Verletzungshäufigkeit in der Trendsportart Calisthenics
Design der Studie
Retrospektive Querschnittsstudie.
Methode
Mittels eines validierten Fragebogens (Oslo Sports Trauma Research Centre (OSTRC) wurden angepasst an die Sportart persönliche Angaben zu erlittenen Verletzungen erhoben. Ergänzt durch personenbezogene Daten (z. B.: Alter, Geschlecht, Körpergewicht, Körpergröße) wurden zusätzlich trainingsspezifische Informationen (z. B.: Dauer und Intensität einer Trainingseinheit, Trainingserfahrung) erfasst. Insgesamt 184 Sportler (m=156, w=28, 25±6 Jahre) haben über soziale Netzwerke durch sog. „Calisthenics-Gruppen“ an der online Befragung teilgenommen.
Ergebnisse und Diskussion
Die durchschnittliche Trainingserfahrung reicht von 32 Tagen bis 16 Jahre. Das Training wird durchschnittlich an 4±1 Tagen pro Woche mit einer mittleren Dauer von knapp 90 Minuten durchgeführt. Insgesamt 46% aller Befragten hatten bereits eine Verletzung aufgrund der Sportart Calisthenics. Expositionszeitbezogen ergibt sich eine Inzidenz von 1,04 Verletzungen pro 1000 Trainingsstunden. Zu den Hauptverletzungen zählen Schulter (42%), Hand/Finger (18%) und Ellenbogen (7%). Dabei handelt es sich insgesamt überwiegend um Muskel- (25%) und Sehnenverletzungen (43%). Während Einflüsse der Trainingshäufigkeit nicht nachweisbar waren, ergib sich im Mediansplit eine signifikant (p=0,01) höhere Verletzungshäufigkeit bei Personen über 24 Jahren.
Im Vergleich zu anderen Trendsportarten wie CrossFit oder ähnlichen kraftbezogenen Sportarten wie Gewichtheben ist die Verletzungsrate beim Calisthenics geringer. Zukünftige Studien sollten Informationen zum Verletzungsmechanismus sowie objektive Daten zum Schweregrad der Verletzung erheben.
Was ist neu und relevant?
Calisthenics ist eine Sportart von steigendem Interesse, der immer mehr Menschen nachgehen. Vor allem jungen Leute folgen diesem Trend. Es gibt zum jetzigen Zeitpunkt keine publizierte Untersuchung, die Art und Prävalenz von Verletzungen und damit einhergehenden Ausallzeiten im Calisthenics systematisch untersucht. Die dabei möglichen Verletzungen können schwerwiegende Folgen auf Gesundheit und Training haben.
Methodische Einschränkungen und Störfaktoren
Alle gegebenen Antworten bezüglich Verletzungen sind Eigendiagnosen der Sportler und nicht durch medizinisches Fachpersonal gestellt. Des Weiteren konnten Personen, die nicht in solchen „Calisthenics-Gruppen“ vertreten sind, nicht erreicht werden.
Fazit für die Praxis
Fazit 1: Calisthenics weist eine geringere expositionszeitbezogene Verletzungsrate als vergleichbare kraftbetonte Sportarten wie CrossFit oder Gewichtheben auf.
Fazit 2: Auftretende Verletzungen sind meist an der oberen Extremität an großen, komplexen Gelenken lokalisiert und können zu langen Trainings- und auch Arbeitsausfällen führen.
■ Kaiser S, Engeroff T, Niederer D, Wurm H, Vogt L, Banzer W
