Allgemeinärzte raten nach einer Gesundheitskampagne nicht zu mehr körperlicher Aktivität

Zusammenfassung eines wissenschaftlichen Beitrags (Originalarbeit) aus der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin (DZSM) mit Link zum englischsprachigen Originalartikel und Downloadmöglichkeit als PDF.

Allgemeinärzte raten nach einer Gesundheitskampagne nicht zu mehr körperlicher Aktivität
© Kzenon / Adobe Stock

Design der Studie

In Luxemburg wurde im Juni 2018 eine Werbekampagne zur Verbesserung der körperlichen Aktivität (KA) mit dem Ziel durchgeführt, den Patienten mit chronischen Krankheiten die gesundheitlichen Vorteile der KA zu vermitteln. Die Kampagne bestand aus Werbespots, die von Juni bis Juli 2018 im nationalen Fernsehen/Radio ausgestrahlt wurden. Sie umfasste weiterhin einen Flyer, sowie einen KA-Bewertungsbogen, die im September 2018 an alle in Luxemburg registrierten Ärzte versandt wurden.  Ziel dieser Studie war das Verhalten der Hausärzte hinsichtlich der Beratung zur KA vor und nach der Gesundheitskampagne zu bewerten.

Methoden

Die Hausärzte wurden nach dem Zufallsprinzip ausgewählt und aufgefordert, vor und nach der Kampagne einen standardisierten Fragebogen zu beantworten, der Fragen zur Anzahl der betreuten Patienten während der vorausgegangenen Arbeitswoche und derer, denen eine KA empfohlen wurde, enthielt. Des Weiteren wurden Fragen zum nationalen “Sport-Santé-Programm“ gestellt, das KA für Patienten mit chronischen Erkrankungen empfiehlt, sowie zu den Hindernissen einer solchen KA-Beratung.

Resultate und Diskussion

Von den 227 zufällig ausgewählten Hausärzten erklärten sich 59 bzw. 53 bereit, an dem Interview vor bzw. nach der Gesundheitskampagne teilzunehmen. Die befragten Hausärzte gaben an, nur einen kleinen Teil ihrer Patienten bezüglich einer KA-Teilnahme beraten zu haben (29 % bzw. 24 %). Die Kampagne hatte keinen Einfluss auf die Kenntnis der Hausärzte hinsichtlich des „Sport-Santé-Programms“ (21%). Als Haupthindernisse zur Durchführung einer KA-Beratung wurden Zeit- und Kenntnismangel identifiziert. Insgesamt ermutigten die Hausärzte nur einen kleinen Teil ihrer Patienten, sich mehr körperlich zu betätigen, und die Sensibilisierungskampagne hat ihr Beratungsverhalten für KA, zumindest kurzfristig, nicht geändert. Diese Hindernisse bezüglich einer KA Förderung in der primären Gesundheitsversorgung sollten angegangen werden, bevor neue (kostspielige) Sensibilisierungskampagnen für medizinisches Fachpersonal durchgeführt werden.

Methodische Einschränkungen

Vier Hausärzte nahmen vor und nach der Gesundheitskampagne an der Studie teil. Zudem gab es bei unserer Umfrage eine hohe Ablehnungsquote. Die Methoden, d.h. Telefonanrufe und offene, nicht genau definierte Fragen zu den Hindernissen, könnten zu einer Voreingenommenheit der Studiendurchführer geführt haben. Die Kampagne konzentrierte sich auf chronisch kranke Patienten, während das KA-Beratungsverhalten der Hausärzte bei allen Patienten untersucht wurde.

Fazit für die Praxis

■ Durch die Kampagne konnte die Anzahl der Patienten, denen ihre Hausärzte zu mehr Aktivität geraten haben, nicht erhöht werden.

■ Die Kampagne konnte den Kenntnisstand der Hausärzte über das „Sport-Santé-Programm“ nicht erhöhen.

■ Die in Luxemburg beobachtete KA-Beratungsquote (26,6%) und ihre Hindernisse entsprechen denen anderer Länder.

■ Lion A, Lethal J, Delagardelle C, Seil R, Urhausen A, Theisen D

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