Behindern Eisbäder den Muskelaufbau?

Behindern Eisbäder den Muskelaufbau?
Die US-amerikanische Gewichtheberin Karyn Marshall nimmt ein Eisbad als Teil ihres Traininsprogramms (Juli 2011). © Creative Commons

Eisbäder nach einer Belastung gehören im Hochleistungssport bereits zum Standardprogramm mit dem Ziel, die Regeneration und die Anpassung an intensives Training zu verbessern. Dass das Auftreten von Muskelschmerzen durch das Vorgehen verringert werden kann, wurde bereits gezeigt. Nun haben Wissenschaftler der Universität Maastricht die Wirkung von Kaltwasserbädern auf die Muskelbildung, genauer die myofibrilläre Proteinsynthese, untersucht (1). Probanden absolvierten innerhalb von zwei Wochen sieben Einheiten an Krafttraining mit beiden Beinen. Anschließend an das Training wurde ein Bein in kaltem Wasser gebadet. Die Analyse mithilfe stabiler Isotope ergab, dass in diesem Bein die Kapazität des Muskels zur Aufnahme von Aminosäuren und/oder zur Synthese von Muskelproteinen geringer ausfiel als im anderen Bein. Muskelaufbau und Kältebäder scheinen sich demnach zu behindern.

Auch frühere Untersuchungen hatten zu ähnlichen Ergebnissen geführt. Die Rückbildung von nekrotischem Gewebe und die Differenzierung von für die Heilung wichtigen Satellitenzellen läuft unter Einfluss von Eis verzögert ab. Allerdings zeigte sich ein anderer Effekt, der für Leistungssportler von Bedeutung sein könnte (2): Bei Ratten, die über 28 Tage mit Eis behandelt wurden, unterschied sich die Menge an Kollagenfasern und deren Anordnung um den Muskel signifikant. In der Eis-Gruppe war jede Muskelfaser von Kollagenfasern umgeben und hatte dadurch einen runden Querschnitt, während in der Kontrollgruppe nur vereinzelt Kollagenfasern und diese ohne spezielle Anordnung vorhanden waren. Wie Prof. Werner Klingler, Facharzt für Physiologie und Faszienforscher an der Universität Ulm, der DZSM erklärte, könnte dieser Effekt für Hochleistungssportler, die grundsätzlich viel Muskelmasse haben, vorteilig sein, weil dadurch möglicherweise das Bindegewebe steifer und somit die Kraftübertragung verbessert würde. Athleten, die Muskel­aufbau zum Ziel haben, sollten Kälteanwendungen nach der Belastung hingegen überdenken.

■ Hutterer C

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Quellen:

  1. Fuchs CJ, Kouw IWK, Churchward-Venne TA, Smeets JSJ, Senden JM, Lichtenbelt WDVM, Verdijk LB, van Loon LJC. Postexercise cooling impairs muscle protein synthesis rates in recreational athletes. J Physiol. 2019; 1-18. doi:10.1113/JP278996

  2. Takagi R, Fujita N, Arakawa T, Kawada S, Ishii N, Miki A. Influence of icing on muscle regeneration after crush injury to skeletal muscles in rats. J Appl Physiol. 1985; 2011; 110: 382-388. doi:10.1152/japplphysiol.01187.2010