche Olympiateilnehmerinnen und -teilnehmer sowie der Betreuerstarb vorrangig gegen Corona geimpft werden sollen, ist in vollem Gange. Einerseits scheint es unverantwortlich, ungeimpfte Athleten zu einem Großereignis zu schicken, bei dem Menschen aus allen Regionen des Globus aufeinandertreffen und das Virus nicht unter Kontrolle ist. Andererseits ist für eine Sonderbehandlung von jungen und gesunden Sportlern schwer zu argumentieren, wenn Personen auf höheren Prioritätsgruppen noch kein Impfangebot erhalten haben. Vom Fortschritt der Impfungen in anderen, weniger entwickelten Ländern ganz zu schweigen. Manche Länder wollen ihre Teilnehmer beim Zugang zu Impfungen auch unterstützen.

Am 19.04.2021 erklärte die Bundesregierung, die deutschen Olympioniken rechtzeitig impfen zu wollen, ohne dabei ins Detail zu gehen, was das für die Impf-Priorisierung bedeutet. Dabei wird davon ausgegangen, dass durch die Beschleunigung des Impfgeschehens durch mehr Impfstoff auch Sportlern rechtzeitig vor den Spielen eine Impfung angeboten werden kann. Sollte, wie die Bundesregierung im April plante, die Priorisierung im Juni aufgehoben werden, könnten sich eventuell Sportler auch impfen lassen. Der DOSB verweist darauf, dass das Ansteckungsrisiko für Sportler stetig steige. Laut DOSB-Präsident Alfons Hörmann haben sich allein im März 35 deutsche Spitzensportler mit Corona infiziert.

Keine Impfpflicht vorgesehen

Das IOC hat keine Impfpflicht für Olympiateilnehmer geplant. Doch wie freiwillig darf eine Impfung bei einer solchen Veranstaltung und während einer Pandemie sein? Einige – autoritär geführte – Länder könnten ihre Sportler zur Impfung verpflichten. Und wie können sich Teilnehmer aus Ländern schützen, in denen noch kein oder zu wenig Impfstoff zur Verfügung steht? Das IOC hat in Kooperation mit der chinesischen Regierung angeboten, die chinesischen Impfstoffe allen Sportlern und Betreuern zur Verfügung zu stellen. Allerdings sind diese Vakzine nur in Teilen Asiens und Südamerikas (u.a. Indonesien, Brasilien, Chile) und wenigen weiteren Ländern zugelassen. Auch Russland verhandelt mit einigen Ländern über seinen Sputnik-V-Impfstoff.

Das Infektionsrisiko unterscheidet sich stark von Sportart zu Sportart. Dressurreiter oder Turmspringer können sich leichter von Konkurrenten fernhalten als Judoka, Boxer oder Handballer. Möchte man ungeimpft überhaupt antreten und was passiert, wenn man das nicht möchte?

Das alles führt zwangsläufig zu der Frage, wie fair die Bedingungen für die Sportlerinnen und Sportler sein können, ob Olympische Spiele unter Isolation und ohne Kontakt zu Athleten und Athletinnen aus anderen Nationen überhaupt Spaß machen und dem olympischen Gedanken folgen und ob es eine gute Idee ist, während einer Pandemie ein solches Großereignis stattfinden zu lassen.

Hoffen wir, dass sich die Fragen klären und ein guter und gangbarer Weg gefunden wird, bei dem der Gesundheit der Sportlerinnen und Sportler hohe Priorität eingeräumt wird.

■ Hutterer C

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Quellen:

  1. International Olympic Committee (IOC). The Playbook: Athletes and officials. Version 2. April 2021. [letzter Aufruf: 30.04.2021)

  2. Tokyo 2020. Olympic Games: [letzter Aufruf: 30.04.2021)