Hautpilzerkrankungen bei Sportlern: Update zur Prävention und Behandlung

Hautpilzerkrankungen bei Sportlern: Update zur Prävention und Behandlung
© Photo Sesaon / Adobe Stock

Athlete’s Foot heißt der Fußpilz (Tinea pedis) im angelsächsischen Sprachraum. Tatsächlich ist die Prävalenz dieser Hautpilzerkrankung unter Sportlern stark erhöht. Doch das Risiko lässt sich leicht senken, vermittelte der Sportwissenschaftler und Dozent für betriebliches Gesundheitsmanagement Dr. Jan Ries auf der podologischen Fachmesse DER FUSS am 9. November 2024 in Kassel (3). Voraussetzung dafür ist, dass Athleten und alle, die sie betreuen und behandeln, die Ansteckungswege von Hautpilzerkrankungen kennen und wissen, wie die Sekundärprophylaxe funktioniert.

Warum Sportler besonders zu Hautpilzerkrankungen neigen

Tinea pedis wird durch Dermatophyten (vor allem Trichophyton rubrum und T. interdigitale) verursacht und direkt von Mensch zu Mensch oder über Medien wie Handtücher, Sportschuhe oder Matten übertragen. Da viele Betroffene anfangs allenfalls leichte Symptome wie Rötung, Schuppen und Jucken aufweisen, bleiben Vorsichtsmaßnahmen oft aus. Betroffene laufen barfuß, z. B. in gemeinschaftlich genutzten Sanitärbereichen oder Hotelzimmern, und hinterlassen winzige infektiöse Hautschuppen.

Ries, Lehrbeauftragter der Hochschule Fulda und Hochschule der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV), hob hervor, dass die Ansteckung nur dann erfolgt, wenn weitere Faktoren hinzukommen: „Es braucht eine Eintrittspforte für die Erreger, den Locus minoris resistentiae, und ein angegriffenes Immunsystem.“ Eintrittspforten – Mikroverletzungen von Haut und Nägeln – entstehen durch häufiges Duschen ebenso wie durch sportbedingte Traumen, das geschwächte Immunsystem kann auf belastende Trainings- und Wettkampfsituationen folgen.

Dermatologen identifizierten außerdem weitere, sportunabhängige Risikofaktoren für Hautpilzerkrankungen: familiäre Disposition, Fußfehlstellungen, männliches Geschlecht, periphere Neuropathie, Diabetes mellitus und Durchblutungsstörungen (1). Dr. Jan Ries nannte seinem Publikum in unterschiedlichen Studien ermittelte Zahlen: Unter Langstreckenläufern liegt die Prävalenz bei ca. 60 Prozent, unter Schwimmern bei ca. 70 Prozent, unter Triathleten bei ca. 75 Prozent, unter Fußball-Bundesligaspielern bei ca. 80 Prozent. In der Allgemeinbevölkerung liegt die Prävalenz hingegen bei 25 Prozent (1, 3).

Dieselben Risikofaktoren wie für Tinea pedis gelten auch für Tinea unguium, den Nagelpilz. Viele Sportler leben darum sowohl mit Fuß- als auch mit Nagelpilz. Eine ebenfalls nicht seltene sportbedingte Hautpilzerkrankung ist Tinea corporis gladiatorum, der sogenannte „Ringerpilz“. Hier sorgt der Erreger Trichophyton tonsurans, der sich vor allem im Kontaktsport überträgt, u. a. für Hautveränderungen, Brennen und Jucken.

Mit schneller Diagnostik und Behandlung könne man, so Dr. Ries, Hautpilzerkrankungen rasch heilen. Die topische Therapie, z. B. mit den Wirkstoffen Terbinafin oder Bifonazol, über mehrere Wochen ist oft ausreichend (2). Die Sekundärprophylaxe bleibt für Sportler und alle, die sie therapieren, jedoch herausfordernd.

Prävention steht auf vielen Säulen

Podologen therapieren vor allem Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus. Einige Profisportler, z. B. im Bundesliga-Fußball, werden ebenfalls podologisch betreut. Zudem behandeln Podologen zunehmend dermatologische Patienten mit, z. B. im Falle eines Unguis incarnatus oder bei Fuß- und Nagelpilz.

Dr. Jan Ries ermutigte alle, die Säulen der Mykose-Prävention mit ihren Patienten zu besprechen. Mögliche Infektionsquellen gilt es zu vermeiden, z. B. das Tragen von Leihschuhen oder -textilien im Sport oder die Nutzung der ebenso ineffizienten wie die Fußgesundheit gefährdenden „Fußdesinfektionsanlagen“ z. B. in Schwimmbädern.  Dem von Pilzen favorisierten feuchtwarmen Klima in Schuhen gelte es auszuweichen, so oft wie möglich. „Gewissenhaftes Trocknen, gegebenenfalls auch Föhnen der Füße, das Lüften der Sportschuhe und eine adäquate Hygiene sind sinnvoll“, betonte Dr. Ries.

Vorhandene Haut- oder Nagelplattenschädigungen lassen sich häufig präventiv versorgen, z. B. durch Pflasterspray oder Klarlack. Ries empfahl, im Falle von Haut- und Nagelpilz immer an Teamkollegen und Angehörige der Patienten zu denken: „Beraten Sie Patienten dahingehend, dass sie sich und ihre Wäsche von den Mitbewohnern separieren, bis der Pilz abgeheilt ist.“ Könne Wäsche nicht bei mindestens 60 Grad gewaschen werden, helfe ein die Erreger abtötendes Spezialwaschmittel, die Infektionskette zu unterbrechen. Auch fungizid und sporozid wirkendes Schuhspray sei zielführend.

Zudem können Sportler ihr Risiko für Hautpilzerkrankungen senken, wenn sie ihr Immunsystem stärken. Einen Wunsch an das Gesundheitssystem äußerte Dr. Ries ebenfalls: „Insgesamt wäre es von Vorteil, wenn Leistungssportler nicht nur kardiovaskuläre und pneumologische Check-ups hätten, sondern auch dermatologische.“

■ Plaum P

Quellen:

  1. AWMF (Hg.) Leitlinie 013-002: Tinea der freien Haut. Leitlinien der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft und der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft. Letzte Aktualisierung: 10/2008

  2. Du L, Liu L, Zou S, Kou E, Wang B, Zhao H, Dong B, Chen W, Liu L, Wang L, Zhu Y. Interdigital-type antifungal socks for prevention and treatment of tinea pedis. J Infect Public Health. 2024; 17: 102455. doi: 10.1016/j.jiph.2024.05.043

  3. Fachverband Podo Deutschland: DER FUSS 2024, 8.-9. November 2024. [aufgerufen am: 16.12.2024]