Hyaluronsäure bei Soft-Tissue-Verletzungen?

Hyaluronsäure bei Soft-Tissue-Verletzungen?
© Zerbor / Adobe Stock

Häufige Verletzungen des Weichteilgewebes sind Tendinopathien der Rotatorenmanschette, Achillessehne und Patellasehne, Schleimbeutelentzündungen am Ellbogen, Schmerzen am Pes anserines und Plantarfasziitis. Sie gehören zu den Hauptursachen, aus denen Sportler einen Arzt aufsuchen. In der Behandlung derartiger Verletzungen kommen unterschiedliche Therapien zum Einsatz, die von der Gabe oraler Schmerzmittel über Injektionen und Physiotherapie bis zur Operation reichen. Aufgrund der möglichen Negativeffekte durch Kortikosteroid-Injektionen erfolgt deren Einsatz inzwischen verhaltener. Deutlich zugenommen hat dagegen die Anwendung von Injektionen mit Platelet Rich Plasma (PRP), die als nebenwirkungsarme Methode gelten. Zunehmende Evidenz für bestimmte Indikationen unterstützt den Trend. Nachteil der PRP-Behandlung sind dir relativ hohen Kosten für den Patienten.

Hyaluronsäure – eine Alternative zu PRP?

Ebenfalls in den Fokus möglicher Methoden rückt daher Hyaluronsäure (HA) als Substanz natürlichen Ursprungs. Für eine Reihe von Indikationen wurden bereits günstige Effekte gezeigt. Auch bei Weichteilverletzungen wurde HA in Studien untersucht, doch deren Effekte, Sicherheit und relative Wirksamkeit werden, im Vergleich mit anderen therapeutischen Injektionen, immer noch kontrovers diskutiert. Jetzt hat eine Metaanalyse 19 randomisierte Kontrollstudien mit 1629 Patienten (Evidenzgrad 1) ausgewertet, von denen elf mit Placebo-Kontrolle und neun mit anderen aktiven Behandlungsformen (PRP, Kortison, Proliferationstherapie, extrakorporale Stoßwellen) verglichen wurden.

Hyaluronsäure: gut in der Verringerung von Schmerzen

Die Auswertung der schmerzreduzierenden Wirkung über alle Indikationen hinweg ergab Vorteile für HA gegenüber Placebo und aktiven Behandlungsmethoden für einen Zeitraum von weniger als sechs Wochen (Visuelle Analogskala VAS 2,39, 95% KI, 2,23–2,55, p<0,001, 17 Studien mit 1307 Patienten), einer Dauer von sechs bis 12 Wochen (VAS 2,03, 95% KI 1,86–2,20, p<0,001, 15 Studien mit 1219 Patienten) sowie auch für 12 Wochen und länger (VAS 3,57, 95% KI 3,35–3,78, p<0,001, 6 Studien mit 656 Patienten).

Auch hinsichtlich funktioneller Ergebnisse zeigte die Datenauswertung in den ersten sechs Wochen eine Überlegenheit der HA gegenüber anderen Therapiemethoden (standardisierte Mittelwertdifferenz 0,30, 95%, KI 0,07–0,52, p = 0,01, 4 Studien mit 324 Patienten).

Schulter, Ellbogen, Knie und Achillessehne als Anwendungsbereiche

Auf die einzelnen Diagnosen bezogen, gibt es mit elf Studien die größte Evidenz für Schulterverletzungen, insbesondere Verletzungen der Rotatorenmanschette. Hier zeigten HA-Injektionen signifikante Verbesserungen im Beobachtungszeitraum bis zu 12 Wochen nach der Behandlung gegenüber einer Scheinbehandlung mit Kochsalzlösung oder Physiotherapie. Auch die funktionellen Ergebnisse sahen HA vor anderen vergleichbaren Methoden.

Laterale Ellbogenschmerzen wurden in zwei Studien untersucht. Entweder wurden HA-Therapien mit Placebo oder mit Proliferationstherapie verglichen. Die Schmerzlinderung war unter HA signifikant besser. Auch bei Sprunggelenksverletzungen zeigten HA-Injektionen im Vergleich mit Placebo, sowohl während der Entlastungsphase als auch beim Gehen, bessere Wirkung. Tendinopathien der Patella- und Achillessehne reagierten vergleichbar gut auf PRP- und HA-Injektionen. Allein beim Schnappfinger waren Kortikoidinjektionen bezüglich Schmerzen im Vorteil.

Zusammenfassend zeigte die Metaanalyse, dass HA sicher und mit geringen Nebenwirkungen bei einer Reihe von muskuloskelettalen oder Bänderverletzungen eingesetzt werden kann. Die Schmerzlinderung scheint mit HA gut zu funktionieren. Die Autoren betonen aber, dass noch große Studien benötigt werden, um die relativen Effekte von HA mit denen anderer injizierbarer Therapeutika beurteilen zu können.

■ Hutterer C

Quellen:

  1. Khan M, Shanmugaraj A, Prada C, Patel A, Babins E, Bhandari M. The Role of Hyaluronic Acid for Soft Tissue Indications: A Systematic Review and Meta-Analysis. Sports Health. 2022: 19417381211073316. doi:10.1177/19417381211073316