Rollstuhlbasketball Weltmeisterschaft 2018 – Befragung der Spieler zu Trainingsbedingungen und gesundheitlichen Problemen

Zusammenfassung eines wissenschaftlichen Beitrags (Originalarbeit) aus der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin (DZSM) mit Link zum englischsprachigen Originalartikel und Downloadmöglichkeit als PDF.

Rollstuhlbasketball Weltmeisterschaft 2018 – Befragung der Spieler zu Trainingsbedingungen und gesundheitlichen Problemen
© kstudija / Adobe Stock

Design der Studie

Bisher ist wenig über die Trainingsbedingungen und gesundheitlichen Beschwerden im Rollstuhlbasketball bekannt. Daher wurden in dieser Studie die Spieler der Rollstuhlbasketball-Weltmeisterschaft (WM) 2018 retrospektiv zu Trainingsbedingungen, Betreuungssituation sowie gesundheitlichen Problemen vor Beginn der WM befragt.

Methoden

Es wurden alle Nationalspieler (n=336) der WM 2018 aus den teilnehmenden 28 Teams aus 19 Ländern vor Beginn der WM gebeten freiwillig einen anonymen Fragebogen auszufüllen. Dieser umfasste Fragen zu Spiel- und Trainingsbedingungen, Präventionsmaßnahmen, Anzahl der Spiele und Betreuungsumfang, als auch gesundheitlichen Beschwerden und deren Auswirkungen auf die Teilnahme am Trainings- und Spielbetrieb, bezogen auf die letzten 12 Monate. Zusätzlich wurde nach Verletzungen und Erkrankungen in den 4 Wochen vor Turnierbeginn gefragt.

Ergebnisse und Diskussion

Insgesamt 19 Teams mit 228 Spielern willigten in die Teilnahme an der Studie ein. Von diesen füllten 133 (58,3%) den Fragebogen aus. Dabei wurden die Trainingsbedingungen und der Support in der Regel als sehr gut oder gut eingeschätzt. In den 12 Monaten vor Beginn der WM hatten fast die Hälfte (46,2%) der Spieler manchmal oder häufiger gesundheitliche Probleme und etwa ein Drittel spielte oft oder immer mit Schmerzen oder Beschwerden. Der Trainingsumfang war negativ und die Anzahl der Spiele positiv mit dem Auftreten gesundheitlicher Beschwerden korreliert. Die Hälfte aller Spieler (50,8%) hat den Trainingsumfang nicht angepasst, auch wenn gesundheitliche Probleme vorlagen. Sechzig Prozent der Spieler gaben an, dass regelmäßig oder immer Präventionsmaßnahmen in das Training integriert wurden. Insgesamt fanden sich keine Unterschiede bezogen auf die Geschlechter oder den Grad der Behinderung.  In den 4 Wochen vor der WM hatten immerhin knapp 40% der Spieler gesundheitliche Probleme, die bei 78% zu einer Anpassung der Trainingsumfänge geführt haben, als auch von 90% als leistungsmindernd eingeschätzt wurden.

Was ist neu und relevant?

Es handelt sich um die erste Untersuchung zu Trainingsbedingungen und gesundheitlichen Beschwerden von Nationalspielern im Rollstuhlbasketball vor einem großen Turnier. Klinisch relevant ist, dass ungefähr die Hälfte der Studienteilnehmer über Gesundheitsbeschwerden klagen trotz der größtenteils als gut oder sehr gut benannten Trainingsbedingungen und der Implementierung von Präventionsmaßnahmen.

Methodische Einschränkungen und Störfaktoren

Die Studie unterliegt einem Querschnittsdesign, wodurch keine kausalen Zusammenhänge aufgedeckt werden können. Weiterhin kann trotz der Rücklaufquote von 58,3% keine sichere Repräsentativität und Übertragbarkeit auf andere Spieler angenommen werden. Darüber hinaus haben Fragebogenstudien die Gefahr eines Selektionsbias.

Fazit für die Praxis

Insgesamt kann ein hoher Grad der Professionalisierung im Rollstuhlbasketball auf dem Niveau der Nationalmannschaften angenommen werden. Ein höherer wöchentlicher Trainingsumfang war mit dem Auftreten von weniger körperlichen Beschwerden korreliert, während mehr (internationale) Spiele mit mehr körperlichen Beschwerden assoziiert waren. Ein genaueres Verständnis über die Verteilung und Schwere der gesundheitlichen Beschwerden sowie zu deren Risikofaktoren ist notwendig um gezielte Präventionsprogramm entwickeln zu können.

■ Kluge S, Zech A, Richarz P, Riepenhof H, Junge A, Hollander K