Laudatio zum 80. Geburtstag von Dr. Dieter Schnell
Der Mentor der Deutschen Sportophthalmologie – Dr. med. Dieter Schnell aus Ruppichteroth – feierte am 30.07.2018 seinen 80. Geburtstag.
Aufgewachsen in Annweiler in der Pfalz studierte Dieter Schnell nach dem Abitur Medizin in München, wo er 1964 das ärztliche Staatsexamen ablegte und ein Jahr später zum Dr. med. promovierte. Parallel dazu erfolgte ein Kompakt-Sportstudium in München-Grünwald. Von 1967 bis 1974 war er in der Universitäts-Augenklinik in Köln tätig, anschließend ließ er sich in eigener Praxis als Augenarzt nieder und war Belegarzt am Kreiskrankenhaus Waldbröl. Neben seiner augenärztlichen Profession war Dieter Schnell stets auch Sportler, Sport-Mediziner, Dozent, Autor und nicht zuletzt Familienvater.
Der Sport faszinierte ihn stets sehr und so wundert es nicht, dass er als erfolgreicher Turner, Trampolinspringer und Leichtathlet sich früh der Sportmedizin widmete. Seit 1964 war er in der Sportmedizin des Landes Nordrhein tätig und leitete seit 50 Jahren (von 1967 bis heute) über 300 sportmedizinische Weiterbildungskurse in der Sportschule Hennef. Die Wochenendkurse in Hennef waren und sind nach wie vor bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die aus der gesamten Bundesrepublik und später aus ganz Deutschland anreisten, äußerst beliebt. Denn neben namhaften Referenten und sportbegeisterten Wissenschaftlern sowie Übungsleitern und Trainern, die aktuelles Wissen praxisnah vermitteln, kommt auch die eigene körperliche Aktivität nicht zu kurz.
Dieter Schnell war aber auch betreuender Arzt der deutschen Olympiaauswahl bei den Olympischen Sommerspielen 1968 in Mexico City, 1972 in München und 1976 in Montreal.
Von 1975 bis 2006 – also über 3 Jahrzehnte – war Dieter Schnell Vizepräsident des Deutschen Sportärztebundes, später Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP), deren Weiterbildungsbeauftragter er nach wie vor ist. Seit 2006 ist er Ehrenmitglied des Präsidiums der DGSP.
Durch eigene experimentelle Untersuchungen entwickelte er sich zu einem der Väter der ophthalmologischen Sportmedizin, die sein „Steckenpferd“ war (und immer noch ist): Ende der 70er-Jahre entstanden erste Arbeiten zu „Kontaktlinsen bei Hochleistungssportlern“. In den 80er-Jahren folgten Arbeiten zur „Bedeutung des Sehens bei sportlicher Betätigung“, die auch heute noch zitiert werden. Zahlreiche weitere Publikationen und Vorträge sowie Filme zu Themen wie „Augenverletzungen im Sport“, „Kontaktlinsen im Sport“, „Sehorgan und Sport“, „Sportbrille und gutes Sehen beim Schulsport“ sowie die (vor allem auch von Sportlern gern genutzte) Athleten-Broschüre „Das kann ins Auge gehen…“ u.v.m. verweisen auf Dieter Schnells kreative Schaffenskraft. Nicht wenige seiner Arbeiten – veröffentlicht in Fachbüchern und wissenschaftlichen Zeitschriften – u. a. „Der Augenarzt, Zeitschrift für praktische Augenheilkunde (ZPA)“, „Der Ophthalmologe“, „Ophthalmologische Nachrichten (ON)“, „Aktuelle Kontaktologie“ und „Deutsches Ärzteblatt“ – fanden auch internationale Anerkennung.
Der renommierte Kontaktlinsenexperte, der auch im Ressort Kontaktlinsen des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands e. V. (BVA) von Anfang an einer der wichtigsten und „eifrigsten“ Vertreter aus den einzelnen Bundesländern war, übernahm 2005 die Herausgeberschaft der Zeitschrift „Aktuelle Kontaktologie“, die sich inzwischen als deutschsprachiges Fachmedium für augenärztliche Kontaktologen etabliert hat und heute zusätzlich das Thema Sportophthalmologie im Fokus hat.
1993 gründete Dieter Schnell das Ressort Sportophthalmologie im BVA und ist als Leiter wesentlicher Multiplikator in Sachen „Sehen und Sport“. „Kultstatus“ haben inzwischen die sportophthalmologischen/sinnesphysiologischen Wochenenden in Hennef erlangt, bei denen es den Brüdern Schnell stets gelang, den Teilnehmern nicht nur aktuelle sportmedizinische und sportwissenschaftliche Themen praxisnah zu vermitteln, sondern vor allem auch den „Spaß am eigenen Sporttreiben“; dies alles in einer herzlich-familiären, lockeren, stets aber auch zielgerichteten Atmosphäre. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass an den gemütlichen Hennef-Abenden auch die „künstlerische Ader“ von Dieter Schnell „aufblitzt“, mit Kostproben seiner Vorliebe für Komödie und Kabarett und natürlich frei vorgetragener Lyrik.
Sein Verdienst war es auch, dass die Sportophthalmologie Einzug in die Weiterbildung zur Zusatzbezeichnung Sportmedizin hielt und inzwischen auch in die Weiter- und Fortbildung in der Augenheilkunde.
Die Anerkennungen seiner Leistungen sind so zahlreich, nur einige davon seien hier erwähnt:
- 1978: Ehrennadel des Deutschen Turnerbundes
- Ehrenmitgliedschaft der Landessportärzteverbände Rheinland-Pfalz und Westfalen
- 1995: Wissenschaftspreis (für Kontaktlinsenforschung) des BVA
- 1999: Bundeverdienstkreuz am Bande
- 2006: Goldene Ehrennadel und Ehrenpräsidiums-Mitglied der DGSP
- 2007: Ehrennadel des Sportärztebundes Nordrhein
- 2013: BVA-Verdienstmedaille
- 2013: ECLSO-Ehrenmitgliedschaft
Mit dem 80. Geburtstag bleibt nun sicher etwas mehr Zeit für seine Familie, für Freizeitaktivitäten und für die eigenen Hobbys, speziell für das Fahrradfahren. Doch wer Dieter Schnell kennt, weiß, dass seine Zeit auch weiterhin ausgefüllt sein wird mit sportophthalmologischen und sportmedizinischen Fragen – und vielem mehr
■ Jendrusch G, Bomholt N