DZSM-MITTEILUNG

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20.04.2019

Forschung in der Sportmedizin – Neue Perspektiven und Chancen

Editorial von Univ. - Prof. Dr. Wilhelm Bloch aus der Ausgabe 4/2019 der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin (DZSM). Der Beitrag geht der Frage nach, wo die Sportmedizin im wissenschaftlichen Vergleich mit anderen medizinischen Fachdisziplinen steht und welche wissenschaftlichen Perspektiven bestehen.

Forschung in der Sportmedizin – Neue Perspektiven und Chancen
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Die Sportmedizin als eigenständige medizinische Fachdisziplin braucht eine starke universitäre Repräsentation, die ihr Impuls und Richtung gibt. Die Entwicklung der deutschen universitären Sportmedizin ist jedoch geprägt durch den Kampf um den Erhalt der Professuren an den Universitäten. Verschiedene Ursachen können dafür verantwortlich gemacht werden. Neben des Fehlens eines Facharztes, was die disziplinäre klinische Positionierung schwierig macht, ist auch die wissenschaftliche Leistung, die eine wesentliche Rolle für die Sicherung von universitären Professuren spielt, eine kritische Größe.

Daher stellt sich die Frage, wo die Sportmedizin im wissenschaftlichen Vergleich mit anderen medizinischen Fachdisziplinen steht und welche wissenschaftlichen Perspektiven für die Sportmedizin bestehen. Der Vergleich mit anderen medizinischen Fachdisziplinen fällt dabei eher ernüchternd aus. Gemessen an der Zahl und dem Impact der Publikationen kann die Sportmedizin das Niveau vieler medizinischen, insbesondere der großen Fachdisziplinen nicht erreichen. Es sind nur wenige universitäre Standorte, die eine an internationale Standards orientierte, wissenschaftliche Produktivität und Präsenz besitzen.

Einerseits gibt es dafür sicherlich eine Reihe von strukturellen Gründen, wie zu geringe fachspezifische Forschungsförderung, teilweise fehlende Anbindung an die medizinischen Fakultäten und deren wissenschaftliche Kernressourcen und Forschungsverbünde und schwierige Nachwuchsgewinnung aufgrund fehlender klinischer Perspektiven, um nur einige zu nennen. Andererseits hat sich die wissenschaftliche Förderungslandschaft verändert und erlaubt die Einbindung in nationale und internationale Forschungsverbünde, auch mit beschränkter, direkter Standort-abhängiger Einbindung, die es erlauben, grundsätzliche Strukturdefizite zumindest teilweise zu kompensieren. Thematisch kann angebracht werden, dass die Sportmedizin als Querschnittsfach die wissenschaftliche Tiefe, die in anderen medizinischen Fachdisziplinen erreicht wird, nicht bedienen kann.

Diesen Erschwernissen für eine angemessene wissenschaftliche Leistungsfähigkeit stehen eine Reihe von Möglichkeiten und Chancen gegenüber, die wenn sie genutzt werden, Konkurrenzfähigkeit im Vergleich mit anderen wissenschaftlich erfolgreichen, medizinischen Fachdisziplinen ermöglichen. Dabei sind es sowohl thematisch als auch methodisch begründete Chancen und Perspektiven, die die Sportmedizin für die Zukunft eine wissenschaftliche Basis erhalten bzw. ausbauen lassen könnten, insofern sie konsequent genutzt würden.

Bild Wilhelm Bloch
Prof. Dr. Wilhelm Bloch, Stellvertretender Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Sportmedizin e. V. © Bloch