DZSM-MITTEILUNG

22.11.2018

DGSP Interest Group „Leistungssport“: Die Kunst, ganz diverse Sportarten zu vernetzen

DGSP Interest Group „Leistungssport“: Die Kunst, ganz diverse Sportarten zu vernetzen
© Kai Krueger / fotolia

Zum zweiten Mal kamen beim diesjährigen Sportärztekongress in Hamburg die 2017 ins Leben gerufenen Interest Groups der DGSP zusammen: deutschlandweite Netzwerke von Nachwuchswissenschaftlern, etwa für die Themenbereiche Low Back Pain, Sportkardiologie oder aktivitätsbezogene Prävention. Mehr als 50 Interessierte nahmen an den Treffen der Interest Group Leistungssport teil. Der aktive Stamm der Gruppe umfasst momentan rund 20 Sportärzte und -wissenschaftler sowie einige Physiotherapeuten, die sich über einen E-Mail-Verteiler austauschen. »Unser zentrales Anliegen ist es, gemeinsam die Sportmedizin im Bereich Leistungssport voranzubringen«, sagt Privatdozentin Dr. Anja Hirschmüller von der Uniklinik Freiburg, eine der Koordinatorinnen der Interest Group.

»Vor allem bei Themen, die man am besten interuniversitär oder auch interdisziplinär bearbeiten sollte, wollen wir gemeinsame Projekte etablieren und Publikationen zu relevanten leistungssportlichen Themen erstellen. Besonders spannend dürfte es werden, wenn gemeinsame Anträge für Forschungsvorhaben gestellt werden.« Als Herausforderung erweist sich die große Diversität der Gruppe mit ihren sehr unterschiedlichen Mitgliedern und Sportarten. »Im Profifußball haben wir ja ganz andere Fragestellungen als etwa im Ausdauersport oder im paralympischen Sport«, so Dr. Hirschmüller.

Dies zeigt sich sehr deutlich auch bei einem zentralen Thema, das sich für die Interest Group herauskristallisiert hat: der Aufbau von evidenzbasierten Therapie-Algorithmen für Leistungssportler. »Gerade im Leistungssport macht bisher jeder Verein, Verband oder Trainer irgendwie das, was er für richtig hält«, sagt die Sportorthopädin. »Das muss nicht zwangsläufig schlecht sein, zumal es im Leistungssport alles andere als trivial ist, ausreichend belastbare Daten zu generieren. Dennoch streben wir als Wissenschaftler an, dass auch bei der Therapie im Leistungsbereich evidenzbasiert vorgegangen wird. Die Erstellung evidenzbasierter Behandlungsalgorithmen wäre ein Ziel, an dem wir künftig gemeinsam weiterarbeiten könnten.«

 

Dr. Anja Hirschmüller, Privatdozentin an der Uniklinik Freiburg © Hirschmüller

In der nächsten Zeit geht es nun darum, mögliche Forschungsziele zu konkretisieren. »Wir hoffen, dass sich möglichst viele Nachwuchswissenschaftler zu Arbeitsgruppen formieren, die dann gezielt an einem Thema arbeiten, beispielsweise Muskelverletzungen oder Umknickverletzungen am Sprunggelenk«, so Dr. Hirschmüller. Weitere Themen, die von mehreren Mitgliedern der Gruppe als relevant angesehen wurden, waren die Untersuchung neuer bzw. idealer Belastungsprotokolle im Rahmen der Leistungsdiagnostik von Kaderathleten sowie Möglichkeiten der Trainingssteuerung und das Regenerationsmanagement mit Blick auf den Spitzensport.

Auf großes Interesse stieß bei den Mitgliedern der Interest Group außerdem das Thema »Injury and illness surveillance«, also die Überwachung und Analyse von Verletzungen und Erkrankungen im Leistungssport. Da es bereits zwei Arbeitsgruppen in Freiburg und Hamburg gibt, die bezüglich paralympischer Sportarten und Hockey an diesem Thema arbeiten, bietet es sich an, gemeinsam weiterzuforschen und herauszufinden, welche Verletzungs- und Erkrankungsmuster bei verschiedenen Sport- oder Behinderungsarten überwiegen. Im nächsten Schritt könnte man dann gemeinsam Präventionsprogramme für Athleten entwickeln.

»Momentan sind wir dabei, die Datenbanken für unsere bestehenden Projekte aufzubauen«, erklärt Dr. Hirschmüller. »Wenn alles gut läuft, können wir diese schon nächstes Jahr den anderen Mitgliedern der Gruppe zur Verfügung stellen. Die Kolleginnen und Kollegen können die Daten dann für ihre jeweiligen Bereiche variieren und ausbauen.« Auf lange Sicht ließen sich so vergleichbare Daten aus unterschiedlichsten Sportarten generieren und später sogar länderübergreifend analysieren und vergleichen. Beim nächsten Live-Treffen der Gruppe 2019 in Saarbrücken will man erste Ergebnisse präsentieren und anschließend die Übertragbarkeit auf weitere Sportarten prüfen und initiieren.

Neue Mitglieder sind in der Interest Group stets willkommen.

Interessenten wenden sich an anja.hirschmueller@uniklinik-freiburg.de

■ Trutter M