Ausdauersport und Vorhofflimmern – eine aktuelle Übersicht

Zusammenfassung eines wissenschaftlichen Beitrags (Review) aus der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin (DZSM) mit Link zum englischsprachigen Originalartikel und Downloadmöglichkeit als PDF.

Ausdauersport und Vorhofflimmern – eine aktuelle Übersicht
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Rationale

Eine Steigerung der körperlichen Aktivität steht in enger Verbindung mit der Reduktion des Risikos für Vorhofflimmern (VHF). Eine Vielzahl an Publikationen deutete in den letzten Jahren jedoch darauf hin, dass ein U-förmiges Verhältnis zwischen langen und intensiven Ausdauerbelastungen über mehrere Jahrzehnte und dem Risiko für VHF bei Männern im mittleren Lebensabschnitt besteht. Dabei ist ein geschlechtsspezifischer Unterschied gut dokumentiert, da einige Publikationen auch bei Frauen die regelmäßig intensiven Ausdauerbelastungen ausüben, ein reduziertes Risiko für VHF im Vergleich zu einem inaktivem Kollektiv zeigen konnten.

Pathophysiologie

Unterschiedliche Mechanismen werden in der Pathophysiologie von VHF bei Ausdauersportlern diskutiert, welche vermutlich in Kombination das notwendige Substrat und den Auslöser für VHF bilden. Zu den am häufigsten in der Literatur diskutierten Mechanismen zählen: Vorhofdilatation, atriale Fibrose, atriale Inflammation, gestörtes Gleichgewicht der sympatho-vagalen Balance, Vorhof-Extrasystolen und genetische Disposition.

Diagnostik

Voraussetzung für eine VHF Therapie ist die Dokumentation einer entsprechenden Episode und das kann insbesondere bei Sportlern eine Herausforderung darstellen, da in diesem Kollektiv das VHF üblicherweise intermittierend vorkommt. Die passende diagnostische Untersuchungsmethode für die Dokumentation von VHF hängt von der Häufigkeit, Dauer und Symptomatik der VHF-Episoden ab. Dabei ist zu beachten, dass eine elektrokardiographische Dokumentation mit den typischen VHF-Charakteristika für die Diagnosestellung notwendig ist. Aufgrund der häufig intermittierenden Symptomatik sind für die Diagnosesicherung häufig längere EKG Dokumentationen als im Rahmen der konventionellen Ruhe-Diagnostik möglich notwendig. Zu den kontinuierlichen ambulanten Dokumentationsmöglichkeiten zählen das klassische Holter-EKG (üblicherweise Dokumentation bis zu 1 Woche), externe Event-Rekorder (üblicherweise Dokumentation bis zu 1 Monat) und implantierbare Event-Rekorder (üblicherweise Dokumentation bis zu 1 Jahr). Neue tragbare Smartwatches ermöglichen durch ein durchgehendes Monitoring eine frühe Dokumentation und die Möglichkeit von engmaschigen Kontrolluntersuchungen, jedoch ist deren Zuverlässigkeit noch nicht ausreichend untersucht, insbesondere während sportlicher Belastung.

Therapie

Bei der Beratung von leistungsorientierten Sportlern bezüglich Behandlungsoptionen bei VHF sollten spezielle Überlegungen nicht nur das mit VHF verbundene Risiko für Komplikationen und Folgeerkrankungen reduzieren, sondern auch die zahlreichen gesundheitlichen Vorteile von regelmäßigem Sport aber auch den gesundheitsfördernden Lebensstil von leistungsorientierten Ausdauerathleten beachtet werden. Für solch eine personalisierte und partizipative Therapieentscheidung ist eine detaillierte Sportanamnese durch speziell ausgebildete Sportmediziner bzw. Sportkardiologen häufig notwendig. Zu Beginn sollte die Notwendigkeit einer Antikoagulation zur Prävention thrombembolischer Komplikationen geprüft werden. Ausdauersportler mit VHF haben selten die üblichen kardiovaskulären Risikofaktoren und daher ist eine Antikoagulation nur selten notwendig. Die meisten Sportler präferieren als Therapieziel eine Rhythmuskontrolle im Vergleich zur Frequenzkontrolle. Die Ablationsbehandlung der Pulmonalvenen ist für die Rhythmuskontrolle bei Ausdauersportlern häufig die 1.Wahl, üblicherweise sicher und effektiv und erlaubt eine Wiederaufnahme des Trainings bzw. Teilnahme an Wettkämpfen.

Ausblick

- Eine Vielzahl an Publikationen deutete in den letzten Jahren darauf hin, dass ein U-förmiges Verhältnis zwischen langen und intensiven Ausdauerbelastungen und dem Risiko für Vorhofflimmern bei Männern besteht.

- Die Dosis-Wirkungsverhältnis-Kurve zeigt jedoch eine große inter-individuelle Variabilität und daher kann aktuell keine “sichere” Obergrenze für das Volumen und/oder die Intensität von Ausdauertraining genannt werden.

- Der aktuelle Wissensstand erlaubt nicht, bei ansonsten Gesunden, aufgrund des möglichen Risikos für Vorhofflimmern eine Reduktion der körperlichen Aktivität zu empfehlen.

■ Sareban M, Guasch E, Mont L, Niebauer J

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