DZSM-MITTEILUNG

23.07.2023

Kongressbericht: Sports, Medicine and Health Summit 2023

50. Deutscher Sportärztekongress und 11th Congress of Exercise is Medicine Europe, 22.–24. Juni 2023 in Hamburg

Kongressbericht: Sports, Medicine and Health Summit 2023
Der Sports, Medicine and Health Summit (SMHS 2023) fand vom 22.–24. Juni 2023 im Congress Centrum Hamburg statt.© Hamburg Messe und Congress / Michael Zapf

Erstmals seit 2019 fand der diesjährige Sportmedizinkongress, bestehend aus dem nationalen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention sowie dem europäischen Kongress der internationalen Initiative »Exercise is Medicine«, wieder vollständig als Anwesenheitsveranstaltung statt. Umfang und Organisation des SMHS waren eindrucksvoll – aber für Teilnehmende auch mühsam: Bei bis zu 15 Parallelsitzungen muss man leider viel Interessantes weglassen. Selbst während der feierlichen Eröffnung gab es im Gegensatz zu früher andere Sitzungen, so dass diese peinlich leer war. Falls die Überfülle an Beiträgen nicht nur der langen COVID-19-Pause zuzuschreiben ist, sollte man wohl über eine jährliche Veranstaltung nachdenken.

Das Programm aus vielen aktuellen Themenbereichen (z. B. Epigenetik) war eindrucksvoll. Neben den sportphysiologischen Grundlagen aus meinem eigenen Arbeitsgebiet (Gastransport, Umwelteinflüsse, Wirkungsgrad, Muskelkater, COVID-19) fand ich wichtige Mitteilungen für einen Großvater mit fußballspielenden Enkeln, nämlich über die Risiken von Kopfbällen bei Kindern verschiedenen Alters. Auch einige Vorträge mit teils kuriosem Inhalt habe ich mir angehört. So berichtete etwa der Gerichtsmediziner Klaus Püschel aus Hamburg über Todesfälle auf dem Golfplatz, z. B. durch Krokodile, die in Florida im angrenzenden Fluss leben (»Der letzte Putt – kuriose und dramatische Golfstories«). Der Extremschwimmer André Wiersig erzählte, wie er sich in der Badewanne an eine langdauernde Wassertemperatur von 12 Grad gewöhnte, um dann sieben ca. 50 km breite Meerengen (Ärmelkanal, Gibraltar u. a.) in Begleitung von Seehunden, Walen und Haien zu durchqueren (»Nachts allein im Ozean – erfolgreich unter extremen Bedingungen«).

Die soziale Komponente, die für das Gelingen einer Tagung und die Erinnerung ebenfalls wichtig ist, hat mich teilweise enttäuscht. Der schöne Einführungsabend vor Kongressbeginn, wo man als Kongressbesucher ungezwungen Kontakte auffrischen kann, beschränkte sich auf die Teilnehmer aus den Nachwuchstreffen und den engeren Kreis der mit der Organisation befassten deutschen Sportmediziner. Der Empfang der Stadt im Rathaus war eindrucksvoll und gab viele Gelegenheiten zu Gesprächen; das Gebäude mit seinen prachtvollen Sälen hat mir sehr gefallen. Im Vergleich dazu war die Kongressparty am Freitagabend in der Industrieausstellung enttäuschend; die Halle ist nüchtern und halbdunkel, es gab kaum Sitzgelegenheiten, wenige kamen und gingen teils bald wieder. Es muss ja nicht der traditionelle teure Ballabend mit Tanzvorführungen oder ähnlichem sein – aber ein Treffen in einer freundlicheren Umgebung mit mehr Sitzgelegenheiten ist schöner. Insgesamt ist das Congress Centrum Hamburg technisch perfekt, allerdings wird man fast müde von den langen Wegen. Ein nettes Lokal zur Unterhaltung mit den Kollegen in den Pausen fehlt leider. Ein früherer Kongress in der nahe liegenden Universität gefiel mir vom Ambiente besser. Und was ich überhaupt nicht verstanden habe: Wieso kühlt man ein Gebäude in Zeiten des Energiesparens auf weniger als 21 Grad, so dass man tatsächlich gelegentlich fröstelte?

Ich habe selbst zwei deutsche Sportärztekongresse organisiert und weiß, wie aufwendig und mühevoll das ist. Deshalb herzlichen Dank an die Veranstalter unter der Leitung von Claus Rheinberger und Nils Schumacher aus Paderborn sowie Jürgen Steinacker aus Ulm für Exercise is Medicine.

■ Böning D